Essen. . Essen hat die Prognose zum Wohnungsbedarf aktualisiert. Die Debatte über günstigen Wohnraum und Freiflächen dürfte wieder aufflammen.
- Stadt Essen aktualisiert Prognose zu Wohnungsbedarf. Angebot hält mit Nachfrage nicht Schritt
- Platz für 9000 Wohnungen fehlt. Neue Debatte über Wohnungsbauflächen dürfte bald folgen
- Erster Schritt: SPD-Forderung nach Sozialquote. Zahl der Sozialwohnungen trotzdem rückläufig
Die Entwicklung auf dem Essener Wohnungsmarkt hält mit der Nachfrage nach wie vor nicht Schritt. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Wohnungswesen (Inwis) in seiner aktuellen Prognose im Auftrag der Stadt Essen. Demnach fehlen bis zum Jahr 2030 Flächen für bis zu 9000 neue Wohnungen. Diese Zahl hatte Planungsdezernent Hans-Jürgen Best jüngst anlässlich der Immobilienbörse der Sparkasse Essen genannt. Details will die Planungsverwaltung dem Ratsausschuss für Stadtplanung und Bauordnung in der November-Sitzung vorstellen. Spätestens dann könnte die politische Debatte über die Ausweisung von Freiflächen für den Wohnungsbau abermals auflammen.
Planungsverwaltung hatte Sozialquote empfohlen
Noch 2015 waren die Experten von Inwis davon ausgegangen, dass Essens Bevölkerungszahl weiter sinkt – und hatten gleichwohl mehr „qualifizierten Wohnungsbau“ empfohlen“. Tatsächlich ist die Einwohnerzahl gewachsen auf aktuell 589 471 (Stand 1. September). Und spätestens seit Beginn der Flüchtlingskrise, sieht man bei der Stadt einen wachsenden Bedarf nach günstigem Wohnraum.
SPD-Chef Thomas Kutschaty hatte die Diskussion um Wohnraum für sozial bedürftige Bürger dieser Tage befeuert, als er öffentlich für eine Sozialquote im Wohnungsbau eintrat. Schon 2016 hatte die Planungsverwaltung der Politik vergeblich eine Quote von 30 Prozent an Sozialwohnungen empfohlen. Auf Beschluss von SPD und CDU gilt, dass jedes Bauvorhaben als Einzelfall betrachtet wird und ein „angemessener“ Anteil an öffentlich geförderten Wohnungen einzuplanen sei.
Vereinbarungen mit Investoren stehen noch aus
Was ist angemessen? Die Planungsverwaltung nimmt 30 Prozent als Maßstab und hat diese nach eigenen Angaben bisher bei vier aufzustellenden Bebauungsplänen eingefordert. Auf dem ehemaligen Gelände von Holz Conrad an der Wittekindstraße in Rüttenscheid, wo 69 Neubauwohnungen entstehen, läuft es auf einen Anteil von elf Prozent hinaus, da sich der Investor bereit erklärt hat, auch eine Kindertagesstätte zu bauen. Vereinbarungen über Sozialquoten für die Bauprojekte an der Henri-Dunant-Straße mit bis 420 Wohnungen, für das geplante Hochhaus an der Huyssenallee mit 150 Wohnungen und für das Gelände der ehemaligen Beitz-Villa am Weg zur Platte in Bredeney mit bis zu 30 Wohnungen stünden noch aus. Wie berichtet, hatte Eigentümer Thyssen-Krupp der Stadt signalisiert, dass man von einer Quote nicht begeistert sei.
Ohnehin bremst die Stadt die Erwartungen: Selbst mit einer verbindlichen Quote von 30 Prozent, „lässt sich nicht verhindern, dass wir weniger öffentlich geförderte Wohnungen haben werden“, sagt Planungsamtsleiter Ronald Graf. Denn jedes Jahr fallen rund 700 Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung.
Sollte die Stadt nicht gegensteuern, wird der Bestand an Sozialwohnungen bis 2030 von heute 19.000 auf 10.000 bis 13.000 Wohnungen sinken.