Als junger Azubi ist Marvin Land noch auf der Zeche Prosper Haniel eingefahren. Dem Bergbau bleibt er treu: Der Essener singt im Ruhrkohle-Chor.

Wenn Marvin Land heute das Steigerlied anstimmt, dann weiß er, wovon er singt. Der 29-jährige Familienvater aus Essen hat noch Kohlenstaub geschnuppert. Als Azubi bei der Ruhrkohle ist er eingefahren. Die Bottroper Zeche Prosper Haniel lag damals schließlich direkt um die Ecke.

Papa, Onkel und Urgroßvater haben im Bergbau gearbeitet. Als 17-Jähriger hat auch Land den Ausbildungsvertrag als Industriemechaniker unterschrieben. Und sich bei der ersten Grubenfahrt „sofort in den Anblick verliebt“. Die mächtigen Maschinen, das endlose, am Grubenkorb vorbeifliegende Schwarz. Und wie das damals gerochen hat.

29-Jähriger will Kohle-Tradition weiterleben lassen

Land ist stolz darauf, „dass ich zu den Jüngeren gehöre, die das noch erlebt haben“. Wohlwissend, dass er auch einer der letzten sein wird, die den Bergbau noch von der Pike auf gelernt haben – und trotzdem nicht in dem Beruf alt werden dürfen. Die Tradition allerdings will der 29-Jährige noch lange lebendig halten. Marvin Land ist heute einer der jüngsten Mitglieder im Ruhrkohle-Chor.

Zum Singen ist er während der Ausbildung gekommen. Den Jugendchor Pro Prosper haben sie eigentlich nur aus einer Feier-Laune heraus gegründet – beim Einführungslehrgang in der Eifel. Als der traditionsreiche Ruhrkohle-Chor dann irgendwann anfragte, ob einige der jungen Herren nicht auch bei ihnen mitsingen wollten, war Land einer derer, die kamen und geblieben sind. Bei der ersten Probe war er „richtig baff“, wie gut das klingen kann: „Knappengebet“ und „Wenn schwarze Kittel scharenweis“. An das erste Weihnachtskonzert 2007 hat er bis heute beste Erinnerungen. „Damals waren noch die allermeisten Sänger Bergleute“, erinnert sich Land.

Heute tragen auch Ärzte, Handwerker und Prokuristen den schnieken schwarzen Bergkittel. Fachfremde unterm Schachthut – aber da merkt man nix von“, versichert Land, der heute mit seiner Familie in Bergerhausen lebt.

Keine Sorgen um die Zukunft des Ruhrkohle-Chors

„Wer da will ein Bergmann sein“ ist ein Klassiker im Repertoire. Marvin Land weiß noch, wie das geht. Kohlenwäsche, Kokerei, Schachtinstandhaltung, Zentralwerkstatt – während der Lehre hat er viele Stationen durchlaufen. Die Ausbildung im Bergbau sei bis heute gerne gesehen und ein „super Sprungbrett“, erzählt Land, der nach der Lehre noch sein Fachabi gemacht hat.

Was er in der Praxis gelernt hat, wird er bald in der Theorie weitergeben. Nach dem Maschinenbau-Studium an der Technischen Hochschule Georg Agricola in Bochum hat er noch eine Ausbildung zum Berufsschullehrer angehängt.

Um die Zukunft des Ruhkohle-Chors macht sich der 29-Jährige keine Sorgen. „Das Gegenteil dürfte der Fall sein.“ Schon jetzt ist der Terminkalender prall gefüllt. „Ich freu mich auf 2018.“ Wenn er zu seinen Eltern nach Bottrop fährt, fällt der erste Blick immer noch auf den Zecheturm von Prosper-Haniel. Teil der Ruhrgebiets-Identität. Heimat des Steigers. Marvin Land wird seine Ankunft auch nach 2018 weiter besingen.