Essen. . Die klassischen Bundesjugendspiele haben mancherorts ausgedient: Wie Grundschulen gemeinsam mit der Uni für mehr Bewegung für die Kinder sorgen.
- Ein Beispiel ist die Grundschule Nordviertel, die am Dienstag alle Kinder vier Stunden lang in Bewegung brachte
- Stadt schätzt, dass Zahl der Grundschulen, die Bundesjugendspiele abhalten, um 20 Prozent gesunken ist
- Stattdessen etablieren sich neue Formen des Sportfestes – spielerischer, unterhaltsamer, abwechslungsreicher
Es fängt ja schon beim Äußeren an. Wie kommt eine Schule, die in einem so genannten Brennpunkt liegt, mal eben an 400 nagelneue, strahlend blaue Sport-Trikots mit Schul-Logo-Aufdruck? Betül Durmaz, Leiterin der Grundschule im Nordviertel, erzählt: „Das war die Gegenleistung für einen Vortrag, den ich vor Managern bei Thyssen-Krupp gehalten habe.“ Um Motivation ging es, wie man Blockaden verhindert, und wie wichtig es ist, als Chef „immer ein offenes Ohr für alle“ zu haben.
Schulleiterin referierte vor Thyssen-Krupp-Chefs
Ein offenes Ohr hatte Durmaz auch für Ulf Gebken, Sportprofessor an der Uni Duisburg-Essen, und obwohl die Schule und die Hochschule quasi Nachbarn sind, gab es über Jahrzehnte kaum Berührungspunkte. Das änderte sich, als Durmaz und Gebken sich kennenlernten – es entstand, wie an anderen Grundschulen auch, der „Tag der Bewegung“, der die klassischen „Bundesjugendspiele“ abgelöst hat. Damit steht die Schule nicht alleine da: Um rund 20 Prozent, schätzt man bei der Stadt, sei in den letzten Jahren die Zahl der teilnehmenden Grundschulen gesunken, was die Bundesjugendspiele angeht. „Es sind Bundeswartespiele“, sagt Ulf Gebken kritisch, „dreimal Werfen, dreimal Springen, einmal 50-Meter-Lauf in insgesamt vier Stunden.“
Professor kritisiert Bundesjugenspiele alten Zuschnitts: „Das sind Bundeswartespiele“
Neue Formen wurden allerorts erfunden; Sportfeste, Läufe, Turniere – oder so ein „Tag der Bewegung“ wie am Dienstag an der Grundschule im Nordviertel: Mit Bewegungs-Parcours und dynamischen Abwerf-Spielen in der Turnhalle, mit klassischem Sackhüpfen auf dem Schulhof – und einem Mini-Fußball-Feld mit Bande und Netztoren; die Klassen traten gegeneinander an. „Am Ende merken die Kinder gar nicht, dass sie sich vier Stunden lang bewegt haben“, sagt Gebken, der das Projekt von zwölf Sport-Studenten der Uni Duisburg-Essen begleiten ließ. Nicht wenige schreiben später eine Abschluss-Arbeit darüber, und hilfreich für den Einstieg der Studenten in den Berufsalltag – die meisten werden Sportlehrer – sei ein solcher Tag sowieso: „Aufwärm-Übungen mit 400 Grundschülern, das müssen Sie erst mal gut über die Bühne bekommen.“
Studenten nutzen Praxis-Erfahrung für Abschlussarbeiten
Die Schulleitung stellte derweil unter anderem genügend Getränke, ein gesundes Buffet aus Obst und Gemüse, und am Ende bekam jeder eine Medaille.
Dass sich mehr Bewegung für Kinder am Ende auch im Alltag bezahlt macht, ist für die Schulleiterin überhaupt keine Frage: „Seit Jahren ist bewiesen, dass Bewegung und Denken direkt miteinander zu tun haben. Je mehr die Schule die Kinder zu Bewegung verhelfen kann, desto mehr profitieren wir alle davon – und die Kinder natürlich sowieso.“