Essen. . Die Stadt will die Gesamtschule Bockmühle in Altendorf neu bauen, statt sie zu sanieren. Das wäre billiger und schneller, hat eine Studie ergeben.

Dieser Vorstoß gleicht einem Paukenschlag: Die Stadtspitze will, dass Essens älteste Gesamtschule, die „Bockmühle“ in Altendorf, abgerissen und für rund 60 Millionen Euro neu gebaut werden soll. Vorher soll eine komplett neue Gesamtschule in Altenessen-Süd entstehen, die zunächst als Ausweichgebäude für die Bockmühle dienen und später eigenständig sein soll.

Diese Lösung legt eine Machbarkeitsstudie über die „Bockmühle“ nahe, mit deren Ergebnissen bislang frühestens im Januar gerechnet worden war.

Sanierung wäre teurer und würde länger dauern

Die Studie hat ergeben: Eine Sanierung der „Bockmühle“ im Bestand würde 73 Millionen Euro kosten und acht bis neun Jahre dauern. Ein kleinerer Neubau für sechs Klassen pro Jahrgang – statt wie bisher acht – käme auf knapp 60 Millionen Euro Baukosten und könnte in vier bis fünf Jahren fertig sein. Was die Erstellung des Ausweichgebäudes und später eigenständigen Gesamtschule an der Erbslöhstraße in Altenessen-Süd kosten wird, wurde noch nicht beziffert. Die Erbslöhstraße liegt – siehe Grafik – zwischen Berthold-Beitz-Boulevard und Bäuminghausstraße; ein U-Bahnhof ist nah. Dort liegen bislang Sportplätze und Kleingärten.

Noch fehlen freilich sämtliche Beschlüsse der zuständigen Gremien im Rathaus; ein Startpunkt der Bauarbeiten ist auch noch offen. „Die entsprechenden Beschlussvorlagen sollen jetzt erarbeitet werden“, erklärte eine Sprecherin der Stadtverwaltung am Donnerstag.

„Ein anderes Ergebnis hätte mich überrascht“

„Im Rahmen der Studie hat sich herausgestellt, dass ein Neubau sinnvoller ist, deshalb setze ich mich gemeinsam mit dem Verwaltungsvorstand dafür ein“, hatte Oberbürgermeister Thomas Kufen am Mittwochabend mitgeteilt. Die Schulleitung der „Bockmühle“ wurde darüber am Donnerstagmorgen informiert. „Ein anderes Ergebnis hätte mich überrascht“, sagt die Chefin der „Bockmühle“, Julia Gajewski. Seit vier Jahren sind bereits Brandschutz-Sanierungsarbeiten an der „Bockmühle“ im Gang: „Noch zehn weitere Jahre Bauarbeiten würde wohl niemand aushalten.“ Ganz davon abgesehen, dass das Gebäude, 1972 als erste Gesamtschule in Essen eröffnet, als hoffnungslos marode gilt.

Wie lange es dauern könnte, bis die „Bockmühle“ neu starten kann, ist womöglich absehbar: Bereits 2014 beschloss der Rat, die Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck neu zu errichten – dort laufen mittlerweile die Bauarbeiten, doch mit einem Einzug der Schüler ist erst Ende des Jahres 2020 zu rechnen.

Zuletzt wurden Millionen in den Brandschutz investiert

Mindestens sechs Millionen Euro sind in den vergangenen Jahren in die Gesamtschule Bockmühle investiert worden – Brandschutzmaßnahmen, die das Gesetz vorschreibt. Trotzdem war seit Jahren unklar, ob das Gebäude, seit Jahren als hoffnungslos marode abgestempelt, überhaupt erhalten werden kann. Die Machbarkeitsstudie weist jetzt „gravierende bauliche Mängel“ und einen „sehr hohen Sanierungsbedarf“ auf – was niemanden wirklich überraschen kann.

Das Geld für den fälligen Neubau ist indes noch nicht bereitgestellt: 35 Millionen Euro aus dem Landesprogramm „Gute Schule 2020“ soll dafür benutzt werden; „die zusätzlichen Mittel müssen jetzt von den politischen Gremien beschlossen werden“, heißt es.

Brandschaden im letzten Sommer

Zu allem Unglück wurde die „Bockmühle“ in den letzten Sommerferien weiter erheblich in Mitleidenschaft gezogen, als unbekannte Täter in einem Flur Möbel und Material anzündeten. Mit der Beseitigung der Schäden sind Handwerker bis heute beschäftigt.

Seit Jahren zu wenige Plätze an Gesamtschulen

Mit ihrem Vorstoß will die Stadt auch ihr Schulentwicklungs-Problem lösen, stadtweit über zu wenige Gesamtschulplätze zu verfügen: Seit Jahren verlief die Suche nach einem Standort für eine neue Gesamtschule erfolglos.

Seit 2015, als ein Schulentwicklungsplan veröffentlicht wurde, ist dieses Problem bekannt.

Wiederholt hatten Lehrer, Eltern und Schüler auf die baulichen Mängel an der „Bockmühle“ hingewiesen: Undichte und kaputte Fenster, Feuerschutztreppen, die einsturzgefährdet und notdürftig gesperrt sind sowie defekte Sanitäranlagen und Feuchtigkeitsprobleme – ganz abgesehen von den nicht endenden Brandschutz-Arbeiten: So fehlten in zentralen Korridoren bis zuletzt die Deckenverkleidungen.