Essen. Mit Alfred Krupp und dem Straßenbahn-Bau entstanden an der Bredeneyer Straße Villen und Stadthäuser. Seit Jahren ist nun ein Wandel sichtbar.
Die Bredeneyer Straße ist bereits eine beliebte Verbindung, als der heutige Stadtteil noch eine kleine Bauernschaft der Abtei in Werden war: Schon die Fürstäbtissin Elisabeth von Nassau soll im 14. Jahrhundert dort entlang gepilgert sein.
Damit begründete sie die Tradition der Bittprozessionen, zu denen jährlich Delegationen von Mönchen und Schwestern aus Essen, Rellinghausen und Werden sternförmig in der Bredeneyer Capelle zusammenkamen – am Standort der heutigen Markuskirche.
„Das erklärt auch, warum sich hier so viele Kneipen ansiedelten“, sagt Hans-Ulrich Philipsenburg vom Bürgerverein Bredeney Aktiv. In Spitzenzeiten zählte Bredeney 25 Gaststätten und Herbergen. „Legendär war zum Beispiel das Hotel ,Bück Dich’ am Standort der heutigen Nationalbank. Das hatte seinen Namen wegen des niedrigen Eingangs“, erklärt der Bredeneyer.
Die Bredeneyer Straße
Alfred Krupp hatte eine magnetische Wirkung
Größere Bedeutung erlangte die Bredeneyer Straße ebenso wie der Stadtteil aber erst mit Alfred Krupp: Als der 1873 mit seiner Familie in die Villa Hügel zog, hatte das auch auf andere betuchte Bürger eine magnetische Wirkung. Nicht zuletzt die 1894 in Betrieb genommene Straßenbahn, die bis heute auf der Bredeneyer Straße verkehrt, machte den Stadtteil noch attraktiver.
Rund um die Hauptstraße, die bis zur Eingemeindung 1915 Werdener Straße hieß, entstanden Villenkolonien und herrschaftliche Häuser. Die Bevölkerung wuchs von 560 im Jahr 1822 auf 6500 im Jahr 1910. Neben Krupp spülten auch die umliegenden Kohlebergwerke wie die Zeche Langenbrahm Jobs und Geld in den Süden.
Bredeney sollte als Kurort bekannt werden
Mit der Bürgerschaft wuchs auch die Infrastruktur entlang der Bredeneyer Straße: So keimte mit dem wachsenden Reichtum Ende des 19. Jahrhunderts die Idee auf, Bredeney als Kurort bekannt zu machen. 1895 entstand an der Bredeneyer Straße das für damalige Verhältnisse hochmoderne Alfredus-Bad – die Straßenbahnhaltestelle heißt bis heute so.
Dabei stand das hübsche Jugendstilgebäude nur wenige Jahre: Die Idee floppte, das Bad wurde abgerissen und an seiner Stelle entstand ein großes Straßenbahndepot, das über Jahrzehnte als Vorzeige-Modell halt. Erst 1996 wurden die alten Hallen und Gebäude komplett abgerissen und durch das Büro- und Geschäftsgebäude „Bredeneyer Tor“ ersetzt.
Der Wandel vom Wohnstadtteil zum Geschäftszentrum
Ein Wandel vom reinen Wohnstadtteil zum Geschäftszentrum, den Heilpraktiker Axel Keienburg nun seit einigen Jahrzehnten beobachtet. Mit seiner Praxis sitzt er seit 30 Jahren an der Bredeneyer Straße, in einem feudalen Stadthaus aus dem Jahr 1910, das er von Grund auf sanierte.
„Als ich mich hier ansiedelte, begannen die ersten Bemühungen der Bredeneyer Geschäftsleute, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen“, erinnert er sich. Mittlerweile ist die Werbegemeinschaft „Bredeney Attraktiv“ ein gewachsener Kreis, stemmt jährlich Aktionen wie das Sommerfest „Bredeney Live“. „Die Bredeneyer Straße hat eine positive Entwicklung genommen“, findet Axel Keienburg und verweist auf viele sanierte Villen und Stadthäuser entlang der Straße.
Er verspricht sich viel von dem Neubau, der zurzeit mitten im Zentrum Bredeneys entsteht. Neben 48 Mietwohnungen ist ein Supermarkt mit 1650 Quadratmetern Fläche geplant. „Der fehlt hier“, stellt Keienburg fest.
Bürgerverein wünscht sich Neuanfang für Bredeneyer Rathaus
Auch Hans-Ulrich Philipsenburg erhofft sich Strahlkraft von dem Neubau: „Er wird die Bredeneyer Straße aufwerten.“ Ginge es nach dem Bürgerverein, so hätte auch das Bredeneyer Rathaus dringend einen Neuanfang nötig: „Wir würden uns freuen, wenn die Stadt das Gebäude an einen Investor verkauft, der den Bau saniert und den alten Ratssaal wieder der Öffentlichkeit zugänglich macht.“ Das 1902 errichtete Rathaus steht unter Denkmalschutz und wird aktuell von der Schule für Ergotherapie des LVR genutzt. „Der Ratssaal ist zu schön“, sagt Philipsenburg, „um ihn den Bürgern vorzuenthalten.“