Essen. . Regisseur Thomas Ladwig nimmt Lutz Hübners Komödie „Willkommen“ zur Flüchtlingsdebatte durchaus ernst. Premiere im Grillo-Theater am Freitag.
Gesellschaftskritische Themen verhandelt er immer wieder und selbstverständlich auch als Komödie. „Benefiz - Jeder rettet einen Afrikaner“ gehört dazu. Sie war eine seiner ersten Arbeiten als freier Regisseur in Essen, wo er regelmäßig inszeniert - wie zuletzt die Romanadaption „Alles ist erleuchtet“. „Ich hab’ mir geschworen, nur Stücke zu machen, hinter denen ich stehe“, sagt Thomas Ladwig. Das gilt aktuell für die Komödie „Willkommen“ von Lutz Hübner und Sarah Nemitz, die er bei allem Sinn für Leichtigkeit mit Ernsthaftigkeit auf die Grillo-Bühne bringt.
In der Realität verwurzelte Stücke
„Ich mag das Haus, die technischen Möglichkeiten, die vertrauten Schauspieler, und dass ich vielfältig arbeiten kann“, erzählt der gebürtige Essener, der in Bottrop aufwuchs und nach dem Studium in Leipzig als Regieassistent zurückkehrte. Noch während der Intendanz von Anselm Weber zog er wieder nach Essen und kam mit Hübners populären, stark in der Realität verwurzelten Stücken in Berührung.
Bereits damals gehörte der zu den meistgespielten Autoren in Deutschland, sorgte für Aufsehen mit packenden Jugenddramen wie „Ehrensache“. Mittlerweile sind seine Werke, die oft in Kooperation mit seiner Ehefrau entstehen, im Theater und im Kino („Frau Müller muss weg“) präsent.
Auseinandersetzung auf die Bühne gebracht
Zu einer Zeit, da die Flüchtlingsdebatte in der Öffentlichkeit bereits ziemlich abgekühlt war, brachte das Schauspielhaus Düsseldorf im Februar diesen Jahres „Willkommen“ heraus, gefolgt von fünf weiteren Theatern.
„Es ist ja nicht so, dass Menschen nicht mehr fliehen müssten. Und die, die bereits hier sind, kommen im Alltag an“, so Ladwig. Sie brauchen Arbeit und eine Wohnung. Bei der Frage der Unterbringung treten Hübner und Nemitz eine Auseinandersetzung los.
Mit Leichtigkeit und Wortwitz
In einer WG-Küche schlägt Dozent Benny vor, während seines Auslandsaufenthalts sein Zimmer einem Flüchtling zur Verfügung zu stellen. Natürlich wollen die allesamt gut situierten WG-Mitglieder gerne helfen. Aber was ist, wenn ich ihn in meinen privaten Raum reinlasse, fragen sie sich und geraten in Zugzwang: Fotografin Sophie ist begeistert, will gar ein Projekt daraus machen.
Feministin Doro hat ein Problem mit arabischen Männern und möchte weiterhin nackt sonnenbaden. Jonas, gerade in der Probezeit bei einer Bank, befürchtet Lärm. Studentin Anna ist schwanger und möchte lieber ihren Freund Achmed einziehen lassen. Und der fühlt sich als Nachkomme türkischer Einwanderer benachteiligt.
Essener Lokalkolorit im Stück eingebaut
„Das Schöne an dem Stück ist, dass da was unter der Oberfläche liegt“, erklärt der 36-Jährige. Und zwar „ein Text, der ein ernstes Thema mit Leichtigkeit und Wortwitz aufgreift. Es ist am Leben entlang geschrieben. Im Idealfall wird es ein Abend, an dem man merkt, dass es um etwas geht und dennoch lachen kann“. Aber nicht etwa über die Figuren, die seiner Meinung nach nachvollziehbare Haltungen haben und sehr genau angelegt sein müssen, sondern über sich selbst, wenn man sich wiedererkennt.
Dafür sorgt auch das eingebaute Lokalkolorit. So schaut die Essener Skyline zum Bühnenfenster herein und das erwähnte Erstaufnahmelager steht auf dem ehemaligen Kutel-Gelände in Fischlaken. „Vielleicht öffnet das Stück dem Zuschauer eine Tür. Damit hätte es eine Menge erreicht. Ob es kritisch genug ist, muss jeder für sich entscheiden.“
Nach der Premiere ist Thomas Ladwig eine Pause vergönnt. Anfang kommenden Jahres realisiert er dann in Lüneburg „Nur ein Tag“. Und wieder gehen Ernsthaftigkeit und Leichtigkeit Hand in Hand. „Es geht darum, Kindern das Sterben und den Tod nahezubringen.“
>>>Info:
Die Komödie „Willkommen“ hat Premiere am Freitag, den 1. Dezember, im Grillo-Theater. Die Vorstellung ist bereits ausverkauft.
Als Schauspielertheater hat Thomas Ladwig seine Inszenierung ausgerichtet. Ihr Gespür für gut gesetzte Pointen und hintersinnige Komik zeigen: Jan Pröhl als Dozent Benny, Silvia Weiskopf als Fotografin Sophie, Stephanie Schönfeld als WG-Älteste Doro, Stefan Migge als Banker Jonas, Henriette Hölzel Studentin Anna und Halil Yavuz (der in der Produktion „Erste Stunde“ bereits 2010/2011 für das Schauspiel Essen arbeitete) als ihr Freund Achmed.
Weitere Termine : 7., 22. und 31. Dezember. Karten unter: 0201/8122 200 oder www.schauspiel-essen.de