Essen-Bergeborbeck. . Rotterdamer Gericht gibt Antrag auf Haftungsbeschränkung statt. Jetzt wird ein Fonds eingerichtet. Ein Verwalter zahlt dann Entschädigungen aus.
Den „Tag der deutschen Einheit“ haben am Dienstag offenbar mehrere Geschädigte des Schiffsunfalls im Stadthafen genutzt, um in Rotterdam den Gerichtstermin zu verfolgen. Dort wollte der Eigentümer des Schiffs „Gerarda Theodora“ eine Haftbegrenzung erreichen. Mit Erfolg.
Das bestätigt Rechtsanwalt Tim Roos. Der Niederländer vertritt die Interessen des Schiffseigners Zermatt International aus Luxemburg, dessen Versicherung die EOC in Meppel ist. „Das Gericht hat dem Antrag stattgegeben“, erklärte er am Freitag auf Anfrage der Redaktion. Das bedeutet: An dem Rotterdamer Gericht wird nun ein sogenannter „Beschränkungsfonds“ oder „Haftungsfonds“ eingerichtet. In diesen zahlt EOC eine bestimmte Summe, mit der sich höchstens haftet. Dieser Wert wird im internationalen Transportgewerbe nach „Sonderziehungsrechten“ berechnet. Laut Rechtsanwalt Tim Roos werden 773 000 dieser Rechte eingezahlt. Umgerechnet in Euro sind das nach Angaben der Deutschen Transportversicherer rund 920 000 Euro (ohne Gewähr).
Geschädigte müssen ihre Forderungen einreichen
Die Haftungsbeschränkung werde durch ein internationales Abkommen festgelegt, bei dem das Ladevermögen des Schiffs und die Kilowattzahl des Motors berücksichtigt werden.
Über das Geld wird ein vom Gericht eingesetzter Sachwalter verfügen. „Die Geschädigten können dann bei ihm ihre Forderungen einreichen“, erläutert Tim Roos. Diese werden dann aufgelistet und ihre Höhe berechnet. Falls die Forderungssumme die Höchstsumme überschreitet, erhalten die Geschädigten nur prozentual eine Entschädigung. „Die Ansprüche der Geschädigten werden nach einer Quote ähnlich einem Insolvenzverfahren befriedigt werden“, hatte Versicherer EOC bereits vor dem Gerichtstermin Essener Geschädigten mitgeteilt. Tim Roos macht den Essenern wenig Hoffnung auf volle Entschädigung: „Der Fonds ist wesentlich niedriger als die Forderungen.“ Zumal laut EOC-Versicherung auch noch nicht grundsätzlich feststehe, wer für die Schäden verantwortlich ist. Erst danach könne entschieden werden, wer zum Kreis der Ersatzberechtigten oder nur „zum Kreis der mittelbar Geschädigten“ gehöre.
Westnetz gibt noch keine Stellungnahme ab
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Zu den Geschädigten zählt sich auch die Firma Westnetz, die ihre Kunden nach dem Unfall vorübergehend nicht mit Strom beliefern konnte. Sprecherin Sarah Schaffers teilt lediglich mit: „Bislang haben wir keine offiziellen Informationen zum Gerichtstermin am vergangenen Dienstag und seinen Ergebnissen. Deshalb können wir uns aktuell nicht zu dem laufenden Verfahren äußern.“