Essen. . Die IG Metall und Betriebsräte sprechen von einer dramatischen Deindustrialisierung in der Region und fordern das Land zum Handeln auf.

Die IG Metall sorgt sich um den fortwährenden Arbeitsplatzabbau in Metall- und Elektrobetrieben der Region Essen, Mülheim und Oberhausen (MEO-Region). Bei einem Betriebsrätetreffen gestern mit NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin und Vertretern des Landesarbeitsministeriums forderten die Arbeitnehmervertreter mehr politische Unterstützung im Kampf um die Industrie-Arbeitsplätze.

Die Betriebsräte sprechen von einer „dramatischen Deindustrialisierung“, die in Mülheim, Essen und Oberhausen durch den Arbeitsplatzabbau in der Vergangenheit und Gegenwart stattfinde. Gleichzeitig warnte die Gewerkschaft davor, dass der Abbau hochbezahlter Industriearbeitsplätze durch mehr Stellen im Dienstleistungsbereich nicht kompensiert werden könne. Ein enormer Kaufkraftverlust werde die Folge sein, prognostiziert die IG Metall. Betriebsräte und IG Metall mahnten zudem an, dass mehr in Weiterbildung investiert werden müsse, um sich für die fortschreitende Digitalisierung zu wappnen.

Wo Jobs in Essen auf der Kippe stehen

In Essen stehen laut Gewerkschaft derzeit allein rund 100 Jobs beim Hartmetall-Hersteller Kennametal Widia und beim Aufzugbauer Otis auf der Kippe. Bei Spicer Gelenkwellenbau seien zudem inzwischen mehr als 100 Arbeitnehmer in einem Leiharbeitsverhältnis oder durch Werkvertrag beschäftigt, die Bezahlung liege unter der der Stammbelegschaft, beklagt die Gewerkschaft. Bereits im vergangenen Jahr sorgten die Werksschließungen bei VDM und Parker Hannifin mit zusammen weit über 100 Arbeitsplätzen für Schlagzeilen.

Der Betriebsratschef von Kennametal Widia, Wolfgang Freye, beispielsweise appellierte an das Land, Massenentlassungen zu erschweren und die Kurzarbeit bei Auftragsflauten auszudehnen. Auch solle die Politik Belegschaften und Gewerkschaften dabei unterstützen, wenn diese Alternativkonzepte zu Betriebsstillegungen und Rationalisierungsmaßnahmen erarbeiteten. Bei Kennametal Widia hatten Betriebsrat und IG Metall dem Management einen Gegenvorschlag zum geplanten Stellenabbau vorgelegt – allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Immerhin aber sollen statt befürchteter 90 nun nur noch 62 Arbeitsplätze gestrichen werden.

Jobverlust im Kfz-Gewerbe befürchtet

Weiteres Thema beim gestrigen Treffen war die Entwicklung der Elektromobilität. Diese werde im Kfz-Handwerk Arbeitsplätze kosten, befürchtet die IG Metall mit Blick auf große Essener Betriebe wie Lueg und Gottfried Schultz. Denn die Inspektionszeit bei einem E-Auto betrage keine 30 Minuten.