Essen. . Die Italienische Gemeinde führt am Karfreitag ihr Passions-Schauspiel auf. Isa Fumei spielt seit 20 Jahren die Maria. Und ist immer noch nervös.
Natürlich schauen alle Darsteller des Passions-Spiels in diesen Tagen auf die Wetter-Vorhersage. Wie wird es am Karfreitag wohl werden? „Schön wäre schön“, sagt Isa Fumei, die beim Schauspiel der Italienischen Katholischen Gemeinde Essen in Holsterhausen einmal mehr die Maria spielt. In 20 Jahren als Mutter von Jesus hat die Huttroperin alles erlebt: „Sonne, Regen und auch Schnee.“ Egal wie das Wetter ist, am Ende wird Jesus gekreuzigt. Alle Jahre wieder. Und trotzdem ist das Passions-Spiel jedes Jahr anders und eine neue Herausforderung, findet Isa Fumei.
Am Mittwochabend war Generalprobe
Am Mittwochabend um 18 Uhr war Generalprobe an der Kirche St. Ignatius in Holsterhausen. Der Himmel trägt Grau, ein Regenschauer kommt aus den Wolken. „Karfreitag soll es besser werden“, weiß Isa Fumei. Das Wetter bei der Probe passt zum schmerzhaften Leidensweg Jesu, für den es im Passions-Schauspiel kein Happy-End gibt. Franco Livadoti, 59, ist ebenfalls lange Jesus-Darsteller in der bibelnahen Inszenierung und weiß, wie das Stück für ihn seit fast 20 Jahren endet: im weißen Gewand, oben am großen Holzkreuz, mit Kunstblut auf der Stirn und mit den bekannten Worten: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Die langjährige enge Zusammenarbeit als Maria und Jesus zeigt sich im Zusammenspiel von Isa Fumei und Franco Livadoti: In der Generalprobe sind sie abgestimmt und routiniert, aber dabei auch immer engagiert. Die Einsätze sitzen, das Duo harmoniert – wie es bei Mutter und Sohn eben sein sollte: Die beiden, auch privat seit langen Jahren gut befreundet, verstehen sich inzwischen blind.
70 italienische Darstellern treten auf
Isa Fumei und Franco Livadoti gehören zu den 70 italienischen Darstellern, die die Passions-Geschichte rund um die Kirche in Holsterhausen nachspielen. Was im Schauspiel passiert, wird sowohl in Deutsch als auch in Italienisch begleitet. Zwischen den Szenen beten und singen Darsteller und Zuschauer, wobei die Zuschauer bei der Generalprobe noch fehlen. Der Test läuft gut. „Aber Probe ist Probe. Und Aufführung ist Aufführung. Dann grummelt der Magen.
Die Passion Christi
Dann kribbelt die Haut. Ich bin immer noch nervös und unruhig“, gesteht Isa Fumei. „Auch wenn es immer das gleiche Stück mit derselben Handlung ist. Jedes Jahr ist es etwas anders“, erklärt die 59-Jährige. „Neue Darsteller kommen hinzu, die Kostüme werden verändert, die Atmosphäre mit den Zuschauern ist unterschiedlich. Es ist so immer wieder aufregend und ich werde sehr emotional“, sagt die Italienerin, die seit 46 Jahren in Essen lebt.
„Jesus“ lässt sich Bart und Kopfhaar lang wachsen
Die Passion, der Leidensweg Christi, wühlt die gläubige Katholikin, die jeden Sonntag die Kirche besucht, immer wieder auf. Und das merkt man schon in der Generalprobe ihrem leidenschaftlichen Spiel an. „Es geht um Rache. Es geht um Vergebung. Ich finde diese Geschichte aus der Bibel ist mit den Ereignissen, die gerade weltweit passieren, aktueller denn je“, sagt Isa Fumei.
Ihr gleichaltriger Schauspiel-Sohn Franco Livadoti nickt. Der lässt sich für seine Jesus-Figur immer seit Aschermittwoch Bart und lange Haare wachsen. Bei der Generalprobe weht sein lockiger Schopf im Wind. „Nächstes Jahr musst du die grauen Stellen aber färben“, lästert ein Soldat und die Schauspieler lachen gemeinsam.
>> PASSIONSSPIEL AM KARFREITAG
- Die Italienische Katholische Gemeinde in Essen lädt am Karfreitag ab 17 Uhr zum Passionsschauspiel ein.
- Die bekannte Bibelgeschichte wird vor der Kirche St. Ignatius, An St. Ignatius 8, in Holsterhausen aufgeführt.
- 70 Darsteller aus sechs italienischen Gemeinden des Bistums (Essen, Gelsenkirchen, Duisburg, Gevelsberg, Bochum und Oberhausen) treten auf.