Essen. . 3000 Familien mit Neugeborenen besuchte der Babybesuchsdienst Essen voriges Jahr. Das Angebot hat sich bewährt. Bald könnte es ausdehnt werden.
Nach der Geburt ihrer Tochter Esin Sura war Familie Karaoglu noch skeptisch, als sich der städtische Babybesuchsdienst per Post ankündigte. „Ich dachte: Was will das Jugendamt bei uns?“, erinnert sich Filiz Karaoglu. Vor vier Monaten bekam die junge Familie erneut Nachwuchs: die Zwillinge Korhan und Noyan. Und als Babybesucherin Beate Schön diesmal vor der Tür stand, da war das wie eine Erlösung für die Karaoglus. Denn obwohl Filiz Karaoglu ja schon Erfahrung als Mutter hatte, war die Situation mit den Zwillingen plötzlich eine andere. „Es ist schon eine große Belastung mit drei Kindern“, sagt Vater Hakan Karaoglu, der als Beamter in Düsseldorf arbeitet.
Beate Schön brachte nicht nur den obligatorischen Turnbeutel – gefüllt mit allerlei nützlichen Dingen und Infobroschüren der Familie mit – so wie es der Babybesuchsdienst bei jedem Zweitgeborenen in Essen vorsieht. Beate Schön stellte der Familie auch das Angebot „Sicherer Start“ vor, das die Stadt zusammen mit dem Christlichen Jugenddorfwerk aufgelegt hat. Familien können sich von den Mitarbeiterinnen dort Unterstützung holen. Sie beraten die jungen Mütter bei der Organisation des Alltags mit ihren Säuglingen.
3000 Babybesuche im vergangenen Jahr
Seit einigen Wochen hat Filiz Karaoglu diese Hilfe. Zweimal pro Woche kommt eine Mitarbeiterin von „Sicherer Start“ zu ihr nach Hause, begleitet sie auch zu Arztbesuchen, die mit drei kleinen Kindern sonst zur Herausforderung würden. „Ich bin froh, dass ich diese Hilfe habe. Ohne den Babybesuchsdienst hätte ich von diesem Angebot gar nicht erfahren“, zeigt sich Filiz Karaoglu dankbar. Zumal es kostenlos ist und bis zu einem Jahr in Anspruch genommen werden kann.
Wie bei den Karaoglus ist der Babybesuchsdienst der Stadt mittlerweile von vielen Familien gern gesehen. Rund 3000 solcher Besuche zählte die Stadt im vergangenen Jahr. „Wenige Familien sagen den Frauen vom Babybesuchsdienst ab“, sagt Sozialdezernent Peter Renzel. Möglicherweise gebe es anfangs zwar auch Vorbehalte. „Aber der Besuchsdienst ist keine Kontrolle sondern eine Unterstützung. Wir gucken nicht in die Ecken“, betont Renzel. Das spürten die Familien schnell. Auch Beate Schön erzählt, dass sie bislang nur gute Erfahrungen gemacht habe.
Stadt denkt darüber nach, ab 2019 auch die Drittgeborenen zu besuchen
Seit 2009 gibt es das Besuchsangebot der Stadt – damals zunächst nur für Erstgeborene. Im April 2016 dehnte es die Stadt dann auf die Zweitgeborenen aus. Mittlerweile, so Renzel, denkt die Stadtverwaltung darüber nach, auch die Drittgeborenen zu besuchen. Das wären dann theoretisch rund 700 Besuche mehr im Jahr. „Wir werden bis 2018 entscheiden, ob wir dem Stadtrat einen entsprechenden Vorschlag machen. Dann könnte es ab 2019 erweitert werden“, meint Renzel. Alles sei natürlich eine Geldfrage. Derzeit kostet der Besuchsdienst die Stadt 230 000 Euro pro Jahr. Sponsoren wie der städtische Allbau bessern die Kasse auf.
Probleme, engagierte Frauen zu finden, hat die Stadt derweil nicht. 26 Frauen arbeiten neben ihrem eigentlichen Beruf derzeit als Babybesucherin. Mittlerweile kann der Dienst fünf Sprachen abdecken – seit dem vergangenen Jahr gehört eine Frau zum Team, die Arabisch spricht. Gerade wegen der wachsenden Zahl junger Mütter unter Flüchtlingen sei dies wichtig, sagt Daniela ten Thije, die für die Projektkoordination zuständig ist.
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