Essen. . Schalke 04-Stars besuchen am Nikolaustag die Uni-Kinderklinik. Das Bettenball-Turnier verlieren sie gegen das junge Patienten-Team glatt mit 6:2.

Johanna Ruhrbruch aus Essen-Steele ist erst seit einer Stunde Patientin der Kinderklinik am Universitätsklinikum und schon packt sie das königsblaue Fieber. „Ich bin doch Schalke-Fan“, strahlt die 15 Jahre alte Schülerin des BMV-Gymnasiums. Freundlich bittet sie die Schalke Bundesligastars um ein Gruppenfoto. Eine Bitte, die die Burgstallers und Kehrers, die Stamboulis und Embolos ihr gerne erfüllen. „Bitte mal alle lächeln“ – und schon ist das Selfie mit ihren Lieblingen im Kasten. Sogar S 04-Maskottchen Erwin drängt sich noch mit aufs Bild.

Später, auf der Station, verabschiedet sich der Teenager standesgemäß. „Bitte noch mal alle die Ghettofaust“, sagt sie, und fährt langsam mit ihrem Rolli – zärtlich Faust gegen Faust – gut gelaunt an den Schalke 04-Spielern vorbei.

Lukas ist Schalke-Fan und schon den ganzen Tag aufgeregt

Seit sechs Jahren fahren die Schalker jedes Jahr in der Weihnachtszeit mit Geschenken bepackt zur Kinderklinik, um den jungen Patienten ein paar schöne und vielleicht sogar unvergessliche Augenblicke zu bereiten.

Lukas Strünkmann aus Mülheim ist sechs Jahre alt und an Leukämie erkrankt. „Er ist Schalke-Fan und schon den ganzen Tag aufgeregt“, sagt seine Mutter Carina. „Ich finde die Aktion toll“, sagt Sandra Kunze aus Kassel, deren Sohn Jan (13) an einer Muskelerkrankung leidet. „Die Kinder werden durch den Besuch der Stars aus dem Krankenhaus-Trott gerissen“, sagt sie. Dass Jans Herz für den Hamburger SV schlage, spiele in diesem Augenblick keine Rolle.

Manfred Schneider, Stationsleiter, freut sich aus demselben Grund auf die Besuche der Bundesligakicker. „Weil es vom Krankenhaus-Alltag ablenkt.“ Schneider ist davon überzeugt, dass nicht nur die Patienten von der Visite in Königsblau profitieren. „Die Spieler nehmen auch was mit.“

Kinder gewinnen Bettenball-Turnier

Im Erdgeschoss in der Physiotherapie sind am Mittwoch, dem Nikolaustag, 13 Kinder mit ihren Eltern versammelt. Als die Spieler den Gymnastikraum betreten, erklingt das Schalker Vereinslied „Blau und Weiß, wie lieb ich dich“. Man klatscht sich ab, warmer Beifall brandet später auf.

Professor Dr. Stefan Gesenhues ist nicht nur Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Klinikum, sondern schon seit seiner Kindheit „ein verrückter Schalker“. Seit Juni gehört der Mediziner auch dem Aufsichtsrat des Bundesligisten an. „Ich bin froh, dass die Schalker hier sind“, sagt er.

Dann wird es sportlich. Die Krankenhaus-Auswahl tritt gegen die Stars an im Bettenball-Turnier. Ein kurzweiliges Kräftemessen, bei dem ein Softball in ein vergittertes Krankenhaus-Bett befördert werden muss. Man ahnt, wie das Match ausgehen wird. Die Jungs mit den strammen Waden, denen in den dramatischen Derbys schon mal locker vier Tore in einer halben Stunde gelingen, verlieren jetzt haushoch. Das Klinik-Team zieht auf 5:2 davon, dann gelingt der 14 Jahre alten Patientin Anna Enaux aus Düsseldorf der letzte Treffer zum 6:2. Der Favorit ist bezwungen.

Unten bei den Physios darf es ruhig rummeliger zugehen, oben auf den Stationen K1 und K2 wird es spürbar leiser. Die meisten Patienten hier sind schwerstkrank. Beel Embolo, der sympathische Schweizer im Schalker Dress, schlägt leise Töne an. „Es ist schön, wenn wir die Kinder glücklich machen können. Dann sind wir Spieler auch froh.“