Essen. . Im verarbeitenden Gewerbe arbeiten in Essen weniger als 16.000 Mitarbeiter. Der Hauptfaktor ist die Chemiebranche, die aber auch abnimmt.
- Als Kohle-, Stahl- und Rüstungsstadt war Essen einst ein weltweiter Inbegriff für Industriearbeit
- Mittlerweile ist die Zahl der Industriearbeitsplätze auf weniger als 16 000 geschrumpft, weitere Tendenz fallend
- Die IG Metall-Funktionär warnt: „Die Deindustrialisierung in Essen schreitet voran“
In der Industrie in Essen gehen weiter Arbeitsplätze verloren. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Landesamtes. In den Industriebetrieben in der Stadt arbeiteten vergangenes Jahr 15 877 Beschäftigte zum Stichtag 30. September.
Das waren 1207 Arbeitsplätze und somit sieben Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt ein Jahr zuvor. Fünf Jahre zuvor zählte die Industrie in Essen noch 17 666 Mitarbeiter, zur Jahrtausendwende waren es 26 000.
„Die Deindustrialisierung in Essen schreitet voran“
„Die Deindustrialisierung in Essen schreitet voran. In den klassischen Bereichen werden auch in den kommenden Jahren weitere Arbeitsplätze allein durch Rationalisierung und Digitalisierung wegfallen“, sagte Alfons Rüther von der IG Metall Essen.
Die Gewerkschaft hatte angesichts dieser Entwicklung schon vor ein paar Tagen gegenüber der Landesregierung Alarm geschlagen und eine industriefreundliche Politik angemahnt. „Essen und dem Ruhrgebiet muss es gelingen, neue Industrien und neue Produkte anzusiedeln“, forderte Rüther.
Im vergangenen Jahr sorgten in Essen unter anderem die Werksschließungen bei VDM und Parker Hannifin mit zusammen weit über 100 Arbeitsplätzen für Schlagzeilen. Auch Siemens EDM verlagerte Jobs weg aus der Stadt.
Bei Kennametal Widia sind 60 Arbeitsplätze in Gefahr
Derzeit sind allein beim Hartmetall-Hersteller Kennametal Widia über 60 Arbeitsplätze in Gefahr. Das allein kann aber den drastischen Einbruch bei den Arbeitsplätzen um sieben Prozent binnen eines Jahres kaum erklären.
Heinz-Jürgen Hacks, Geschäftsführer bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) vermutet daher auch einen statistischen Effekt, wenn beispielsweise ein oder zwei größere Unternehmen vom Statistikamt nicht mehr unter der Kategorie Industrie geführt werden.
Beim Statistischen Landesamt heißt es dazu nur, dass die Veränderungen in Essen vor allem auf die Chemiebranche entfallen. Ob es einen tatsächlichen Arbeitsplatzabbau gab oder mit internen Umstrukturierungen zusammenhänge, könne man nicht sagen.
Umsatz mit vier Milliarden stabil
Unabhängig davon beobachtet auch Hacks seit längerem, dass es in der Industrie der Region „nicht so toll läuft“. Das hänge auch mit der Energiewende und dem dahindümpelnden Kraftwerksbau zusammen, was Essen und umliegende Städte besonders trifft. Hacks führt die Rückwärtsbewegung aber auch darauf zurück, dass sich zu wenige innovative Unternehmen ansiedeln.
„Die Ausgründungen aus den Universitäten nehmen zwar zu, aber es könnten gerne mehr sein“, sagte er. Um wiederum neuen Unternehmen eine Ansiedlung zu ermöglichen, brauche es mehr Flächen. „Wie zäh das bisweilen ist, hat die politische Diskussion in den vergangenen Jahren gezeigt.“
Immerhin: Der Umsatz, den die Industriebetriebe erzielen, hat sich kaum verändert. Rund vier Milliarden Euro erwirtschafteten sie 2016. Dabei werden die Unternehmen internationaler. Das Auslandsgeschäft hat mittlerweile einen Anteil von 44,7 Prozent. Vor fünf Jahren lag er noch bei 37 Prozent.