Essen. Ex-Terrorist Daniel S. besuchte die Assalam-Moschee, die wegen ihrer Verbindungen zur salafistischen Szene einen zweifelhaften Ruf genießt.
- Sauerland-Bomber Daniel S. wurde 2010 wegen eines geplanten Terroranschlags zu zwölf Jahren Haft verurteilt
- Seit der vorzeitigen Haftentlassung im Oktober 2015 ließ er sich auch in Essen blicken, zum Beispiel in der Assalam-Moschee
- Rechtsanwalt sagt: „Mein Mandant ist resozialisiert, er hat sich längst von Terror und Salafismus losgesagt.“
Daniel S. war Mitglied der Sauerland-Gruppe und einer der gefürchtetsten Terroristen in Deutschland. 2007 plante der zum Islam konvertierte Saarländer eine Art „zweiten 11. September“, einen monströsen Autobomben-Anschlag auf 150 US-Soldaten.
Dafür – und wegen des versuchten Mordes an einem Polizisten – wurde Daniel S. 2010 zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt und im Oktober 2015 vorzeitig aus der Haft entlassen. Ist es ein beunruhigendes Zeichen, wenn ein Mann mit dieser Vergangenheit zuletzt häufiger in Essen gesehen wurde?
Wie diese Zeitung aus Sicherheitskreisen erfahren hat, soll Daniel S., inzwischen 31 Jahre alt, mehrfach die Assalam-Moschee an der Kleinen Stoppenberger Straße (Nordviertel) aufgesucht haben. Ein Gotteshaus, das wegen seiner zwielichtigen Verbindungen zu gefährlichen Persönlichkeiten der salafistischen Szene schon seit Längerem einen zweifelhaften Ruf genießt.
Anwalt: Kein Kommentar zum Privatleben meines Mandanten
Auch in der Al-Faruk-Moschee auf der Bersonstraße soll sich Daniel S. aufgehalten haben. Beobachtungen, die das zuständige Landespolizeipräsidium in Saarbrücken nicht bestätigen möchte. Ein Behördensprecher sagte lediglich: „Zu seinen Bewährungsauflagen gehört, dass sich Daniel S. regelmäßig bei Polizeidienststellen melden muss.“
Auch sein Rechtsanwalt und Strafverteidiger Johannes Pausch gibt sich bedeckt: „Kein Kommentar zum Privatleben meines Mandanten, der sich selbst auch nicht öffentlich äußern möchte.“
Essen und der Ex-Terrorist – diese Verbindung allein ist in diesen unruhigen und ungewissen Zeiten des Terrors eine beklemmende Vorstellung. Doch geht von Daniel S., dem verurteilten Sauerland-Bomber, wirklich noch eine Gefahr aus? „Mein Mandant ist resozialisiert, er hat sich längst vom Terror wie vom Salafismus losgesagt und keinen Kontakt mehr zu anderen Mitgliedern der Sauerland-Gruppe“, betont sein Anwalt. Auch der ebenfalls zu zwölf Jahren verurteilte Sauerland-Bomber Fritz G. soll sich längst vom islamistischen Terrorismus losgesagt haben.
Zuerst Abi in der Haft, dann ein Fernstudium
Schon in der Untersuchungshaft, fährt sein Anwalt fort, habe Daniel S. das Abitur nachgeholt und während der regulären Haft dann ein Fernstudium in Betriebswirtschaftslehre absolviert. Ein großer Erfolg aus Sicht des Anwalts: Daniel S. sei letztes Jahr auch von der „Terrorsanktionsliste“ der Vereinten Nationen gestrichen worden – ein weiterer Beweis dafür, dass keinerlei Gefahr von ihm ausgehe.
Doch was zieht den Saarländer Daniel S. nun ausgerechnet nach Essen? Nach Recherchen dieser Zeitung soll es dafür auch eine sehr menschliche Erklärung geben. Denn der angeblich geläuterte Ex-Terrorist soll offenbar sein Herz in Essen verloren haben. Bei seiner Partnerin handelt es sich demnach um eine streng religiöse Muslimin aus Altenessen: eine junge Frau, die ihr Antlitz unter einem Ganzkörperschleier, einem so genannten Niqab, verbirgt. Lediglich ihre Augen sind durch den Sehschlitz sichtbar.
Anwohner aus ihrer Nachbarschaft in der De-Wolffstraße nahe der B 224 beschreiben sie als eine ruhige, freundliche und sehr zurückgezogen lebende Frau. Nur der Burka-Schleier provoziere. „Einige haben sich schon über ihre Aufmachung aufgeregt“, sagt eine Anwohnerin aus dem Quartier. Und fügt hinzu: „Meiner Meinung nach dürften die hier nicht so rumlaufen.“ Manche nennen sie „den Taliban“.
Die geheimnisvolle, vollverschleierte Frau
Viel wissen sie im Quartier nicht über die geheimnisvolle Schleier-Frau. „Früher hat sie einen schwarzen Corsa gefahren, jetzt hat sie einen Audi“, sagt einer. Und eine andere bemerkt: „Sie soll verheiratet sein.“ Ob man im Viertel etwas über die Identität ihres Partners wisse? „Nein“, erwidern sie. Nur so viel: Er sei offenbar ein Deutscher.
Der Versuch, am Mittwochmorgen direkt mit der Frau ins Gespräch zu kommen, führt zu keinem Ergebnis. Die Wohnungstür oben in der zweiten Etage bleibt verschlossen, unten im Briefkasten liegen ein paar Briefe. „In letzter Zeit sieht man sie immer seltener“, heißt es.
Fragen zu Daniel S’. angeblicher Ehe mit der Essenerin und zu seiner religiösen Orientierung wehrt Anwalt Johannes Pausch ab. „Das ist sein Privatleben. Auch dazu kein Kommentar.“
>>> DIE SAUERLAND-GRUPPE
Im September 2007 verhaftet die Polizei im Sauerland (Medebach-Oberschledorn) drei Männer, die aus Wasserstoffperoxid und TNT Sprengstoff für einen Anschlag herstellen wollten.
Die Terrorzelle wird deshalb Sauerland-Gruppe genannt.
Einer der Festgenommenen ist Daniel S., ein damals 22 Jahre alter Konvertit aus dem Saarland.