Essen. . McDonald’s lässt es mit Promis krachen, die Sparkasse feiert seit Jahren gar nicht – so laufen die Weihnachsfeiern beí den Firmen aus Essen.
Die einen verzichten völlig auf eine Weihnachtsfeier, die anderen begnügen sich mit einem Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt oder einem Essen mit der eigenen Abteilung.
Die Zeit der großen Feste sei vorüber, „viele Firmen setzen hier den Rotstift an“, hat der örtliche Vorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Reinhard Schriever beobachtet. Doch es gibt sie noch, die Weihnachtsfeier, die zwischen Event und Exzess balanciert, die Arbeitgeber, Belegschaft und C-Prominenz zur feierwütigen Menge vermengt.
McDonald’s: Ein VIP-Ausweis für alle Kollegen
So hat Markus Prünte, der 13 McDonald’s-Filialen in Essen und Umgebung betreibt, dieser Tage 900 Gäste in die Partylocation „The Address“ in Mülheim eingeladen.
Mit aufwendiger Deko ließ er dort ein McWonderland entstehen, engagierte DJs, Musiker und Tänzer und stellte ein Buffet auf, das ausdrücklich nicht aus seinem Fastfood-Imperium stammte, sondern Finessen wie Lammschulter und Parmesan-Lollis bot. Wer will auch schon auf der Weihnachtsfeier Burger essen, wenn er sie täglich brät.
Marc Terenzi, Micaela Schäfer und Nelson Müller feiern mit
Neben seinen 500 Mitarbeitern tummelten sich auf Prüntes Party TV-Promis wie Marc Terenzi oder Micaela Schäfer, Sternekoch Nelson Müller, Ex-Fußballer Gerald Asamoah, aber auch Geschäftspartner und Gärtner, Steuerberater oder Installateur.
Als einer der bekannteren Gäste mal nach einem VIP-Bereich fragte, musste Prünte ihn enttäuschen. „Hier feiern alle zusammen, bei uns ist jeder wichtig.“ Darum bekamen dieses Jahr sämtliche Gäste mit einem VIP-Ausweis.
Mitarbeiter von zweiten Franchisenehmer springen ein
Prünte begrüßt seine Gäste per Handschlag, posiert mit ihnen vor der Fotowand, hält eine Rede und ehrt verdiente Kollegen. „Die Party ist eine unheimliche Motivation für die Mitarbeiter.“ Und als früherem Diskothekenbesitzer mache sie ihm auch einfach viel Spaß: „Es wurde bis nach drei Uhr gefeiert!“
Um seine 13 Filialen am Abend der Weihnachtsfeier öffnen zu können, leiht ihm übrigens ein anderer Franchisenehmer 120 Mitarbeiter aus. „Ich stelle dann das Personal, wenn der Kollege zur Weihnachtsfeier lädt.“
Weihnachtsfeiern als Zeichen der Wertschätzung
Dass solcher Aufwand sich auch rentiert, bestätigt der Essener Unternehmensverband (EUV): Weihnachtsfeiern seien ein Zeichen der Wertschätzung und „daher immer eine sinnvolle Investition in das Betriebsklima“, sagt EUV-Geschäftsführer Ulrich Kanders.
Auch wenn die Feiern außerhalb der Dienstzeit stattfinden und daher keine Pflichtveranstaltungen seien, könne man sich dort nicht gehenlassen und zum Beispiel hemmungslos betrinken, warnt Kanders. „Wenn jemand so betrunken ist, dass er seine Kollegen anpöbelt oder angreift, ist die Schwelle zum kündigungsrelevanten Fehlverhalten überschritten.“
Sparkasse Essen verzichtet auf Weihnachtsfeier
Ein solches Risiko geht die Sparkasse Essen erst gar nicht ein. „Bei uns gibt es seit mindestens 20 Jahren keine große gemeinsame Feier“, sagt Sprecherin Katharina Schmidt-Ewig. Jeder Abteilung sei es selbst überlassen, ob sie im Advent feiere – und in welchem Rahmen. „Wir zahlen keine Züschusse zu den Feiern.“
Ganz ähnlich hält es die Stadtverwaltung: Es gibt keinen Obolus für die Feiern, „und die Geschäfts- oder Fachbereiche organisieren diese in Eigenregie“, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz. Wer sich ein besinnliches Gemeinschaftserlebnis erhofft, kann aber am kommenden Montag, 18. Dezember, beim Weihnachtssingen im Rathaus-Foyer mitmachen, wo ein Chor die Mitarbeiter zum Einstimmen einlädt.
Bistum lässt es zum Fest ruhig angehen
Eher ruhig lässt es auch das Bistum angehen, wo Weihnachten bekanntlich zum Markenkern zählt. Am kommenden Montag feiern die rund 150 Mitarbeiter des Generalvikariats morgens gemeinsam mit Bischof Franz-Josef Overbeck einen Gottesdienst, anschließend gibt es ein adventliches Frühstück in der Aula des Generalvikariats.
Pfadfinder bringen das Friedenslicht aus Bethlehem, „und der Bischof nutzt die Gelegenheit für eine Rückschau und einen Dank an die Mitarbeiter“, sagt Sprecher Jens Albers.
Schauspieler feiern in der Kulisse
Standesgemäß haben auch die gut 700 Mitarbeiter von Theater und Philharmonie (TuP) und ihre Familien gefeiert: Für Sänger, Schauspieler, Balletttänzer, Bühnenbildner und Beleuchter hieß es im Aalto-Theater „Bühne frei“. Die war mit Kulissenteilen aus Nussknacker und „La vie en rose“ geschmückt, der Aalto-Kinderchor sang, eine Band spielte und getafelt wurde natürlich auch und zwar – anders als sonst auf der Bühne – nicht nur zum Schein.
Das spartenübergreifende Fest gebe es nicht zum ersten Mal, sagt TuP-Sprecher Martin Siebold, auch die Grillo-Bühne habe man schon in eigener Sache bespielt. Größte Herausforderung sei immer, einen spielfreien Abend zu finden, an dem niemand auftreten muss.
In gewisser Weise kennt auch Dehoga-Chef Schriever dieses Problem: Als Gastronom hat er im Dezember keine Zeit für eine Weihnachtsfeier: „Wir machen das immer im Frühjahr.“
Was bei Weihnachtsfeiern ein absolutes Tabu ist
Einen kleinen Knigge zum Thema Weihnachtsfeier hat Thomas Ritter zusammengestellt, der seit 18 Jahren als selbstständiger Coach im Personalbereich arbeitet und viele Unternehmen kennt. Er sagt zu:
Teilnahme: Diese ist zwingend, selbst, wenn man keinen der Kollegen mag. In lockerer Atmosphäre ließen sich Barrieren abbauen.
Alkohol: Ja, aber in Maßen. Bei Kontrollverlust drohe nicht nur ein Karriereknick, sondern auch personalrechtliche Konsequenzen.
Handyfotos: Dürfen gemacht werden, aber nur intern im Kollegenkreis gezeigt werden. Soziale Netzwerke sind hier tabu.
Kleidung: Auf Anzug und Krawatte sollten Führungskräfte verzichten, um keine Distanz aufzubauen. Aber: Niemand sollte mit ihrer Kleidung „Begehrlichkeiten wecken“, warnt der Coach.
Das Du: Was in Partylaune angeboten wird, muss im Alltag Bestand haben. Besser man behält die Ebene bei, die man vor der Feier hatte.
Büfett: Das Führungspersonal sollte nicht zuerst gehen. Niemand sollte Berge auf den Teller türmen.
Gesprächsthemen: Gehaltserhöhungen und Zielvereinbarungen sind tabu. Sex, Religion und Politik sollte man lieber ausklammern.
Der Tag danach: Wer feiern kann, kann auch arbeiten. Eine Krankmeldung sollte man nicht schicken.
Ritters Tipps an Arbeitgeber: Keine feste Sitzordnung, keine zu lange Reden. Und: Lieber eine Location mieten als in der Firma feiern.