Essen. . Bislang galt an Schulen in Essen: Jugendliche dürfen Smartphones selbst in den Pausen nicht benutzen. Doch das ändert sich jetzt langsam wieder.
- Mehrer weiterführende Schulen haben in Essen die Handy-Nutzung probeweise erlaubt
- In den Schulen dürfen Schüler ihr Smartphone seit diesem Schuljahr in der Pause einschalten
- Flüchtlinge könnten von den Übersetzungs-Apps auf dem Handy profitieren
Die Zahl der Schulen, in denen Kinder und Jugendliche in den Pausen ihr Smartphone benutzen dürfen, steigt. Mehrere weiterführende Schulen haben nach den Ferien damit begonnen, testweise ihre bislang strikten Verbote zu lockern. Mit offenem Ergebnis: „Wenn es nicht funktioniert, gehen wir zur alten Regel zurück, dass Handys von Schülern der Sekundarstufe I grundsätzlich nicht benutzt werden dürfen“, sagt Nicola Haas, die Leiterin des Bredeneyer Goethe-Gymnasiums.
Dort dürfen seit Schuljahresbeginn alle Jahrgänge die Geräte in den Pausen einschalten – für Spiele und Chats. „Die Nutzung muss lautlos sein, und Fotos und Videos bleiben aus Datenschutz-Gründen nicht erlaubt“, betont Haaks. Anfang Oktober endet der Versuch, „dann werten wir die Erfahrungen aus“.
Handy-Verbote: Schule wollen sich Veränderungen stellen
Die Schule wolle sich so der „zunehmenden Digitalisierung des Alltags“ stellen; erst Ende August hatte es dazu eine große Veranstaltung gegeben, in der auch über die Gefahren der neuen Medien berichtet wurde.
Auch an der Gesamtschule Holsterhausen geht man neue Wege: Schüler der Stufen acht bis zehn dürfen jetzt in den Pausen ihre Smartphones zücken. Vorher müssen sie allerdings zwei Tage lang einen „Handyführerschein“ machen. „Das ist keine Kapitulation vor den neuen Medien“, sagt Schulleiterin Ulrike Pelikan, „sondern eine Anpassung an die Realität.“ Dass den jüngeren Jahrgängen fünf bis sieben, in einem anderen Gebäude untergebracht, die Nutzung weiter verboten bleibt, findet sie richtig: „Die haben mehr Bewegungsdrang, den sollte man nicht unterdrücken.“
Probeweise Nutzung für Oberstufen-Schüler
An der Frida-Levy-Gesamtschule (Stadtmitte) ist seit Schuljahresbeginn probeweise den Oberstufen-Schülern in den Freistunden die Nutzung ihrer Smartphones erlaubt. „Der Wunsch wurde von der Schülervertretung an mich herangetragen“, berichtet Schulleiter Berthold Kuhl. „Es handelt sich um einen einjährigen Test.“ Jüngere Schüler müssen – wie an den meisten anderen Schulen auch – die Smartphones ausgeschaltet lassen: „Wir ziehen es vor, dass Schüler direkt miteinander reden und spielen statt nur digital vermittelt.“
Michael Wolf, Leiter der Elsa-Brändström-Realschule (Bergerhausen), bleibt wie viele andere Schulleiter beim Handy-Verbot für alle, „auch wenn ich weiß, dass der Alltag der Schüler heute stark digital geprägt ist.“ Klar ist allen Pädagogen auch, dass Smartphones nützlich sein können: Apps fürs Vokabellernen – oder die schnelle Übersetzung ins Deutsche, von der Flüchtlinge profitieren. „Wir haben mit einer Lockerung des Verbots gute Erfahrungen gemacht“, sagt Rüdiger Göbel, Leiter des Bischöflichen Gymnasiums am Stoppenberg.
Dort gibt es seit rund zwei Jahren einen relativ liberalen Umgang mit den Geräten. Andreas Ruff, Medienpädagoge beim Jugendamt, hält den Trend, Handys zuzulassen, für richtig, aber: „Das geht nur, wenn man gleichzeitig auch über Cyber-Mobbing aufklärt.“