Essen. . Aldi Nord präsentiert seine Artikel nicht mehr auf Paletten. In der Kettwiger Filiale wurde das Konzept bereits verwirklicht. Ein Rundgang.

  • Der Discounter bricht mit alten Prinzipien und verkauft seine Artikel nicht mehr auf Paletten
  • Vor allem Obst und Gemüse werden jetzt in aufgelockerter Form präsentiert
  • In Essen-Kettwig wurde bereits das neue Konzept verwirklicht

In den 1960er Jahren haben die Brüder Albrecht aus Essen die Discounter hierzulande salonfähig gemacht. Das Prinzip: wenig Auswahl, billig im Einkauf und damit auch günstig im Verkauf. Auch die Präsentation der Waren war über Jahrzehnte vor allem nüchtern, zweckmäßig und möglichst kostensparend. Doch jetzt ändert sich das Gesicht der Märkte von Aldi Nord: In Kettwig an der Montebruchstraße wurde dieser Tage die dritte umgebaute Filiale auf Essener Stadtgebiet – insgesamt gibt es 37 – wiedereröffnet.

Beschilderung weist die Produktgruppen aus

Die bislang üblichen Kartons, gestapelt auf Paletten, findet man fast nur noch bei den Getränken. Wie bei anderen Supermärkten auch, zeigt Aldi Nord seine Artikel (über 1200 an der Zahl) nun aufgereiht in den Regalen. Eine Beschilderung weist die Produktgruppen aus – wie etwa Backstraße, Weinwelt, Fisch, Tiefgekühltes. Die Gänge sind deutlich breiter, LED-Leuchtkörper sorgen für mehr Helligkeit.

Die Aldi-Filiale an der Montebruchstraße in Kettwig: Nach einem einwöchigen Umbau wurde dieser Tage das neue Filialkonzept der Kundschaft präsentiert.
Die Aldi-Filiale an der Montebruchstraße in Kettwig: Nach einem einwöchigen Umbau wurde dieser Tage das neue Filialkonzept der Kundschaft präsentiert. © Kerstin Kokoska

„Die Kunden sind auch im Discount-Bereich anspruchsvoller geworden“, erklärt Unternehmenssprecher Manuel Sentker. „Vor allem für Obst und Gemüse haben wir mehr Platz geschaffen.“ Und wer noch Anregungen für Mittag- oder Abendessen sucht: Das „Rezept der Woche“ gibt es als Handzettel, die benötigten Zutaten sind alle auf einer Theke versammelt. „Da muss niemand lange suchen“, erläutert Sentker den Servicegedanken dahinter.

Aldi analysierte im Vorfeld das Kundenverhalten

Im Vorfeld des Umbaus seien ausgiebig das Kundenverhalten analysiert, Warengruppen zusammengestellt und bei der Inneneinrichtung Prototypen an Regalen getestet worden. „Aldi ist noch Aldi, aber in Schick“, findet Sentker.

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Nach einigen Testläufen wurde im April in Herten der erste nach den neuen Prinzipien umgestaltete Markt als Prototyp eröffnet. In Essen ist die Kettwiger Filiale die dritte umgebaute. Der 1100 Quadratmeter große Neubau war erst Ende 2015 im Gewerbegebiet Montebruchstraße in Betrieb gegangen, ein Umbau nach so kurzer Zeit ist eigentlich unüblich. „Gerade aufgrund der Größe und Modernität des Gebäudes ließ sich hier das Konzept aber am schnellsten realisieren“, so der Sprecher.

Weitere Standorte folgen in Kürze

Binnen einer Woche setzten Filialleiter Ralf Klug und sein Team das Konzept um. Nicht nur räumlich hat sich einiges verändert, auch die Arbeitsabläufe sind andere geworden. Die Ware muss nun immer ausgepackt und arrangiert werden. Klug: „Darauf werden wir uns einstellen.“ Der Umbau anderer Discounter-Standorte in Essen werde in Kürze folgen, sagt Sentker. Einige würden für die Modernisierung erweitert, bei zu kleinen Märkten seien Abriss und Neubau im Gespräch. „Aber das sind immer Einzelfallentscheidungen.“

>> Das größte Projekt in der Firmengeschichte

Für Aldi Nord mit Sitz in Essen ist der Umbau der 2300 deutschen und weiterer ausländischer Supermärkte das größte Projekt in der Firmengeschichte. Die Investitionen liegen insgesamt nach Unternehmensangaben bei 5,2 Milliarden Euro.

Das Unternehmen hat sich vorgenommen, 30 Filialen pro Woche umzubauen. In Essen ist die Filiale an der Keplerstraße in Holsterhausen Anfang 2018 die nächste. Die zwei Filialen in Kupferdreh und Steele wurden bereits im September modernisiert.