Essen. . Bei der Verbraucherzentrale Essen mehren sich die Beschwerden über unseriöse Schlüsseldienste. Diese würden immer dreister.

  • Bei der Verbraucherzentrale mehren sich die Beschwerden über unseriöse Anbieter.
  • „Sie werden immer dreister“, heißt es.
  • Polizei und Verbraucherschützer setzen vor allem auf Aufklärung

In Essen gibt es offenbar zunehmend Probleme mit unseriösen Schlüsseldiensten. Die Fälle, in denen sich Betroffene bei der Verbraucherzentrale beschweren, nehmen zu, wie deren Leiterin, Manuela Duda, berichtet. „Wir beobachten außerdem, dass die Firmen immer dreister werden.“

Seit einigen Wochen würden sich zwei bis drei Essener pro Woche in der Beratungsstelle melden, die von Schlüsseldiensten mit überhöhten Rechnungen abgezockt wurden. Die Summen, die sie dabei abkassiert haben, bewegen sich mittlerweile um bis zu 850 Euro, in einem Fall verlangte ein Schlüsseldienst-Mitarbeiter sogar über 1000 Euro.

In den meisten Fällen zahlen die Kunden

Das Schlimme, was Manuela Duda immer wieder feststellt: In all den Fällen haben die Kunden bezahlt. Denn es gehöre zur Masche der unseriösen Schlüsseldienste dazu: Sie nutzen die Notlage ihrer Kunden aus und üben Druck aus.

Auch die Polizei bestätigt, dass ihr immer mehr Fälle in Essen bekannt werden. „Was die Ermittlungen und Verurteilungen angeht, können wir nicht mit großen Erfolgen aufwarten“, räumt Lutz Müller ein. Er ist Leiter des Kriminalkommissariats Prävention und Opferschutz. Das Problem für die Polizei sei oft die Beweislage. Wenn es um strafrechtliche Fragen wie Nötigung oder Sachbeschädigung gehe, stehe meist Aussage gegen Aussage. Auch die Frage, was ein angemessener Preis gewesen wäre, sei nicht immer eindeutig zu klären. Dennoch rät Müller Opfern unseriöser Schlüsseldienste, die Polizei zu rufen, wenn sie unter Druck gesetzt werden. Auch sollten Betroffene möglichst einen Zeugen hinzuziehen und Beweismittel, wie zum Beispiel kaputte Schlösser, sichern.

Kontakt über Internetanzeigen, die ganz oben stehen

Eines haben alle Fälle bei der Verbraucherzentrale gemeinsam: Die Kunden sind an die Schlüsseldienste über Internetanzeigen gekommen, die meist weit oben bei den Suchergebnissen stehen. So erging es auch Angela Keller* aus Huttrop. Ihre Freundin hatte ihr eine Nummer aus dem Internet gegoogelt. Den ersten Fehler, den Angela Keller beging: Sie ließ sich keinen Festpreis am Telefon nennen. Zweiter Fehler: Als die beiden Männer vom Schlüsseldienst anrückten, war sie allein mit ihnen. Sie öffneten das Schloss letztlich mit einer Karte, wechselten aber trotzdem den Schließzylinder. Den angeblich kaputten nahmen sie mit. „Das ging alles so schnell. Ich fühlte mich bedrängt“, sagt Angela K.

Schließlich fuhren sie mit ihr zur Sparkasse, wo sie Geld abheben sollte. „Glück“ im Unglück: Angela Keller konnte statt der geforderten 530 Euro nur 320 zahlen, weil sie nicht mehr auf dem Konto hatte. Von weiteren Forderungen ließen die Schlüsseldienst-Leute ab.

Um den unseriösen Anbietern Herr zu werden, setzen Verbraucherzentrale und Polizei vor allem auf Aufklärung. Vor allem raten sie, sich schon bevor eine Notlage eingetreten ist, einen Schlüsseldienst in der Nachbarschaft zu suchen. Und es hilft schon, einen Schlüssel bei einem Nachbarn des Vertrauens zu hinterlegen. Angela Keller sagt: „Das passiert mir nicht mehr.“

*Name geändert