Essen. . Sommer-Fundtiere im Albert-Schweitzer-Tierheim: Ein Jemenchamäleon ist der exotischste Gast an der Grillostraße. Es gibt noch mehr Geschichten.
- Es ist immer noch so, dass Halter im Sommer Hunde, Katzen, Vögel oder Kaninchen aussetzen
- Die Zahl ist allerdings weniger geworden, weiß Tilly Küsters vom Essener Albert-Schweitzer-Tierheim
- Viele Fundtiere haben besondere Geschichten, wie ein Jemenchamäleon aus dem Stadtgarten
Ein Jemenchamäleon wohnt eigentlich, wie der Name schon verrät, im Jemen. Manchmal findet man die vergleichsweise bunten Tiere auch gleich nebenan in Saudi-Arabien. Oder im Stadtgarten im Essener Südviertel.
Dort wurde das Jemenchamäleon entdeckt, das jetzt im Albert-Schweitzer-Tierheim an der Grillostraße wohnt und dort aktuell das exotischste Fundtier des Sommers ist. „Selbst unsere Mitarbeiter waren schon alle am Terrarium und haben ihn sich angeschaut“, sagt Tierheim-Leiterin Tilly Küsters.
Exoten im Essener Tierheim
Sommerzeit ist Fundtier-Zeit, hieß es früher. „Das ist zum Glück nicht mehr so. Mit Beginn der Ferien werden nicht sprunghaft mehr Tiere gefunden oder bei uns abgegeben. Es gibt zudem immer mehr Tier-Pensionen, die helfen können“, sagt Tilly Küsters. Allerdings ist es immer noch so, dass Halter, bevor es in den Urlaub geht, ihre Hunde, Katzen, Vögel oder Kaninchen aussetzen. Oder mit dem „Fundtier“ ins Tierheim kommen. „Man merkt im Gespräch schon, ob das Tier wirklich gefunden wurde oder ob es der Besitzer bei uns abgibt. Da fällt mal der Name des Tieres oder man spürt, dass es eine Verbindung gibt“, spricht Sisto Rossi aus der Kleintierabteilung aus Erfahrung.
Das 45 Zentimeter große Jemenchamäleon wurde von einem Finder am 20. Juli abgegeben. „Wahrscheinlich hat der Besitzer das gute Wetter genutzt, war mit dem Tier im Stadtgarten und da ist es ihm entwischt“, glaubt Rossi.
Er vermutet, dass sich der Besitzer noch meldet. Sonst gibt das Tierheim das Chamäleon so wieder ab. „Interessenten wird es genug geben“, ist der Tierpfleger sicher. Für eine geschmeidige, ein Meter lange Kornnatter, die aus Nordamerika stammt, vor zwei Wochen im Ostviertel gefunden wurde und unter dem Chamäleon wohnt, wird es dagegen nicht ganz so einfach.
Papagei beherrscht den Radetzky-Marsch
Die junge grüne Gelbwangenamazone, die am 8. Juli im Neubaugebiet an der Stoppenbeger Straße gefunden wurde (Rossi: „Wahrscheinlich aus dem Fenster geflogen“) dürfte dagegen schnell einen neuen Besitzer haben. Der Papagei kann „Hallo“ sagen und ist kulturell auf der Höhe: Er beherrscht den Radetzky-Marsch. Musikalisch nicht ganz so gut ausgebildet (und auch nicht ganz so trällernd aktiv) ist der blaue Wellensittich im Nachbarkäfig: Der wurde am 14. Juli am Drostenbusch in Schonnebeck entdeckt. „Wellensittiche finden gut neue Besitzer“, weiß Sisto Rossi.
Drei Räume Sicherheitsabstand von den Vögeln entfernt arbeitet Martina Jügel. Dort, wo herzzerreißendes Miauen aus den Käfigen zu hören ist, kümmert sie sich um die Katzen. Hier wohnt seit vier Tagen Lavinia: Klein, weiß und flauschig könnte sie die Hauptrolle in der Whiskas-Werbung spielen. Die drei Monate alte Katze wurde im Eltingviertel gefunden. „So zutraulich, wie die Kleine ist, hat sie bei Menschen gewohnt und ist keine Wildgeburt. Da finden wir bestimmt jemand“, ist Martina Jügel sicher.