Essen. Das Wochenende zog viele Neugierige auf den neuen Baldeneysteig, bei Markierungen und anderen Details gibt es aber noch einiges zu verbessern.

  • Der Baldeneysteig wurde eröffnet ohne schon komplett markiert zu sein, was zu einigem Verdruss sorgte
  • Inzwischen ist die Grundmarkierung fertig, doch es gibt noch Nachbesserungsbedarf
  • An der Halde Pörtingsiepen fehlt ein Seil zum Festhalten, um den steilen Ab- bzw. Aufstieg zu meistern.

Es war ein Wanderwochenende wie aus dem Bilderbuch, und das konnte man auch auf dem den neuen Baldeneysteig spüren. Hunderte, wenn nicht Tausende waren unterwegs, um das Vorzeigeprojekt der Grünen Hauptstadt unter optimalen äußeren Bedingungen kennenzulernen. Was die Wanderer neben den Vorzügen von Weg und Landschaft auch kennenlernten, waren allerdings die Kinderkrankheiten des Steigs, etwa das fehlende Seil am Abgang der Pörtingsiepen-Halde oder die hie und da improvisiert wirkenden Markierungen.

An der Halde Pörtingsiepen müssen sich die Wanderer an Wurzeln und Ästen festhalten, um diese extrem steile Stelle zu überwinden.
An der Halde Pörtingsiepen müssen sich die Wanderer an Wurzeln und Ästen festhalten, um diese extrem steile Stelle zu überwinden.

„Wir wissen, dass noch viel zu tun ist und arbeiten das nach und nach ab“, verspricht Ralph Kindel, Chef des Grüne-Hauptstadt-Büros.Bei der Stadt ist es einigen nicht verborgen geblieben, dass der 27 Kilometer lange Rundwanderweg auf den Höhen südlich und nördlich des Baldeneysees sehr gut angenommen wurde und das Zeug hat, über Essen hinaus zu einer Attraktion zu werden. Konsequenterweise soll der Baldeneysteig Richtung Kettwig fortgesetzt werden und überhaupt soll das Thema Wandern beim Stadtmarketing künftig eine Rolle spielen.

Sauerländischer Gebirgsverein hält die Klagen für übertrieben

Dafür muss allerdings noch einiges passieren, damit Erlebnisse, wie sie Leser Henner Höcker schildert, nicht mehr vorkommen: „Oft herrschte Ungewissheit über den richtigen Weg. ,Siehst du ein Schild?’ wurde zur Standardfloskel“, so Höcker über seine Tour, die er jüngst mit Freunden unternahm.

Martin Velling vom Sauerländischen Gebirgsverein, der die Markierung des Wegs übernahm, hält die Klagen für leicht übertrieben. Eine gewisse Aufmerksamkeit gehöre beim Wandern auf fremdem Terrain nun mal dazu. „Man unterhält sich angeregt und dann hat man eben schnell ein Zeichen übersehen.“ Auch Velling räumt aber ein, dass noch einiges nachzuarbeiten ist. Denn ärgerlich sei in der Tat gewesen, dass wegen der langen Entscheidungswege im NRW-Umweltministerium die aufwendige Markierung des Steigs am Ende ein Rennen gegen die Uhr wurde und beim Eröffnungstermin nicht ganz abgeschlossen war.

Noch etwas handgestrickt und schlecht zu sehen: Hinweis an der Halde Pörtingsiepen.
Noch etwas handgestrickt und schlecht zu sehen: Hinweis an der Halde Pörtingsiepen. © F.S.

Folge: Zwischen Haus Scheppen und Kupferdreh irrten Wanderer zunächst suchend durch die Gegend. Peinlich, denn die Grüne Hauptstadt hatte versäumt klar zu kommunizieren, das der Weg hier noch nicht markiert ist. Interessant aber, was Velling am Haus Scheppen erfuhr: „Die Kioskbesitzer dort berichteten mir von spürbar steigenden Umsätzen, die auf die Wanderer zurückzuführen seien.“ Als sie hörten, er sei zum Markieren da, durfte er kostenlos etwas essen.

Mittlerweile ist die Grundmarkierung fast überall in Ordnung und jetzt schon weit besser, als alles, was es bisher in Essen gab. Laut Ralph Kindel gestaltet sich allerdings jede noch so kleine bauliche Veränderung als schwierig. So müsse für ein simples Seil zum Festhalten am Ab- bzw. Aufstieg zur Halde Pörtingsiepen ein kompliziertes, zeitraubendes Genehmigungsverfahren in Gang gesetzt werden, dessen Erfolg nicht mal sicher ist. Und selbst ein Holzpfahl als Träger für Informationen und Zeichen darf keineswegs einfach so in den Boden gebracht werden.

Bedauerlich ist der Schilder-Schwund durch Andenkensammler - und durch Anwohner

Bedauerlich ist der Schwund durch Andenken-Sammler, die gern mal ein Zeichen abmontieren. „Hier kann man nur appellieren, doch bitte Rücksicht auf die nachfolgenden Wanderer zu nehmen“, so Velling. Denn Ersatz kann nicht immer zeitnah beschafft werden.

In der Nähe der Hammer Straße waren es offenbar Anwohner, die Schilder abmontierten: aus Zorn, weil jetzt öfter Wanderer über ihren ruhigen Anliegerweg laufen. Das NRW-Landschaftsgesetz, so Velling, sei da aber glasklar: „Die Markierung als Wanderweg ist legal und muss geduldet werden.“