Essen. . Simone Hüsch stand vor einem Jahr kurz vor dem Schritt in die Selbstständigkeit. Nun erzählt sie, was aus ihrem größten Wunsch 2017 geworden ist.

Simone Hüsch zeigt auf den grauen Buffet-Schrank in der Ecke ihres kleinen Ladens: „Der geht dieses Jahr noch nach Süddeutschland“, sagt sie. Und der Tisch vor ihr mit der dunkelgrauen Platte und den weißen Beinen, der soll auch noch fertig werden. Die Abschlusslasur fehlt noch. Frühestens im März, sagt die 40-Jährige, könne sie wohl wieder Aufträge annehmen, so viel habe sie zu tun.

Simone Hüsch arbeitet alte Möbel auf. Sie weckt sie zu neuem Leben und lässt ihnen doch den Hauch des Vergänglichen. Bis vor einigen Monaten war das nur ihr Hobby gewesen und ihre Wohnung in Rüttenscheid ihre Werkstatt. Mittlerweile ist aus der Leidenschaft für alte Schränke eine Profession geworden. Simone Hüsch hat sich in diesem Jahr selbstständig gemacht und ihren festen Job als Sozialpädagogin aufgegeben.

Kleiner Möbelladen in Holsterhausen

Vor genau einem Jahr saß sie noch voller Erwartungen und Hoffnungen aber auch voller Zweifel und mit einer gehörigen Portion Respekt in ihrer Wohnung und berichtete über ihre Pläne. Damals hatte sie den Kopf bereits voller Ideen, aber noch keinen Mietvertrag für einen Laden in der Tasche und auch noch kein Gewerbe angemeldet.

Nun, ein Jahr später, steht sie in ihrem Geschäft in der Mörikestraße in Holsterhausen. An der Decke klebt eine barocke Tapete und Stuckelemente verzieren den Raum. Der steht voll mit Schränken, Tischen und Regalen und in seiner Mitte strahlt ein antikes, abgestepptes, cognacfarbenes Sofa Gemütlichkeit aus.

Der Start in die Selbstständigkeit verlief nicht glatt

Simone Hüsch ist hier im Juli angekommen. Der Start der Selbstständigkeit verschob sich wegen eines Todesfalls in der Familie um einige Monate. Auch die Renovierungsarbeiten in dem Laden liefen alles andere als geplant. „Ich hatte schon alles renoviert, als mir der Elektriker eröffnete, dass die Leitungen alle neu verlegt werden müssten.“ Ein Rückschlag ja, aber nichts, was sie so kurz vor dem Ziel entmutigt hätte. Auch den Namen für ihr Unternehmen, den sie sich anfangs überlegt hatte, musste sie nochmals ändern. „White Wings“ – so nämlich heißt ein Basketball-Verein und der wollte für die Nutzung Lizenzgebühren. Also nannte sie das Unternehmen kurzum Vintage Wings. „Der Name passt ohnehin besser“, sagt Simone Hüsch rückblickend.

Seit der Existenzgründung ist die Zeit für ihre dreijährige Tochter und ihren Mann noch knapper als vor der Selbstständigkeit, von der sie sich eigentlich mehr zeitliche Flexibilität erhofft hatte. 60-Stunden-Wochen waren im Sommer die Regel. „Das war anfangs schon heftig, aber mittlerweile ist es besser geworden. Ich habe mich sortiert“, sagt Simone Hüsch. Seit einigen Wochen hat sie außerdem einen Angestellten, der ihr bei der Abholung, Auslieferung und der Aufarbeitung der Möbel hilft.

„Alles, außer rosa, bitte!“

Auf die Frage, was sie sich vom Jahr 2017 wünscht, hatte Simone Hüsch damals geantwortet: „In einem Jahr will ich sagen: Das war beruflich die beste Entscheidung meines Lebens.“ Und wie fühlt sie heute? „Ich bin sehr glücklich und zufrieden“, sagt sie. Sie habe so viele positive Rückmeldungen erhalten. Und wo bekomme man das so permanent? Sie erzählt von „tollen Begegnungen mit Menschen“ wie dem Paar, das einen Buffetschrank zu ihr brachte und ihr sagte, sie könne ihn so gestalten, wie sie wolle, sie würden ihr vertrauen. „Außer rosa!“, habe der Mann aber noch hinzugefügt. Immer wieder bekomme sie zudem Fotos von den fertigen Schränken, die ihr die Kunden zuschicken. Und dann weiß Simone Hüsch jedes Mal: „Ja, das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens!“