Essen. . Mehr E-Autos, abgasarme Busse, Schnellradwege und Projekte gegen den Autostau. Essen hat sein Konzept gegen die Luftverschmutzung vorgelegt.

  • Noch in diesem Jahr gibt es einen neuen Luftreinhalteplan für Essen
  • Ein Fahrverbot für Diesel-Autos lehnt das Rathaus nach wie vor ab
  • Essen will mehr Elektrobusse und Busse mit sauberer Abgastechnik

Noch in diesem Jahr wird Essen einen neuen Luftreinhalteplan bekommen, mit dem die gesundheitsschädliche Stickoxidbelastung reduziert werden soll. Dies kündigt Umweltdezernentin Simone Raskob dieser Zeitung an. Die Stadt hat der zuständigen Düsseldorfer Bezirksregierung bereits ihr Konzept dazu übergeben. Ein Fahrverbot für Diesel-Fahrzeuge auf besonders belasteten Straßen gehört explizit nicht dazu. „Das wollen wir nicht. Das würde nur zu einem Verdrängungseffekt führen“, sagt die Beigeordnete.

Die Umweltdezernentin rechnet schon wegen des letzten Mahnschreibens der EU-Kommission, die die ständigen Grenzwertüberschreitungen bei den Stickoxiden (NO2) anprangert, und des dadurch entstandenen Drucks auf die Beteiligten mit baldigen Entscheidungen. Die Federführung für den Luftreinhalteplan westliches Ruhrgebiet, Teilplan Essen, hat die Bezirksregierung Düsseldorf – unklar ist, ob sie in dem Plan doch Fahrverbote festlegen wird oder sich die Möglichkeit dazu offen hält.

Auch die Essener Wirtschaft macht Vorschläge

Die Essener Beigeordnete Raskob geht davon aus, dass der neue Plan vor der Sommerpause dem Rathaus vorgelegt und bis zum Ende des Jahres rechtskräftig wird. Derzeit bewertet die Bezirksregierung den städtischen Maßnahmenkatalog – demnächst wollen auch Essener Wirtschaftsverbände mit eigenen Ideen an die Düsseldorfer Behörde herantreten.

Die Stadt selbst setzt auf ein Bündel verschiedener Projekte. Sie will die Elektromobilität vorantreiben und gemeinsam mit Partnern die Ladeinfrastruktur ausbauen. Schon in diesem Jahr werden die ersten neuen Evag-Busse eingesetzt, die die Euro-6-Norm erfüllen, mittelfristig soll auf abgasfreie Antriebe umgestellt werden. Und: Der Radschnellweg RS1 müsse zügig fertiggestellt werden.

Weniger Staus, bessere Luft

Ein weiterer Schwerpunkt ist die energetische Sanierung in Wohngebäuden. Eine Entlastung an zwei„Hotspots“ (also an den beiden Messstellen in Frillendorf und Werden mit überhöhten NO2-Werten) verspricht sich die Beigeordnete mit der Umsetzung des Verkehrskonzeptes Werden und mit dem Bau der A-40-Anschlussstelle Frillendorf Nord. Dann werde es dort weniger Staus geben, die mit zu der Luftverschmutzung beigetragen hätten. „Das sind allerdings Maßnahmen, die erst später wirken werden“, räumt die Beigeordnete ein.

Auch wegen der dicken Luft landete Essen kürzlich bei einem Städteranking von Greenpeace zur nachhaltigen Mobilität auf dem drittletzten Platz. Hier kritisiert Raskob Greenpeace, methodisch nicht immer „sauber gearbeitet“ zu haben. „In den Zielen sind wir uns aber einig“, erklärt sie. Dazu zähle vor allem, den Anteil der Bahn- und Bus-Kunden sowie der Radfahrer und Fußgänger deutlich zu erhöhen.

Dass die von Greenpeace beauftragten Gutachter teilweise auf Zahlen von 2009 zurückgriffen, ärgert die Beigeordnete. „Wir kranken daran, dass einige unserer Daten relativ alt sind.“ So fehle eine aktuelle gesamtstädtische Belastungskarte zur Luftqualität.

Und der Essener ADFC-Sprecher Jörg Brinkmann fordert eine neue Erhebung zum Fahrrad-Verkehr. „Die letzten Zahlen sind schon sechs Jahre alt.“

>>KRITIK AM GREENPEACE-RANKING

Greenpeace beklagt, dass viele Essener es zu weit zur nächsten Tram-, S- oder U-Bahn-Haltestelle haben. Die Stadt kontert: Mehr Schienenverkehr ist im hügeligen Süden nicht möglich. Unberücksichtigt blieb die hohe Zahl der Bus-Haltestellen.

Greenpeace prangert einen NO2-Jahresmittelwert von 42,3 Mikrogramm an. Dass die Stickoxidbelastung zu hoch ist, sagt die Stadt auch. Aber: Man könne die Daten einzelner Messstellen nicht zu einem Durchschnittswert für ganz Essen umrechnen.