Essen. . Die Zahl der Masernfälle nimmt nicht mehr so schnell zu, meldet das Gesundheitsamt. Ein Fall am Viktoria-Gymnasium sorgte für Aufregung.
- Nicht mehr so schnell wie in der Vorwoche steigt die Zahl der Neu-Ansteckungen in Essen an
- Am Viktoria-Gymnasium ist die Impfquote so hoch, dass ein guter Herdenschutz besteht
- Erwachsene sollten im Zweifelsfall ihren Impfschutz überprüfen lassen
Die Zahl der Masernfälle in der Stadt nimmt nicht mehr so schnell zu wie in den letzten Wochen. Das sagte Dr. Rainer Kundt, Leiter des Gesundheitsamts, am Montag auf Anfrage unserer Zeitung. Derzeit gibt es knapp 60 registrierte Masernfälle in der Stadt. Ende Mai war die Zahl innerhalb nur einer Woche von 32 auf 53 gestiegen. „Die Bürger sind aber weiter sensibilisiert. Uns werden immer wieder Verdachtsfälle gemeldet, die dann aber zum Glück keine Masern sind“, sagt Kundt.
Aus einem Call-Center wurde ein Fall gemeldet
Ende vergangener Woche hatte es am Viktoria-Gymnasium im Südviertel den ersten Masernfall in einer Essener Schule gegeben. Zuvor hatte ein Call-Center in Bredeney einen Masernfall gemeldet. Außerdem, so bestätigte Kundt, gab es zuletzt einen Masernfall in einer Flüchtlingsunterkunft in der Stadt. Drei Fälle, bei denen jeweils Menschen auf wenig Raum viel miteinander zu tun haben. „Da schauen wir besonders genau hin“, sagt Kundt. In der Flüchtlingsunterkunft wurde nachgeimpft.
Bei den Schülern liegt die Impfquote bei 95 Prozent. Deshalb ist das Gesundheitsamt im Fall der Viktoria-Gymnasiums aufmerksam, aber nicht aufgeregt: „Durch die hohe Impfquote baut sich ein Herdenschutz auf, eine Masern-Firewall“, erklärt Kundt. Gefährdet sind lediglich die Schüler, die, wie der Betroffene am Gymnasium, nicht geimpft sind. Oder bei denen durch Erkrankungen der Impfschutz nicht wirksam ist.
Impfquote in den Jahrgängen 1985 und älter niedriger
Was das Gesundheitsamt derweil beobachtet, ist eine Zunahme der Masernfälle in den Geburtsjahrgängen 1985 und älter. Die Erklärung: Damals lag die Impfquote nicht so hoch wie heute. Viele der heute Erwachsenen erkrankten in ihrer Kindheit an Masern und sind immun gegen eine erneute Erkrankung.
So wie Dr. Rainer Kundt. „Ich habe nach den Masern noch eine Lugenentzündung bekommen und lag sechs Wochen flach. Das wünsche ich niemand“, so der Mediziner mit Blick auf Impfverweigerer, die Erkrankungen als Teil des Aufwachsens sehen und Masernpartys mit Erkrankten feiern.
Erwachsene sollten im Zweifelsfall ihren Schutzstatus überprüfen
Bis Ende der 1980er-Jahre wurden Kinder und Jugendliche nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission auch nur einmal geimpft. Dieser Schutz reicht allerdings nicht immer aus, wie auf tragische Weise der Fall einer dreifachen Mutter aus Katernberg bewiesen hat. Die 37-Jährige war Mitte Mai an den Folgen einer Masern-Erkrankung gestorben. Das Gesundheitsamt empfiehlt deshalb den Essenern nachdrücklich, den Impfschutz zu überprüfen und diesen bei Bedarf aufzufrischen.