Essen-Nordviertel. . Drogen sind bei der Bevölkerung im Nordviertel ein Thema. Das war bei der Ortsbegehung, die von Gabi Wittekopf organisiert wurde, zu spüren.

Drogenhändler bei der Arbeit direkt hinter dem Zaun des Familienzentrums St. Peter. Mehr als eine Hand voll gebrauchter Spritzen auf einer Wiese, etwas mehr als einen Steinwurf von einer Schule entfernt. „Das war der Auslöser, mit dem Stadtteilprojekt Kontakt aufzunehmen“, sagt Stefanie Niermann, die die Kita St. Peter in der Süderichstraße leitet.

Gabi Wittekopf (vorne rechts) ging voran durchs Nordviertel.
Gabi Wittekopf (vorne rechts) ging voran durchs Nordviertel. © Kerstin Kokoska

Gabi Wittekopf vom Stadtteilprojekt nahm die Anregung auf, lud Vertreter der Polizei, des Ordnungsamtes, der Suchthilfe sowie die Quartiershausmeister ein und organisierte für Donnerstagabend eine Ortsbegehung, an der rund 25 Frauen und Männer teilnahmen. Über acht Stationen sollte die Tour durchs Nordviertel führen. Zwei Etappenziele wurden geschafft.

Angeregte, aber sachliche Diskussion

Das hatte einen einfachen Grund. Sowohl beim ersten Stopp an der Backsteinkirche St. Peter als auch auf der Altenessener Straße wurde angeregt, aber zugleich sachlich, diskutiert. Neben der Kirche bietet ein kaum einsehbares Gelände den Drogenhändlern Schutz vor unerwünschten Blicken. Bäume und Sträucher auf der Altenessener Straße dienten – so berichteten mehrere Anwohner – als Drogen-Depots. „Durch die Videoüberwachung auf dem Rheinischen Platz wurde die Szene an andere Orte verdrängt“, sagte Polizeihauptmeister Frank Hegemann von der Innenstadtwache. Von gewalttätigen Übergriffen sei nichts bekannt. Drogenhandel und -konsum rund um Kitas und Schulen dürften aber natürlich nicht toleriert werden. „Wir sind allerdings auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen“, betonte der Polizeibeamte. Eine Art von Prävention sei aber schon so ein Ortsbegehung, auf der Bürger sich engagiert mit dem Thema beschäftigten.

Preiswerte Behälter für gebrauchte Nadeln

Anwohnerin Marianne Tokic und Robert Lamprecht, der im nahe gelegenen Förderturmhaus II Kinder betreut, thematisierten achtlos entsorgte Spritzen. Es gebe preiswerte kleine Behälter, in denen bis zu 70 Nadeln gesammelt werden können. „Jede Pumpe, so nennen Drogenabhängige ihre Spritzen, die nicht mehr rumliegt, ist eine Gefahrenquelle weniger“, sagte der Vertreter der Suchthilfe. Um die Funde kümmert sich u.a. das Ordnungsamt.

An der Altenessener Straße.
An der Altenessener Straße. © Kerstin Kokoska

Bei der abschließenden Gesprächsrunde im Innenhof der Kita St. Peter wurde bei Brezeln und Mineralwasser ein Resümee gezogen. „Kinder brauchen ganz viel Aufklärung bei dem Thema“, forderte eine Großmutter. Drogen seien allerdings nicht das einzige Problem, es müsse auch dafür gesorgt werden, dass die Vermüllung nicht weiter zunehme. „Man darf das Thema Drogen nicht tabuisieren. Man merkt, dass die Menschen im Stadtteil sich engagieren und etwas verbessern wollen“, findet Gabi Wittekopf. Kitas und Schulen müssten nun noch stärker für das Thema sensibilisiert werden, weil sie oft erster Ansprechpartner seien.

Junge Mütter werden sich an Polizei wenden

Drei junge, irakisch-stämmige Mütter waren sich nach der Begegnung auf dem Heimweg einig: Fällt ihnen demnächst etwas auf – wie jüngst, als eines ihrer Kinder beim Spielen etwas Verdächtiges fand – würden sie nicht zögern, die Polizei oder das Ordnungsamt anzurufen.