Bottrop/Dorsten. Eine Woche lang soll ein 53-Jähriger den Freund seiner Tochter entführt und mit Nacktfotos erpresst haben. Vor Gericht schweigt der Angeklagte.

Brutal und menschenverachtend hört sich an, was die Staatsanwaltschaft am Donnerstag den drei Männern aus Bottrop und Dorsten vorwirft. Sie sollen einen heute 27-Jährigen aus Lotte bei Osnabrück entführt, geschlagen, erniedrigt und beraubt haben. Vor dem Landgericht Essen schweigt der Hauptangeklagte Mohammad A. (53) aus Dorsten.

Sein Mitangeklagter, ein 26 Jahre alter Bottroper, redet und bestreitet die Anklagevorwürfe komplett. Ja, sagt er, der 27-Jährige sei drei Tage lang in seiner Wohnung am Rande der Innenstadt in Bottrop gewesen. Dort sei diesem aber in seiner Anwesenheit nicht übel mitgespielt worden.

Das schildert die Anklage anders. Die Tochter von Mohammad A. hätte, obwohl damals verheiratet, ein Verhältnis mit dem 27-Jährigen gehabt, der 2010 aus Pakistan nach Deutschland gekommen war. Das hätte dem bereits in den 80er Jahren aus Pakistan eingewanderten Vater nicht gepasst. Gemeinsam mit mehreren Landsleuten soll er deshalb geplant haben, das Pärchen zu trennen. Sie hätten ihn entführen wollen, um ihm einen Denkzettel zu verpassen. Geplant sei auch gewesen, dass sie ihm einige Wertgegenstände abnahmen.

In eine Falle gelockt

Am 30. Mai 2012 soll der 27-Jährige am Bahnhof Feldhausen in eine Falle gelockt worden sein. Eine Odyssee schloss sich an. Mal sei der junge Mann in der Wohnung des Bottroper Angeklagten festgehalten worden, mal in einer Wohnung in Dorsten oder im Hinterzimmer einer Pizzeria. Dort hätten die Angeklagten ihn geschlagen und damit gedroht, seine Mutter und seine Schwester umzubringen.

Besonders perfide, wenn die Anklage stimmt: Sie zwangen den 27-Jährigen, sich komplett auszuziehen und fotografierten ihn. Dann hätten sie gedroht, diese Bilder bei facebook oder youtube im Internet zu veröffentlichen. Auch seine Familie in Pakistan sei informiert worden.

Um Geld sei es auch gegangen, heißt es in der Anklage. Denn unter dem Eindruck der Fotos, der Schläge und der Drohungen hätte der 27-Jährige schließlich die Pin-Nummer seiner EC-Karte preisgegeben. Insgesamt 1000 Euro hätten die Angeklagten von seinem Konto abgehoben.

Nach einer Woche sei der Spuk beendet gewesen. Die XVII. Strafkammer vernahm den 27-Jährigen. Er blieb bei seinen Vorwürfen.