Essen-Steele. . Stadt prüft Angebote für das Baugrundstück am Äbtissinsteig in Steele. Nicht schnell genug, klagt der Kunstverein. Er fürchtet um einen Investor.

Während die Stadt derzeit Angebote und Konzepte für die ehemalige Schule am Äbtissinsteig prüft, sorgt sich der Kunstverein Atelierhaus weiter um die Zukunft des historischen Gebäudes in Steele. Die Mitglieder fürchten, dass ein Interessent, der den Erhalt des Baus aus dem Jahr 1899 anstrebt, abspringt. Schuld soll die Dauer des Verfahrens sein. Daher pochen Verein und potenzieller Investor auf Dringlichkeit und hoffen auf einen Beschluss noch in der Ratssitzung im Dezember – bisher erfolglos.

Derzeit nutzt der Runde Tisch Steele einige Räume im Atelierhaus für seine Flüchtlingsarbeit.
Derzeit nutzt der Runde Tisch Steele einige Räume im Atelierhaus für seine Flüchtlingsarbeit. © Knut Vahlensieck

Ein Versuch, die ehemalige Pestalozzi-Schule zu verkaufen, scheiterte in diesem Jahr bereits, als sich der damalige Investor zurückzog. Die Frist einer weiteren Ausschreibung mit dem Mindestgebot von 528 000 Euro für das Gebäude samt 2600 qm Grundstück lief Ende September aus. Wer die Interessenten sind, ist nicht bekannt, da es sich um ein nicht öffentliches Verfahren handelt. Ein Bieter jedenfalls ist ein Essener Unternehmen, das die alte Schule erhalten und dort samt 50 Mitarbeitern einziehen will. „Da wir unseren bisherigen Standort in Kray verlieren und das Gebäude in Steele saniert werden muss, sind wir jedoch auf eine Entscheidung noch in diesem Jahr angewiesen“, sagt einer der Verantwortlichen, der namentlich nicht genannt werden will.

Awo wäre mit sozialen Wohnungen mit im Boot

„Das Atelierhaus ist aber unser Favorit“, sagt er und sprach bereits im

Die Steeler Ringe gehören an der Außenfassade zu der ehemaligen Schule am Äbtissinsteig.
Die Steeler Ringe gehören an der Außenfassade zu der ehemaligen Schule am Äbtissinsteig. © von Born

Büro des Oberbürgermeisters vor, argumentierte mit Arbeitsplätzen und Gewerbesteuer und wies auf die Dringlichkeit hin. „Uns wurde gesagt, dass voraussichtlich im Februar entschieden werde“, sagt der Unternehmer verständnislos. Mit ihm sitzt die Arbeiterwohlfahrt (Awo) im Boot, denn zu dem entsprechenden Entwurf zählt auch sozialer Wohnungsbau, erklärt Awo-Geschäftsführer Oliver Kern: „Wenn die Firma abspringt, ist unser Gebot hinfällig und die Awo raus.“

Nun blicken die Mitglieder des Kunstvereins besorgt auf die Zukunft des Gebäudes, in dem die Folkwang-Schülerin und Beuys-Studentin Doris Schöttler-Boll bis zu ihrem Tod 2015 lebte. Dort schuf sie ein Kreativzentrum, das Begegnungsstätte für Künstler, Literaten, Filmemacher und Nachbarn wurde. „Das Haus war mehr als 20 Jahre lang kultureller Mittelpunkt in Steele und über den Stadtteil hinaus“, sagt Erwin Wiemer, zweiter Vorsitzender des Vereins. Heute nutzt der runde Tisch Steele einzelne Räume für seine Flüchtlingsarbeit.

Kunstverein liegt vor allem Erhalt am Herzen

„Selbst wenn wir als Verein künftig nicht mehr im Atelierhaus unterkommen, liegt uns der Erhalt am Herzen“, sagen der Vorsitzende Michael Steinmann und Edelgard Stryzewski-Dullien, langjähriges Vorstandsmitglied. Unterstützung gibt es aus der Politik, etwa von Bezirksvertreter Jürgen Zierus (Linke): „Das Haus steht zwar nicht unter Denkmalschutz, es ist aber ein Denkmal“, betont er. Sie drängen gemeinsam auf einen Beschluss noch 2017 und setzen auf die Essener Firma aus der Kreativbranche, da sie fürchten, andere Investoren könnten das Haus abreißen.

Möglich ist ein Abriss. Die Stadt will allerdings bei den Angeboten (ihre Zahl liegt laut Stadt im zweistelligen Bereich) Verkaufspreis und Baukonzept gleich gewichten. „Aktuell prüfen wir die Angebote“, sagt Stadtsprecherin Silke Lenz. Das Ergebnis werde eine umfangreiche Vorlage für die zuständigen Gremien sein. Die Entscheidung liege dann bei der Politik, avisiert ist die Ratssitzung im Februar.

Alle Interessenten werden gleich behandelt

„Als öffentliche Hand sind wir an dieses ordentliche Verfahren gebunden“, erklärt Lenz. Bei diesem werden alle gleich behandelt. Gleichzeitig widerspricht sie dem Eindruck, die Dauer des Verfahrens sei mangelndem Interesse der Stadt geschuldet. „Es ist nicht das einzige Verfahren. Zudem hat der Büroleiter des Oberbürgermeisters sich durchaus Zeit für den Mitbieter genommen“, sagt sie und wundert sich wiederum, woher Außenstehende wissen wollen, dass nur ein Investor das Atelierhaus erhalten wolle.

„Bleibt es bei dieser Zeitschiene, unterschreiben wir im November einen Vertrag für eine Immobilie außerhalb Essens“, sagt der Unternehmer enttäuscht. Und der Kunstverein plant nach einer Lichterkette im Mai eine Unterschriftenaktion auf dem Steeler Weihnachtsmarkt, um das Atelierhaus zu retten.