Essen. Die Polizei hat eine schwangere Frau befreit, die verschleppt und misshandelt wurde. Beamte nehmen Männer aus libanesischer Großfamilie fest.

Mit körperlicher Gewalt hat die Polizei eine schwangere Frau aus einer Wohnung im Südviertel befreit

Vier Männer wurden von den Einsatzkräften festgenommen. Bei Festnahmen kam es zu Tumulten

Die Männer sollen die Frau an die Bottroper Stadtgrenze verschleppt haben

Nur mit körperlicher Gewalt und einem Großaufgebot von Beamten hat die Polizei eine verschleppte und massiv misshandelte 23-Jährige aus einem Mehrfamilienhaus im Südviertel retten können: Die junge Frau erlitt durch stumpfe Gewalt schwere Verletzungen am ganzen Körper.

Sie wurde ebenso in ein Krankenhaus eingeliefert, wie eine etwa 20 Jahre ältere Angehörige, die angesichts des Gewaltexzesses in einem Mehrfamilienhaus am Beiseweg einen Zusammenbruch erlitt. Nach ersten Erkenntnissen soll es sich um die Mutter des Opfers handeln.

Polizei nimmt vor Ort vier Männer fest

Vier Männer, allesamt Deutsche mit kurdisch-libanesischem Hintergrund, so die Polizei, wurden in dem Haus festgenommen, drei Beamte bei dem Einsatz leicht verletzt. Die Behörden ermitteln nun wegen gefährlicher Körperverletzung. Dass eine Schwangerschaft der jungen Frau der Auslöser für die Misshandlungen gewesen sein könnte, wollte die Polizei noch nicht bestätigen. Die Ermittlungen gestalteten sich schwierig, heißt es, weil die Großfamilie schweigt.

Es war gegen 3.50 Uhr, als die Polizei ein Notruf erreichte, dass sich die 23-Jährige in großer Gefahr befinde. Der rechtzeitige Alarm und das schnelle Einschreiten der Polizei retteten der Frau vermutlich das Leben. Die Beamten stürmten das Haus und entdeckten in der zweiten Etage das schwer verletzte Opfer, um das sich sofort ein Notartzt, Sanitäter und ein im Rettungsdienst ausgebildeter Polizist kümmerten.

Situation eskaliert bei der Festnahme

Währenddessen stießen weitere Polizisten in einer darunter liegenden Wohnung auf einen Mann, der die junge Frau verprügelt haben könnte. Auf ihn traf jedenfalls die Beschreibung des Opfers zu. Als die Einsatzkräfte den Verdächtigen festnehmen wollten, eskalierte die Situation. Eine Gruppe von Männern ging auf die Beamten los, attackierten sie und versuchten den mutmaßlichen Peiniger der 23-Jährigen zu befreien.

Nur mit körperlicher Gewalt, sagte Polizeisprecher Peter Elke, konnten die Maßnahmen bis hin zu den vier Festnahmen durchgesetzt werden. Unterstützung durch zusätzliche Kräfte aus Mülheim und Duisburg war notwendig, um die aus dem Ruder laufende Situation wieder in den Griff zu bekommen.

Männer verschleppen Schwangere an die Bottroper Stadtgrenze

Einer der in Gewahrsam genommenen Männer wurde im Laufe des Freitags wieder entlassen, und eine eigens eingesetzte Kommission versucht nun, die genauen Hintergründe der Gewalt unter den Verwandten zu klären. Sie wird auch die Aussagen der jungen Frau gegenüber der Polizei auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen haben:

Die 23-Jährige schilderte in einer ersten Anhörung, dass sie in der Nacht nahe der Essener Stadtgrenze zu Bottrop überfallen, misshandelt und gegen ihren Willen in einem Fahrzeug ins Essener Südviertel verschleppt worden sei. Die ganze Zeit über habe sie körperliche Gewalt erleiden müssen.

Zeugen, die Verdächtiges beobachtet haben, sollten sich bei der Polizei melden unter 0201/829-0.