essen-Altenessen. . Wie wird man der Vermüllung im Stadtteil Herr? Die 10. Altenessen-Konferenz in der Zeche Carl zeigte, dass Ideen allein noch nicht reichen.

Auf acht von neun bisherigen Altenessen-Konferenzen kam die Vermüllung des Stadtteils mindestens zur Sprache. Die 10. Konferenz widmeten die Organisatoren, die IG Altenessen, die beiden Kirchen sowie der Verbund der Immigrantenvereine gänzlich dem Problem. Untätig war man in der Vergangenheit nicht, sogar ein Logo gegen Müll gibt es: Eine Giraffe im Müllberg, im Maul hält sie eine rote Karte, die eher wie eine Coladose aussieht. Auf Kaffeebechern und Tragetaschen soll die Giraffe für Aufmerksamkeit sorgen, und doch steht sie irgendwie symbolisch für manche der bisherigen Bemühungen: gut gemeint, aber im Ergebnis wenig zündend.

Die 10. Altenessen-Konferenz war gut besucht.
Die 10. Altenessen-Konferenz war gut besucht. © Ulrich von Born

Zeit, härtere Geschütze aufzufahren, glaubt auch OB Thomas Kufen, der seine Referentin Brigitte Norwidat-Altmann entsandte, die derzeit „Essen bleib(t) sauber“, Nachfolger von „Pico Bello“ leitet. Sie stellte sogar Mülldetektive zur Debatte. „Wir wollen in erster Linie aber das Management der Meldungen durch Bürger verbessern“, erklärt Norwidat-Altmann, die teils in skeptische Gesichter blickt. Der Plan: „Mit einer App sollen Bürger Fotos von Verschmutzungen machen und an uns senden können.“ Moderator Klaus Wermker flachst daraufhin, mit seinem Alter kokettierend: „Dann werde ich mal lernen, wie man mit dem Handy Fotos macht und hochlädt.“

Übergeordnete Behörde als mögliche Lösung

Ein Scherz, der einen ernsten Hintergrund hat für viele alte Menschen, die nicht mit Smartphones aufgewachsen sind. Doch wenn die Verunreinigungen gemeldet sind, nimmt der städtische Bürokratieapparat erst richtig Fahrt auf. EBE, Straßenverkehrsamt, Grün und Gruga – alle entsorgen Müll, doch wer wann zuständig ist: nebulös.

EBE-Geschäftsführer Uwe Unterseher-Herold spricht Klartext: „Es gibt zwei Welten, die reale Welt des gesunden Menschenverstands und dann die Welt der Gesetzbücher.“ Klaus Wermker erntet viel Applaus für seine Idee einer übergeordneten Behörde, die für jede Art von Müll an jedem Ort zuständig ist.

Die Kümmerer: Johannes Hüttemann und Stefan Maaß

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Das scheint Zukunftsmusik zu sein, doch Hoffnung gibt es an anderer Stelle insbesondere in Gestalt zweier Herren: Johannes Hüttemann und Stefan Maaß. Hüttemann gründete die Initiative Niederfeldsee, sorgt seitdem ehrenamtlich für die Sauberkeit im Krupp-Park. Seine Leidenschaft sprüht aus jedem Satz. Und sein Engagement zeigt Wirkung: Der Krupp-Park ist sauber, so sauber, dass selbst EBE-Chef Uwe Unterseher-Herold beeindruckt ist. Ebenso leidenschaftlich bei der Sache ist Stefan Maaß, Quartierhausmeister in Altenessen-Süd. Er versteht sich selbst als „Kümmerer“, geht dahin, wo’s brennt, klärt auf über die korrekte Müllentsorgung, auch wenn nicht alle das hören wollen „und man nicht nur Freundlichkeit entgegengebracht bekommt“.

Norden wünscht sich einen Quartiershausmeister

Einen Quartierhausmeister wünscht man sich auch im Altenessener Norden, doch das ist nicht so einfach. Stefan Maaß wird aus EU-Geldern bezahlt, die für den Altenessener Süden gedacht sind, nicht aber für den Norden. Eine Quartierhausmeisterstelle im Norden kann auch nicht über die Gemeinwohlarbeit besetzt werden, da rechtlich dadurch reguläre Arbeitsplätze blockiert würden. Es ist eine bürokratische Bremse, die ihresgleichen sucht. Das Engagement, das Menschen wie Hüttemann und Maaß leisten, das Anpacken statt Zerreden, bleibt trotzdem eindrucksvoll in Erinnerung.

Oder wie Klaus Wermker es zusammenfasste: „Es nützt nichts, immer auf die anderen zu zeigen. Man muss auch selbst mal aktiv werden. Und wenn es nur eine Pommestüte ist, die man aufhebt.“