Essen-Altenessen. . Integration ist in Altenessen, Karnap und Vogelheim kein Fremdwort. Die Integrationskonferenz auf der Zeche Carl zeigte, dass es trotzdem hakt.
Die erste Runde der Integrationskonferenzen endete am Donnerstagabend mit der Veranstaltung des Bezirks V in der Zeche Carl. 120 Teilnehmer waren in die Festhalle gekommen, um etwas über das Strategiekonzept der Stadt zu erfahren, um sich auszutauschen, wo es bei der Integration gut läuft und wo es hakt, und um sich einfach kennen zu lernen.
„Das Thema ist im Stadtteil ja nichts Neues. Wir fangen ja nicht bei Null an“, sagt Sebastian Klören, Bezirksstellenleiter des Jugendamtes und Mitglied im Kompetenzteam. Dort sind zudem Jobcenter, Kommunales Integrationszen-trum, Gesundheitsamt, Diakonie/Caritas, Fachbereich Schule, Institut für Stadtteilentwicklung, Institut für Sozialraumorientierte Arbeit und Beratung (ISSAB) sowie Amt für Soziales und Wohnen.
Tanja Rutkowski und Andrea Tröster moderierten
Moderiert wurde der Abend von Tanja Rutkowski und Andrea Tröster (beide ISSAB). Sie befragten zunächst die Teilnehmer, die per Handzeichen antworteten. Etwa zehn Prozent leben danach schon 15 Jahre und länger in Essen. Die gleiche Zahl ist drei Jahre oder weniger hier. Gefühlte 90 Prozent der Teilnehmer hob die Hand, als es darum ging, wer aus „beruflichen“ Gründen gekommen sei. „Positiv ist, dass sich damit zeigt, wie gut das Netzwerk im Bezirk V funktioniert und die Menschen solche Konferenzen ernst nehmen“, sagt Sebastian Klören. „Andererseits muss man fragen, wo die Betroffenen sind. Vielleicht ist die Hemmschwelle noch zu hoch. Ein Verhältnis von 50:50 wäre schöner.“
Die Geflüchteten, die gekommen waren, nahmen danach – teils mit Hilfe von Dolmetschern – an Diskussion und Erfahrungsaustausch in einer der fünf Gruppen (Leben und Wohnen, Bildung, Arbeitsmarkt, Gesundheit, Sport und Freizeit) teil.
Ohne Sprachkenntnisses sinken die Chancen
Dass sich die meisten in der Gruppe „Bildung“ zusammenfanden, überraschte Sebastian Klören. „Die Menschen suchen berufliche Einstiege und Praktika.“ Zur Bildung gehört auch Sprache. Ohne Sprachkenntnisse sinken die Chancen rapide. Sprachkurse ohne Kinderbetreuung seien problematisch und führten nicht zum Ziel. Oftmals fehle es zudem in den Schulen an den entsprechenden Räumen und Fachkräften. „Für die Unterkünfte habt ihr sehr viel Geld ausgegeben. Jetzt, wo es darum geht, uns zu beheimaten, wird gespart“, gibt Sebastian Klören Fragen wieder, die aufkamen. Es sei – so der Bezirksstellenleiter des Jugendamtes – ein großer Bedarf an Betreuung da. „Wenn wir das nicht schaffen, bekommen wir ein Problem.“
Zweite Konferenz findet am 19. April 2018 statt
Der Termin für die zweite Runde auf Zeche Carl steht fest: 19. April 2018. „Wir gehen nun an die Auswertung der ersten Konferenz, schauen, was wir im Bezirk machen können und was wir an das übergeordnete Steuerungsteam weiterleiten werden“, sagt Sebastian Klören.
Die bereits hier lebenden Menschen dürfe man bei allen Aktivitäten aber nicht vergessen.
>>> 3140 Geflüchtete leben im Bezirk V
3140 Menschen aus den zwölf Hauptfluchtländern lebten am 30. Juni 2017 im Bezirk V (58 083 Einwohner). Die Verteilung: Karnap 458, Altenessen-Nord 613, Vogelheim 266, Altenessen-Süd 1803. Davon wohnten 179 in Unterkünften.
Insgesamt lebten am Stichtag in Essen 21 524 Geflüchtete, im Bezirk V waren es damit rund 14 Prozent.