Essen. . Essen hat sein Konzept für den sozialen Arbeitsmarkt überarbeitet. 250 Langzeitarbeitslose sollen ab Januar 2018 einen geförderten Job bekommen.

  • Essen hat sein Konzept für einen sozialen Arbeitsmarkt überarbeitet nach Dortmunder Vorbild.
  • 250 Arbeitslose sollen ab Januar gefördert werden.
  • Stadt steuert fast drei Millionen Euro bei

Essen hat einen neuen Anlauf genommen, einen sozialen Arbeitsmarkt in der Stadt aufzubauen. Start könnte nun der 1. Januar 2018 sein. Dafür hat das Jobcenter beim Land ein neues Konzept eingereicht, nachdem das erste von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann abgelehnt worden war.

Mitte Oktober werde es mit dem Ministerium ein erstes Gespräch geben, sagte der Leiter des Jobcenters, Dietmar Gutschmidt. Der soziale Arbeitsmarkt soll Arbeitslosen in Essen eine neue Chance eröffnen, die vier Jahre und länger ohne Arbeit sind.

Das überarbeitete Konzept entspricht nun fast identisch dem Dortmunder Modellprojekt, das in der vergangenen Woche startete und das vom Land zunächst mit rund sechs Millionen Euro für zwei Jahre gefördert wird.

Stadt gibt selbst fast drei Millionen Euro

In Essen sollen mit Hilfe des sozialen Arbeitsmarktes rund 250 Langzeitarbeitslose einen geförderten Job bekommen. 9,2 Millionen Euro soll das Projekt kosten. Die Stadt will aus ihrem Haushalt 30 Prozent beisteuern. Das entspräche fast 2,8 Millionen Euro. Im ursprünglichen Konzept war ein Eigenanteil der Stadt nicht vorgesehen.

Neu ist, dass die geförderten Jobs vornehmlich in privaten Unternehmen entstehen sollen. Darauf wird die Stadt Einfluss nehmen: Die öffentliche Vergabe von Aufträgen soll an die Bedingung geknüpft werden können, Langzeitarbeitslose einzustellen.

Zudem sollen Firmen, die Arbeitsplätze für Langzeitarbeitslose anbieten, pauschal gefördert werden. Für jeden Job zahlen Stadt und Land 23 000 Euro pro Jahr. Damit werden die Arbeitsplätze voll sozialversicherungspflichtig. Außerdem soll es eine Prämie von 3000 bzw. 5000 Euro geben, wenn das Unternehmen den Mitarbeiter anschließend mindestens für ein Jahr weiter beschäftigt bzw. unbefristet übernimmt. Mit dieser Ausrichtung des Konzeptes erhofft sich Arbeitsminister Laumann einen so genannten Klebeeffekt für arbeitslose Menschen im ersten Arbeitsmarkt.

Wirtschaft zeigt sich kooperativ

„Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das Modellprojekt mit Unterstützung der Wirtschaft hinbekommen“, sagte Gutschmidt und verwies dabei auf die Forderungen des Essener Unternehmensverbandes (EUV), der die Anbindung des sozialen Arbeitsmarktes an die Wirtschaft so auch gefordert hatte. Gutschmidt: „Ich komme auf das Angebot gerne zurück.“

Aus Sicht des EUV gibt es in der Stadt zahlreiche Tätigkeiten für Langzeitarbeitslose: „Denkbar sind Beschäftigungen in industriellen Betrieben wie beispielsweise bei Trimet und Gelenkwellenbau. Aber auch im gewerblichen Bereich sehen wir als Verband Potenzial für Langzeitarbeitslose. Vorstellbar ist aus unserer Sicht auch der Einsatz in Verwaltungsbereichen mit Hilfstätigkeiten wie etwa Botengängen und einfachen Zuarbeiten und einfacher Sachbearbeitung“, sagte der EUV-Hauptgeschäftsführer Ulrich Kanders.

Der EUV setzt darauf, dass Unternehmen einfache Tätigkeiten aus ihren Arbeitsprozessen lösen. „Viele Betriebe stellen fest, dass ihre Fachkräfte oftmals zeitlich durch Aufgaben gebunden sind, die eigentlich gar nicht zu ihrem Bereich gehören. Hier kommt die Vermittlung von Langzeitarbeitslosen ins Spiel und kann Entlastung schaffen“, so Kanders.