Essen. . Im Prozess um den Brandanschlag auf ein türkisches Café in Kray sagt ein Essener Ratsherr aus. Er lobt die PKK und distanziert sich von Gewalt.
- Linken-Politiker sagt im Prozess um den Brandanschlag auf ein türkisches Café aus
- In seinem „Deutsch-kurdischen Solidaritätsverein“ gingen viele der Angeklagten ein und aus
- Von Gewalt und Kriminalisierung der Kurden distanziert er sich vor dem Landgericht Essen
18 Angeklagte sitzen im Saal N 001 des Landgerichtes Essen und müssen sich wegen des Brandanschlags auf ein türkisches Café in Kray am 4. November 2016 verantworten. Versuchter Mord lautet der Vorwurf. Und der Zeuge, den die V. Strafkammer am Montag hört, kennt sie fast alle. Denn der Großteil der jungen Männer und Frauen ging in seinem „Deutsch-kurdischen Solidaritätsverein“ (DKS) am Nordrand der City ein und aus.
Von Gewalt distanziert er sich. Immerhin ist der 30 Jahre alte Wirtschaftsingenieur, der als Elfjähriger mit seinen Eltern aus der kurdischen Heimat nach Deutschland floh, Ratsherr der Linken im Stadtrat. Aus seiner Sympathie für die als Terrororganisation verbotene PKK macht er keinen Hehl: „Für mich ist die PKK keine Terror-, sondern eine Befreiungsgruppe.“ Terroristen seien diejenigen, „die kurdische Dörfer in Schutt und Asche legen“. Ausdrücklich nennt er den türkischen Ministerpräsidenten Recep Erdogan einen „Diktator“. Doch Richter Volker Uhlenbrock lässt sich auf Diskussionen nicht ein, verweist auf die Rechtslage.
Zuhörer wegen Beleidigung in Ordnungshaft
In den bislang 26 Verhandlungstagen mit 18 Angeklagten und 39 Verteidigern gab es auch so genug Baustellen mit Verteidigeranträgen und Beleidigungen durch einen Angeklagten. Erst kürzlich schickte das Gericht einen Zuhörer für drei Tage in Ordnungshaft. Eine Referendarin hatte gehört, dass er „Der Richter ist ein A...“ gesagt hatte.
Worte, die Yilmaz Gültekin vermutlich nicht über die Lippen kämen. Er macht einen smarten Eindruck und erzählt dem Gericht von seiner Arbeit im Deutsch-kurdischen Verein. Es gehe darum, Jugendliche zu politisieren. Auch das diene der Integration. Der Verein biete auch eine Folkloregruppe an, sie sei eher unpolitisch. Oft werde zu Demonstrationen aufgerufen.
Ratsherr kennt viele der jungen Kurden
Elf der Angeklagten kennt er, manche als Baby und aus der Nachbarschaft. Dass der Angeklagte Dyar S. (22) zu seinen Freunden gehörte, bestätigt er. Als dieser Beziehungen zu den Kurden-Rockern „Bahoz“ unterhielt, will er ihn gewarnt haben. Er lehne es nämlich ab, dass die Kurden von außen „kriminalisiert werden“. Denn das schade der kurdischen Sache.
Ein wenig ins Schwimmen gerät Gültekin, wenn er zu Treffen einiger Angeklagter in den DKS-Räumen „Am Freistein“ kurz vor dem Anschlag erzählen soll. Laut Anklage war für die Tat, bei der niemand schwer verletzt wurde, die PKK-Gruppe „apoistische Jugend“ verantwortlich. Dass einer der Angeklagten ihn als Initiator der Gruppe genannt hatte, stört ihn nicht weiter. Das sei eben sein Schicksal. „Wissen Sie“, sagt er zum Richter, „wenn bei uns was mit den Toiletten ist, heißt es auch immer gleich, das ist Sache des Vorsitzenden.“