Essen. . Simone Hüsch (39) will sich mit der Gestaltung alter Möbel selbstständig machen. Die Essenerin erfüllt sich 2017 damit einen großen Wunsch.
Die meisten haben vor allem Fotoalben voller Urlaubs- und Familienbilder. Simone Hüsch dagegen blättert regelrecht euphorisch in hunderten Aufnahmen alter Möbel: Schränke, Kommoden, Buffets, Bilderrahmen. Viele haben viel Zeit auf Dachböden oder in Kellern verbracht. Bis Simone Hüsch kam. Die 39-Jährige arbeitet seit einigen Jahren mit Leidenschaft alte Möbel auf und lässt ihnen doch einen Hauch des Verlebten. Mittlerweile ist das Trend und heißt neudeutsch Vintage.
Viele Jahre war das ihr Hobby. Simone Hüsch pinselte Schränke für sich, für die Familie, für Freunde an. „Es ist jedes Mal ein Glücksgefühl, wenn ich die Schränke fertig sehe.“ Die Altbau-Wohnung in Rüttenscheid wurde schnell zur Werkstatt, zum Ausstellungsraum und zu ihrer Deko-Spielwiese. „Mein Mann ist froh, dass er nachts noch das Badezimmer findet“, scherzt sie selbst über ihre Deko-Leidenschaft.
Essenerin will in eigenen Laden die aufgehübschten Möbel verkaufen
Nun soll daraus eine Profession werden, mit der sie künftig ihr Geld verdienen möchte. Simone Hüsch will sich mit einem eigenen Laden, in dem sie ihre aufgehübschten Möbel verkauft, selbstständig machen.
Und da ist Freude und Angst zugleich: „Es gab auf dem Weg dorthin immer wieder Situationen, in denen Zweifel kamen. Was machst Du da? Du hattest doch einen sicheren Job!“ Simone Hüsch kündigte Ende Oktober ihre Stelle. Sie arbeitete als Sozialpädagogin in der Psychiatrie und betreute Patienten in deren Zuhause. Die Arbeit war nicht der Grund, warum sie beruflich noch einmal neu anfangen will. „Das hat nie eine Belastung für mich dargestellt“, sagt sie.
Ein Dreivierteljahr Vorbereitung auf die Selbstständigkeit
Aber irgendwann, als die Nachfragen nach ihren Schränken zunahmen und sie oft bis spät abends mit Farbe und Pinsel im Keller oder Wohnzimmer stand, da kam der Entschluss, aus dem Hobby mehr zu machen. „Wenn ich es jetzt nicht wage, bereue ich es vielleicht irgendwann“, sagt die Mutter einer zweijährigen Tochter. Ihr Mann ist auch selbstständig und habe sie bei dem Entschluss gestärkt. „Man braucht Menschen, die hinter einem stehen, vor allem in den Momenten, wenn die Zweifel wieder hochkommen“. Seit der Geburt ihrer Tochter sei sie außerdem sehr viel mutiger geworden.
Ein knappes dreiviertel Jahr hat sich Simone Hüsch Zeit genommen, sich auf die Selbstständigkeit vorzubereiten. Keine lange Zeit, aber eine mit viel Arbeit. „Ich hab zunächst viel gelesen, was man als Existenzgründer machen muss.“ Und so landete sie in der Garage in Essen, einer Anlaufstelle, die Existenzgründer auf die Selbstständigkeit vorbereitet. Dabei geht es um Themen wie Finanzen, Marketing oder Steuern. Und natürlich um ein tragfähiges Konzept.
Der Laden soll „White Wings“ heißen
Franz Muckel vom Weiterbildungsinstitut WbI, zu dem die Garage gehört, war schnell vom Unternehmensgeist der 39-Jährigen angetan: „Wir sagen den Leuten immer: Das Wichtigste ist, dass ihr das macht, was ihr könnt. Und bei ihr kam das sofort rüber.“
Nun steht Simone Hüsch kurz vor dem entscheidenden Schritt. Im Februar oder März soll die neue Firma angemeldet sein. „White Wings“ – weiße Flügel – wird ihr Laden heißen. Noch kurz vor Weihnachten stand sie in Verhandlungen über einen Mietvertrag, auch die Internetseite war noch nicht fertig. Die nächsten Wochen werden also stressig bleiben. Doch Simone Hüsch weiß wofür: „In einem Jahr will ich sagen: Das war beruflich die beste Entscheidung meines Lebens.“