Essen. . Der Prozess um den Brandanschlag auf ein türkisches Café in Essen-Kray kommt voran. Am Dienstag hörte das Gericht die Opfer.

Seit fast zwei Monaten verhandelt die V. Strafkammer über den Brandanschlag auf ein türkisches Café an der Hubertstraße in Kray. Während die ersten Verhandlungstage von zahlreichen Befangenheitsanträgen und Diskussionen um juristische Formalitäten geprägt waren, kommt der Prozess mit 18 Angeklagten und 39 Verteidigern jetzt langsam voran.

Am Dienstag hörte das Gericht die Opfer. Am Abend des 4. November war das Café nur spärlich besetzt. Die Gäste und der Betreiber erzählen ohne größere Emotionen, wie sie zusammenzuckten, als plötzlich Metallteile die Scheiben bersten ließen.

Schnell Deckung gesucht

Sie hätten schnell Deckung gesucht, erzählt ein 59-Jähriger: „Es hörte sich an wie Geschosse.“ Dann seien Brandsätze hinein geworfen worden. „Ich habe Angst bekommen.“

Der Café-Betreiber reagierte wohl am schnellsten. Mit einem Lappen und mit seinem Fuß habe er die Molotow-Cocktails gelöscht, so dass letztlich nichts Schlimmeres passiert sei.

Vorwurf: Versuchter Mord

Die Anklage wirft den 16 bis 24 Jahre alten Angeklagten vor, dass sie sehr wohl Schlimmeres beabsichtigten hätten. Versuchten Mord wirft sie ihnen vor. Die kurdisch-stämmigen Angeklagten, darunter zwei junge Frauen, hätten sich das Café als Ziel eines Anschlags ausgesucht, weil der Inhaber angeblich türkisch-nationalistisch eingestellt sei. Mit dem Werfen der Brandsätze hätten sie den Tod der Menschen im Haus zumindest billigend in Kauf genommen.

Doch diesem Vorwurf widerspricht jetzt der „Kronzeuge“ Khoshnaf S. (20). Er gilt als einer der Rädelsführer, der den Auftrag zum Anschlag von der PKK erteilt bekommen habe. Bei der Polizei hatte er die Tat zum Teil eingeräumt und mutmaßliche Mittäter belastet.

Tötungsvorsatz zurückgewiesen

Im Prozess rückt er von seiner früheren Darstellung ein wenig ab. Der Plan sei keineswegs die Tötung der Türken gewesen. Tatsächlich habe man sie verprügeln wollen.

Und die mit Benzin gefüllten Flaschen sollten vor die Hauswand geworfen werden und nur dort brennen. Dass einige der Mittäter die Molotow-Cocktails ins Innere des Hauses warfen und damit die Menschen dort gefährdeten, sei nicht abgesprochen gewesen