Essen. . Im Oktober wurde diese Marke erstmals seit 2008 unterschritten. Die Wirtschaft läuft, es gibt viele freie Jobs – und Maßnahmen des Jobcenters.
- Erstmals seit 2008 wurde diese Marke im Oktober unterschritten.
- Die Essener Wirtschaft läuft, es gibt viele freie Jobs
- Aber auch Aktivierungshilfen des Jobcenters drücken die statistische Arbeitslosigkeit
Der Arbeitsmarkt in Essen steht so gut da, wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Im Oktober ist die Arbeitslosenquote erstmals seit dem Jahr 2008 wieder unter die Elf-Prozent-Marke gesunken, wie die Arbeitsagentur am Donnerstag mitteilte. Sie erreichte aktuell 10,9 Prozent. Vor einem Jahr lag sie bei 11,8 Prozent. „Die starke Herbstbelebung in Essen hält weiter an“, unterstrich Stephanie Herrmann, Geschäftsführerin operativ bei der Arbeitsagentur.
Im Oktober war die Arbeitslosenzahl den dritten Monat in Folge gesunken. Zum Stichtag galten in Essen 32 330 Frauen und Männer als arbeitslos, das waren 577 weniger als im September. Deutlich stärker fällt der Rückgang in der Statistik jedoch im Vergleich zum Vorjahr aus. Im Oktober 2016 gab es in Essen noch 2375 Arbeitslose mehr.
Unternehmen melden mehr freie Jobs
Der starke Rückgang hat mehrere Gründe. Erstens: Die Wirtschaft in Essen läuft weiter gut. Das hat erst vor wenigen Tagen die Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer sowie die der Kreishandwerkerschaft gezeigt. „Die Unternehmen haben einen hohen Bedarf an Fachkräften“, unterstreicht Herrmann. Das sei auch bei den freien Arbeitsstellen abzulesen, die Unternehmen der Arbeitsagentur melden. Demnach gibt es zurzeit rund 4200 Jobs zu besetzen. Das sind fast 500 mehr als vor einem Jahr. Vor allem der in Essen stark vertretene Gesundheitsbereich, die Pflege, die Bauwirtschaft aber auch der Handel und Behörden suchen derzeit Arbeitskräfte. Gleiches gilt für die Branchen Verkehr und Logistik sowie Schutz und Sicherheit. Selbst in der Produktion und Fertigung gibt es mit rund 800 ein hohe Zahl unbesetzter Stellen.
„Dabei werden aber nicht nur Fachkräfte gesucht, sondern zunehmend auch Helfer“, sagt Bodo Kalveram, Leiter des Jobservice beim Jobcenter. Firmen würden einfache Tätigkeiten vermehrt auslagern, um ihre Mitarbeiter zu entlasten. Davon würden dann auch Langzeitarbeitslose profitieren, die beim Jobcenter gemeldet sind.
Mehr Flüchtlinge in Integrationskursen
Zweiter Effekt, der sich in der Arbeitsmarkt-Statistik bemerkbar macht: Besonders im Bereich des Jobcenters sind die Arbeitslosenzahlen gesunken. Das liegt aber nicht allein an Vermittlungen in Arbeit. Viele Langzeitarbeitslose – 2000 mehr als vor einem Jahr – sind in so genannte „Aktivierungsmaßnahmen“ gegangen, werden in Kursen wieder an Arbeit herangeführt. „Wir haben uns gezielt Gruppen angenommen, die weit weg vom Arbeitsmarkt sind“, sagt Kalveram. Das entlastet die Arbeitslosenstatistik, auch wenn diese Menschen faktisch weiter arbeitslos sind. Gleiches gilt für Flüchtlinge in Sprach- und Integrationskursen. Ihre Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls deutlich gestiegen, was sich wiederum positiv in der Statistik niederschlägt.
Und schließlich gibt es noch den dritten Effekt: Viele Jugendliche haben im September, vor allem aber jetzt im Oktober eine Ausbildung begonnen.
Zum Ende des Jahres dürften die Arbeitslosenzahlen saisonüblich aber wieder ansteigen. „Daher erwarten wir für Dezember eine saisonbedingte Zunahme der Arbeitslosigkeit“, so Stephanie Herrmann von der Arbeitsagentur. Insgesamt betrachtet sei der Essener Arbeitsmarkt aber „sehr aufnahmefähig und stabil“. Das zeige sich auch in der Zunahme der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung.