Essen. Essens Sozialdezernent Peter Renzel hält falsche Altersangaben bei unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen für ein Einzelfallphänomen.
Die Angaben der Fachleute differieren: Manche glauben, dass unter den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UmF) mehr als jeder Dritte beim Alter lügt, um sich bessere Betreuung zu erschleichen, andere halten das Problem für kleiner. Diskutiert wurde nach den jüngsten Kriminalfällen, das Alter routinemäßig medizinisch zu ermitteln, was umstritten ist. Die Kosten für die jungen Flüchtlinge betragen laut Bundesfamilienministerium rund 175 Euro pro Tag und Person, was sehr viel ist im Vergleich zu Erwachsenen. Drei Fragen an Sozialdezernent Peter Renzel.
1 Wie viele unbegleitete minderjährige Flüchtlinge leben in Essen und wer betreut sie?
Peter Renzel: Aktuell leben rund 420 junge Flüchtlinge in den Wohngruppen der Jugendhilfe. Ihr Verhalten in der Stadt beobachten wir sehr genau über die stationären Jugendhilfeeinrichtungen und die Fachgruppe der Sozialen Dienste. Dort arbeiten sechs erfahrene Sozialarbeiter, die für die Begleitung verantwortlich sind.
2 Wie stellen Sie fest, ob beim Alter alles korrekt ist?
Renzel: Die Mitarbeiterinnen der Fachgruppe nehmen im Vier-Augen-Prinzip eine qualifizierte Altersschätzung vor. Alle haben in den letzten zwei Jahren sehr viel Erfahrungen gesammelt. Die Befragung basiert auf den Einschätzungsbögen des Landesjugendamtes.
3 Wurden schon einmal Unregelmäßigkeiten festgestellt?
Renzel: Extreme Abweichungen von mehreren Jahren zwischen den Angaben der jungen Menschen und ihrem tatsächlichen Alter waren nur selten feststellbar. Mir erscheint fraglich, ob medizinische Altersfeststellung zu einem wesentlich qualifizierteren Ergebnis geführt hätte. Sollten sich Anhaltspunkte ergeben, dass Altersangaben in Einzelfällen falsch waren und nach oben korrigiert werden müssen, leiten wir die jungen Menschen von der Jugendhilfe in das nächste Hilfesystem über: Hartz IV oder Grundsicherung gemäß Asylbewerberleistungsgesetz.