Essen. . Zwei Jugendliche sind in Essen-Katernberg an Masern erkrankt. Die Evangelische Kirchengemeinde muss ihr Nachbarschaftsgemeindefest absagen.

  • Das Evangelische Jugendhaus Nord bleibt wegen der Masernfälle bis zum 17. Juni geschlossen
  • Die Krankheits-Fälle bei den Jugendlichen sind am Mittwoch bekannt geworden
  • Essen hat die zweithöchste Masernzahl in ganz Deutschland

Die Masern breiten sich nach dem ersten Todesfall vor zehn Tagen weiter mit ungewöhnlichem Tempo in Essen aus. Gab es nach Angaben des Gesundheitsamtes vor einer Woche noch 32 bekannte Fälle in der Stadt, sind es mittlerweile schon 53. „Das ist die zweithöchste Masernzahl in ganz Deutschland“, sagt der Leiter des Gesundheitsamtes, Rainer Kundt.

Zwar liege Essen noch weit hinter jenen 270 Fällen, die aktuell in Duisburg registriert sind, „doch wir erleben hier eine gewisse Dynamik“, sagt Kundt. Aktuell sorgen Fälle in Katernberg für Unruhe: Betroffen sind dort zwei Jugendliche, die in der evangelischen Gemeinde an der Josef-Hoeren-Straße aktiv sind. Das hat nun Folgen vor Ort: Das für das Pfingst-Wochenende geplante Gemeindefest wurde abgesagt, das Jugendhaus bleibt bis zum 17. Juni geschlossen.

Gemeinde möchte kein Risiko eingehen

„Wir hatten eine tolle Band engagiert und 200 bis 300 Besucher erwartet. Die Absage ist schade“, sagt Pfarrer Frank-Dieter Leich von der evangelischen Gemeinde Katernberg. Andererseits habe man im Stadtteil den tragischen Tod der 37 Jahre Mutter erlebt: „Da wollten wir auf keinen Fall etwas riskieren; und wir können ja schlecht den Impfstatus aller Gäste kontrollieren.“ Daher habe man auch der Schließung des Jugendhauses zugestimmt, zu dessen Besuchern die beiden Betroffenen zählten.

Gesundheitsamtsleiter Kundt lobt, wie rasch und kooperativ die Gemeinde reagiert habe. Nicht nur die Erkrankung selbst, auch der Verdacht auf Masern sei übrigens meldepflichtig. Auch weil die Kinderkrankheit bereits Tage bevor sie sichtbar wird, ansteckend ist. „Wir fragen jedesmal, wo sich die Patienten aufgehalten haben, mit wem sie in Kontakt waren.“ Im jetzigen Fall sei man dabei nicht nur auf die Gemeinde in Katernberg gestoßen: „Die beiden waren gerade auch beim Kirchentag in Berlin – in dem Trubel können sich natürlich leicht auch andere angesteckt haben.“

Proben wurden ans Robert-Koch-Institut geschickt

Einen Teil der Probe, mit der die Masern bei den Essener Jugendlichen festgestellt wurde, habe man ans Robert-Koch-Institut in Berlin geschickt. Das ist für Krankheitsüberwachung und Prävention in ganz Deutschland zuständig und kann durch die Typisierung des Virus’ feststellen, welchen Weg ein Masernstamm genommen hat.

Kundt findet solche Erkenntnisse aufschlussreich, erstes Mittel gegen eine weitere Verbreitung der Krankheit sei jetzt aber ein guter Impfschutz. Jeder, der hier Zweifel habe, solle seinen Hausarzt aufsuchen. Er empfehle übrigens zwei Impfungen. Masernerkrankungen könnten gerade bei Erwachsenen heftig verlaufen und schlimmstenfalls tödliche Folgen haben.

Auch deshalb habe man im aktuellen Fall zu der Absage der Gemeindefestes geraten und könne sogar zeitweilige Berufsverbote erteilen, wenn zum Beispiel Pflegepersonal erkrankt. Pfarrer Leich ist ganz auf Kundts Linie: „Unser Fest können wir ja nachholen.“