Essen. . IHK misst beste Stimmungswerte seit neun Jahren. Auch im Handwerk brummt es, so dass Kunden länger warten müssen. Aber eine Sorge wächst rasant.

  • IHK: Stimmung hat sich weiter verbessert, beste Werte seit neun Jahren
  • Auch im Handwerk brummt es, mit der Folge, dass Kunden länger warten müssen
  • Aber die Sorge um Fachkräfte wächst rasant

Die Wirtschaft in Essen ist in der besten Form seit Jahren. „Die Unternehmen sind gut aufgestellt. Es brummt in der hiesigen Wirtschaft“, sagte der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Essen, Gerald Püchel, mit Blick auf die am Mittwoch vorgelegte Konjunkturumfrage der IHK. Die Ergebnisse fließen in den Ruhrlagebericht der Kammern im Revier ein, der am gestrigen Mittwoch das 99. Mal erschienen ist.

Schon am Tag zuvor hatte auch das Essener Handwerk gute Konjunkturumfragezahlen vorgelegt. In Essen müssen Kunden mittlerweile über sechs Wochen auf einen Handwerker warten. Vor einem Jahr waren es im Schnitt nur vier Wochen gewesen. „Die Handwerksbetriebe sind überwiegend gut ausgelastet, die Auftragsbücher sind voll“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Wolfgang Dapprich.

Beste Umfragewerte seit neun Jahren

Gut läuft es derzeit besonders in der Industrie, am Bau und im Dienstleistungsgewerbe. Gefragt nach ihrer geschäftlichen Lage antworteten 42 Prozent der Firmen im IHK-Bezirk Essen, Mülheim, Oberhausen mit gut, nur acht Prozent meinten, es laufe schlecht. Der Saldo von 33 Punkten ist der beste Wert seit neun Jahren. In Essen (siehe Grafik unten) lag der Saldo mit 36 Punkten sogar noch höher.

Auch der Essener Unternehmensverband (EUV) bestätigte: „Wir können von einem guten und durchaus nachhaltigen Aufschwung für alle Branchen sprechen“, sagte EUV-Geschäftsführer Ulrich Kanders. Bezogen auf die Industrie sei generell feststellbar, dass die Inlandsaufträge und vor allem die Aufträge aus dem Ausland deutlich angezogen haben.

Besonders bemerkenswert aus Sicht der IHK: Die Mehrzahl der befragten Essener Unternehmen geht davon aus, dass im kommenden halben Jahr ihre Lage gleichbleiben bzw. sich noch verbessern wird. Ein wesentlicher Treiber dürfte auch hier die Bauwirtschaft sein. Jüngste Nachrichten, dass in Essen in den kommenden Jahren 9000 Wohnungen fehlen, versprechen auch in den nächsten Jahren eine gute Baukonjunktur.

Jeder vierte Betrieb will einstellen

Was die IHK-Umfrage auch ergab: Jeder vierte Essener Betrieb will Mitarbeiter einstellen. Das ist im Vergleich zur jüngeren Vergangenheit ein besonders hoher Wert, bestätigte der IHK-Konjunkturexperte Heinz-Jürgen Hacks. Damit dürfte in Essen der Aufwärtstrend bei den sozialversicherungspflichtigen Jobs auch im kommenden Jahr anhalten.

Hacks dämpfte aber gleichzeitig die Erwartungen auf einen regelrechten Beschäftigungsschwung. In der Umfrage nämlich gab jedes zweite Unternehmen bereits an, dass es Probleme mit der Besetzung offener Stellen habe. Vor wenigen Jahren noch habe dies nur jedes vierte Unternehmen angegeben. „Das ist ein erheblicher Sprung“, bestätigte Hacks.

Auch die Umfrage unter den Handwerksbetrieben förderte die wachsende Sorge um die passenden Fachkräfte zu Tage. Vor einem Jahr gab jedes vierte Handwerksunternehmen an, dass es offene Stellen zu besetzen habe. In der aktuellen Umfrage jetzt betraf dies bereits jede dritte Firma.

Arbeitslose profitieren weniger

Die guten Wirtschaftsaussichten werden auch nicht in gleichem Maße den knapp 33 000 Arbeitslosen in Essen zu Gute kommen, glaubt Heinz-Jürgen Hacks von der IHK. Viele neue Jobs entstehen im Dienstleistungssektor, der qualifizierte Beschäftigte suche. „Essen aber fehlen vor allem Industriearbeitsplätze.“ Um mehr solcher Arbeitsplätze in der Stadt anzusiedeln, bräuchte Essen mehr Gewerbeflächen. „Essen könnte besser aussehen, wenn es da mehr anbieten könnte.“ Doch in diesem Punkt herrsche seit Jahren schon Stillstand.