Essen. . Bei Kennametal Widia sollen Teile der Produktion verlagert werden. 67 Jobs sind in Gefahr. Der Betriebsrat will zumindest einen Teil retten.

Bei reinem Protest soll es nicht bleiben: Der Betriebsrat des Hartmetallwerkes Kennametal Widia hat ein Alternativkonzept zur geplanten Produktionsverlagerung bzw. -schließung erarbeitet. Damit soll zumindest ein Teil der gefährdeten Arbeitsplätze am Standort Essen gerettet werden. „Wir sind dabei sehr weit über unseren Schatten gesprungen“, sagte am Dienstag der Betriebsratsvorsitzende Wolfgang Freye.

Nach den Plänen des Management soll die Stäbefertigung von Essen nach Bayern und China verlagert werden und die Mischung zur Herstellung des Hartmetalls ganz schließen und künftig das Vorprodukt aus den USA kommen. Damit würde Widia sein Herzstück der Produktion verlieren. Insgesamt knapp 70 Arbeitsplätze wären betroffen. Der Betriebsrat befürchtet betriebsbedingte Kündigungen und hat deshalb Gegen-Vorschläge erarbeitet.

Konzept sieht lediglich den Abbau von 27 Arbeitsplätzen bei Widia vor

Das Alternativkonzept der Arbeitnehmerseite sieht vor, dass die Stäbefertigung stärker automatisiert wird und dort künftig 27 Mitarbeiter statt der heutigen 37 beschäftigt sind – also zehn Arbeitsplätze eingespart werden könnten. Im Gegenzug müsste der Arbeitgeber rund 1,3 Millionen Euro in die Automatisierung investieren. Die in Essen hergestellten Stäbe werden unter anderem zu Hartmetall-Bohrern weiterverarbeitet.

Um auch das Material für die Stäbe weiter vor Ort mischen zu können, soll ein Teil der Mischfertigung in Essen verbleiben, so der Vorschlag des Betriebsrates. Das habe vor allem den Zweck, dass die hohe Qualität der Stäbe gehalten werden soll. Nach Rechnung des Betriebsrates könnten so 13 der 30 Jobs in der Mischung erhalten bleiben.

Würde das Management dem gesamten Konzept folgen, dann würden statt der 67 Arbeitsplätze nur 27 abgebaut werden müssen. Und das könnte sozialverträglich geschehen, „wenn man uns Zeit lässt“, sagte Freye. Er hofft auf Alterszeitmodelle.

IG Metall fürchtet um Zukunft des Kennametall-Widia-Werkes

Die IG Metall begrüßte das vorgelegte Konzept. „Es geht um die Zukunftsaussichten des Werkes“, sagte der Essener Gewerkschaftssekretär Holger Neumann. Wenn jetzt nichts gegen die Pläne getan werde, „dann sitzen wir vielleicht in ein paar Jahren hier und sprechen über die Schließung.“

Kennametal Widia hat in den vergangenen drei Jahren bereits einen deutlichen Arbeitsplatzabbau hinter sich – von 530 auf jetzt noch 430 Beschäftigte.