Essen. . Beim Ausbruch der Masern von März bis Juni gab es in Essen 61 bestätigte Fälle. Nun erklärt die Stadt Essen die Krankheits-Welle für beendet.

  • In der Statistik stehen für Essen 61 Masernfälle und ein Todesfall. Dazu kommt eine hohe Dunkelziffer
  • Viele Kinder waren besonders von Ansteckungen in den Familien betroffen
  • Gesundheitsamt Essen alarmierte Kliniken, Kitas, Schulen und Notfallpraxen

Seit zwei Jahren arbeitet Marina Lorsch als Mikrobiologin im Infektionsschutz des Gesundheitsamtes Essen. Der Masernausbruch von März bis Juni war bislang die größte und anstrengendste Aufgabe, den sie zu bewältigen hatte. Allein 61 bestätigte Fälle, darunter ein Todesfall, sowie eine nicht näher bestimmbare Dunkelziffer stehen in der Statistik. „Aber jetzt gilt der Ausbruch aus unserer Sicht als beendet“, sagt Mikrobiologin Lorsch.

Sie und ihre Kollegin wollen die Analyse des Ausbruchs nutzen, um Schlüsse für den künftigen Umgang mit Infektionserkrankungen in der Stadt zu ziehen.

61 Masern-Fälle in Essen

Im gesamten Jahr 2016 hatte es in Essen drei Masern-Fälle gegeben. Nachdem im Gesundheitsamt bis Mitte April zehn gemeldete Fälle vorlagen, stieg die Zahl bis auf 61 bestätigte Fälle.

Marina Lorsch ist über die hohe Anzahl nicht überrascht: „Masern sind, wie Windpocken, extrem ansteckend.“ Deshalb waren die zwei Masernfälle in einem Gymnasium und in einem Call-Center besonders tückisch.

Frau aus Katernberg stirbt an den Folgen der Masern

41 der 61 Betroffenen kamen in ein Krankenhaus. Eine 37-jährige Frau aus Katernberg, Mutter von drei Kindern, starb im Mai an den Folgen einer Masern-Erkrankung. Ihre Angehörigen haben bei der Polizei Anzeige erstattet. Der Fall liegt der Staatsanwaltschaft vor.

Nach Angaben der Infektions-Experten vom Berliner Robert-Koch-Institut war das bundesweit der erste Maserntodesfall 2017. Da es unter den Erkrankten zudem schwere Krankheitsverläufe sowie komatöse Patienten gab, werden, laut Amt, einige Betroffene Langzeitschäden davontragen.

Ansteckungen innerhalb von Familien

Unter den Erkrankten waren acht Kinder unter einem Jahr, 20 Kinder zwischen einem Jahr und zehn Jahren sowie elf Kinder und Jugendliche zwischen zehn und 20 Jahren. Die Häufung in diesem Alter lässt sich mit Ansteckungen innerhalb von Familien erklären. 20 Erkrankte waren zwischen 20 und 40 Jahren alt. In diesem Altersbereich gibt es eine „unwissentliche Impflücke“ für Geburtsjahrgänge vor 1991: In dem Jahr hatte die Ständige Impfkommission die Vorgaben zur Masern-Impfung verändert.

Seitdem wird im Kindesalter zwei Mal geimpft. Älter als 40 Jahre waren bei der Erkrankung zwei Essener. „Das lässt sich damit erklären, dass Menschen in diesem Altersbereich oder älter fast alle die Masern als Kinder hatten und sie nicht noch einmal bekommen“, sagt Marina Lorsch. Nachweislich nicht geimpft waren 34 Betroffene.

Bei den übrigen 27 Erkrankten konnte der Impfstatus nicht ermittelt werden. Besonders gefährdet sind Babys, die den Impfschutz erst im Laufe des ersten Lebensjahres erhalten und Bürger, deren Körper trotz Impfung keinen Impfschutz aufbauen kann.

Schulen und Kitas wurden informiert

Das Gesundheitsamt und die Stadt reagierten mit mehreren Maßnahmen auf den Ausbruch. Die Zusammenarbeit zwischen Amt, Kliniken, Rettungsdienst, niedergelassenen Ärzten und Notfallpraxen wurde intensiviert. Medizinisches Personal wurde aufgefordert, den Impfstatus zu überprüfen und Impflücken zu schließen. Auch Schulen und Kitas wurden informiert. Bei den niedergelassenen Ärzten wurde spürbar mehr geimpft. die Impfsprechstunde wurde ausgeweitet. „Die Kommunikation der Sektoren des Gesundheitswesens in Essen war hervorragend“, lautet das Fazit von Marina Lorsch aus dem Gesundheitsamt.