Essen. Autor Einhard Schmidt-Kallert schreibt Geschichten über die Blütezeit der Kohle. Aus Klimasicht hält er das Aus für den Bergbau für „richtig“.

Den ersten Besuch im Bergbau-Museum hat er als Sechsjähriger absolviert. Im vierten Schuljahr hat er Bergwerke gezeichnet. Mit 13 führten ihn ausgedehnte Fahrradtouren zu den Ruhrgebiets-Zechen.

Einhard Schmidt-Kallert, in Schleswig geboren, in Düsseldorf zur Schule gegangen, hat die Industriekultur von klein auf fasziniert. Und als fast alle seine Freunde zum Studium nach Köln gingen, hat sich Schmidt-Kallert in Bochum eingeschrieben.

Geschichten beschreiben eine Welt im Verschwinden

Heute lebt der Sozialgeograph und Raumplaner, der zwischenzeitlich mal Entwicklungshilfe in Südostasien, eine Gastdozentur in Ghana und diverse Auslandseinsätze in Afrika, Asien und Lateinamerika übernommen hat, wieder in Frohnhausen und schreibt Geschichten, die eine Welt im Verschwinden beschreiben.

Da wartet der aussortierte Kohleofen am Straßenrand auf den Klüngelskerl und die winterliche Luft riecht nicht mehr nach Kohle-Hausbrand. In dem Erzählband „Machet gut, Schwatte“ (Henselowsky & Boschmann), ist Schmidt-Kallert einer von 18 Autoren, die der Kohle einen poetisch-melancholischen Nachruf widmen.

Entscheidung gegen den Bergbau sei „richtig“

Dabei ist der 68-Jährige kein Nostalgiker, der die Unter-Tage-Welt idealisiert. Mit Blick auf das Klima sei die Entscheidung für das Ende des Bergbaus „richtig und wichtig“ gewesen. Und doch weiß Einhard Schmidt-Kallert, dass die Kohle bei allen Widersprüchlichkeiten in der Geschichte des Ruhrgebiets auch eine Klammer war.

Als im Kulturhauptstadtjahr die „Schachtzeichen“ an ehemalige Kohleschächte erinnerten, da sei wieder klar geworden, „dass sich die Leute oft eher mit Fördertürmen als Kirchtürmen identifiziert haben“, sagt Schmidt-Kallert. Willi Matecki, Held seiner Erzählung „Nie mehr Hausbrand“, will von der Industriekultur nichts wissen. „Alles Rummel. Das mach ich nicht mit.“