Essen. . Werdener und Borbecker Händler versuchen, die Verkaufssonntage doch noch zu retten. Dafür haben sie sich etwas Spitzfindiges einfallen lassen.
- Beim Werdener Tuchmarkt werden Händler ihre Waren in einem Zelt vor ihren Läden verkaufen
- Die Idee ist nach den vor Gericht gekippten Verkaufssonntagen aus der Not heraus geboren
- Auch in Borbeck wendet die Kaufmannschaft diesen Trick an
Nach den gekippten verkaufsoffenen Sonntagen zeigen sich Essener Einzelhändler kreativ: In Werden beim Stoff- und Tuchmarkt am Wochenende werden einige Kaufleute ihre Waren in einem Zelt anbieten – sie stellen ihre Verkaufstische also quasi vor das Geschäft und hebeln somit das Sonntagsverbot aus.
Auch die Borbecker Händler wollen mit dem gleichen Kniff ihren verkaufsoffenen Sonntag Ende Mai zur traditionellen Autoschau retten. Der Initiativkreis Centrum Borbeck bietet den Händlern dazu eine Veranstaltungsfläche auf der Autoschau an. Das Ordnungsamt hat keine Einwände gegen diese Form des Sonntagsverkaufs. Schließlich gilt dann für die Händler lediglich das Marktgesetz.
Das Gelsenkirchener Verwaltungsgericht hatte Anfang März nach einer Klage von Verdi alle 28 Verkaufssonntage in Essen dieses Jahr gekippt.
Einzelhandelsverband: „Das ist kein Zukunftsmodell“
„Dieses Angebot ist sicher ungewöhnlich, aber unsere Idee ist eher aus der Not heraus geboren, nachdem man uns die Möglichkeit des verkaufsoffenen Sonntags genommen hat“, gestand Andreas Göbel, Vorsitzender vom Werdener Werbering, ein. „Etwas Halblegales wollten wir nicht machen, also haben wir uns darauf verständigt.“ Sechs Händler werden am Sonntag ihre Textilien im Zelt anbieten.
„Not macht erfinderisch. Das zeigt aber auch die Zwangslage, in die der Einzelhandel gebracht wurde“, sagte Marc Heistermann, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Ruhr. Er sieht darin aber kein Zukunftsmodell zur Rettung verkaufsoffener Sonntage. „Das kann keiner wollen.“ Das sieht auch Anderas Göbel so und fordert eine Gesetzesänderung: „Der im Gesetz geforderte Anlassbezug für verkaufsoffene Sonntage muss gestrichen werden.“
Protest: Kaufleute hängen Schaufester zu
Nach der Niederlage vor Gericht signalisiert die Stadt derweil weiter Gesprächsbereitschaft in Richtung Verdi. „Vielleicht gibt es noch eine Chance wenigstens für Einzellösungen“, sagte am Donnerstag Ordnungsdezernent Christian Kromberg. Auch Heistermann würde dies begrüßen.
Die Werdener Kaufmannschaft hat sich zudem eine besondere Protestaktion überlegt: Die Händler werden am Sonntag ihre Schaufenster zukleben. Damit wollen sie zeigen, wie wichtig eine Nahversorgung für die Attraktivität von Stadtteilen ist. „Wenn die Landes- und Stadt-Politik nicht die Stadtteile stärkt, wird es in wenigen Jahren vielleicht so aussehen, wie die Werdener Geschäfte es am Sonntag demonstrativ vorführen. Essens schönster Stadtteil verkommt teilweise zur Geisterstadt“, mahnt Göbel.
Der Einzelhandelsverband befürchtet, dass die Auswirkungen des Verkaufsverbots an Sonntagen im nächsten Jahr deutlich zu Tage treten werden. Viele Feste seien dieses Jahr bereits organisiert und könnten nicht mehr gekippt werden. Nächstes Jahr könnte das anders aussehen, befürchtet Heistermann.