Essen. . Komödie „100 Quadratmeter“ feierte Premiere im Rathaus-Theater. Es spielen Beatrice Richter mit Tochter Judith – und ein Schrank hat eine Rolle.
- In der Komödie „100 Quadratmeter“ geht es auch um die Warnung vor falschen Kompromissen
- Beatrice Richter spielt eine schrullige, angriffslustige Alte; ihre Tochter eine kompromissbereite Pragmatikerin
- Die Premiere im Rathaus-Theater erntete großen Applaus
Im wahren Leben Mutter und Tochter, auf der Bühne ungleiche Freundinnen: Beatrice und Judith Richter gastieren mit „100 Quadratmeter“ im Rathaus-Theater
Alte Schränke versetzt man nicht. In der Komödie „100 Quadratmeter“ von Juan Carlos Rubio, die jetzt im Rathaus-Theater Premiere hatte, spielt das riesige Möbelstück eine gewichtige Rolle; ist Rückzugs-Refugium und Holz des Anstoßes zugleich. War der Schrank auf Komödienbühnen bislang den versteckten Liebhabern reserviert, hockt hinter den Türen von diesem eine kauzige alte Dame: Lola.
Eine Lektion in Sachen Lebenskunst
Lola hat nicht nur eine geräumige Eigentumswohnung, sondern auch das ein oder andere Laster. Grund genug für die anlagefreudige Mittdreißigern Sara, das Immobilienobjekt trotz „Hindernis“ haben zu wollen. Der Preis ist gut, und Lolas Wohnrecht auf Lebenszeit scheint absehbar. Dass Sara mit der Immobilie aber auch eine Lektion in Sachen Lebenskunst kauft, wird sich schon bald herausstellen.
Auf der Bühne beste Freundinnen
Lola und Sara, das sind im wahren Leben Beatrice und Judith Richter: Mutter und Tochter – auf der Bühne bald beste Freundinnen. Die Alte forsch und fordernd, die Junge ausgleichend, rational und kompromissbemüht. So geht es bald um mehr als um die Frage, wann Lola die Wohnung denn nun „frei“ macht mit ihren zwei Bypässen und der versteckten Zigarettenschachtel unterm Sofa. Es geht um Lebensentwürfe, Spontaneität und den Rat, seine Zeit nicht mit falschen Kompromissen zu verschwenden.
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Französische Lebensgemeinschafts-Filme wie „Wenn wir alle zusammen sind“ und „Zusammen ist man weniger allein“ mögen ein wenig Pate gestanden haben für Rubios Zwei-Frauen-Stück, das Claus Thull-Emden in der Vielseitigkeits-Rolle vom Immobilienverkäufer bis zum Hausmeister und Sanitäter als einziger Mann verstärkt. Dass es in dem von René Heinersdorff inszenierten Stück unsentimentaler und im Ton schnoddriger zugeht, dafür sorgt vor allem Beatrice Richters Comedy-geschulter, schlagkräftiger Pointen-Punch, der sofort ins Schwarze trifft.
Getreu dem Motto: „Ein Streit ist auch ein Gespräch. Nur mit etwas mehr Pep.“ Wie die schrullige, angriffslustige Alte in ihren plüschigen Pantoffeln und dem unförmigen Morgenmantel-Sack der rationalen Jungen die Leviten liest, das hat trockenen Witz, erzeugt aber auch Nachdenklichkeit.
Etwas konstruiert
Dass die existenziellen Erschütterungen des Lebens ein wenig unvermittelt und letztlich etwas auch konstruiert in das Leben von Lola und Sara einbrechen, überspielt das Mutter-Tochter-Gespann mit Charme und offensiver Spiellust. Am Ende sind nicht mal mehr alte Schränke vor Veränderungen sicher. Großer Applaus für die Akteure.
>>> TICKETS UND TERMINE
Beatrice Richter ist Schauspielerin, Komikern und Kabarettistin. Berühmt wurde die gebürtige Münchenerin als erste Partnerin von Diether Krebs in der Comedy-Sendung „Sketchup“. Zuletzt wirbelte sie in der RTL-Tanzshow „Let’s Dance“ über die Bühne.
Die Komödie „100 Quadratmeter“ ist bis zum Sonntag, 12. November, im Rathaus-Theater am Porscheplatz zu sehen. Weitere Termine und Tickets gibt es unter der Telefonnummer 0201/24 555 55 oder auf www.theater-im-rathaus.de