Essen. . Ludger W. verbreitete am Essener Berufskolleg West jahrelang krude Thesen: Den Staat gebe es nicht. Jetzt ist er vom Dienst suspendiert worden.
- Ludger W. sagte seinen Schülern, sie müssten weder Steuern noch Strafzettel bezahlen.
- An seinem Auto hatte er das Kennzeichen verkehrt herum aufgehängt - als Zeichen des Protestes
- Erst nach einem Bericht unserer Redaktion wurden die Behörden aktiv
Lehrer Ludger W., der am Frohnhauser Berufskolleg-West beschäftigt war und dort jahrelang mit kruden Thesen der so genannten Reichsbürger-Bewegung hausieren ging, darf nicht mehr unterrichten.
Der 45-Jährige erklärte seinen Schülern, dass sie Strafzettel nicht bezahlen müssten, und dass es den deutschen Staat eigentlich gar nicht gebe. Als Ausdruck seines Protestes gegen die Obrigkeit hatte er an seinem Auto das Nummernschild auf den Kopf gestellt – und seinen Schülern ausdrücklich empfohlen, es ihm nachzumachen.
Schulaufsicht hat jetzt Suspendierungsverfahren eingeleitet
Nachdem unsere Redaktion Ende Februar erstmals über den Fall und die scheinbare Tatenlosigkeit der Behörden berichtet hatte, hat die Schulaufsicht in Düsseldorf Anfang März ein Suspendierungsverfahren eingeleitet.
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Die Bezirksregierung, die als Aufsichtsbehörde für Lehrer an Essener Schulen zuständig ist, bestätigte am Freitagmorgen: „Mit unserer Verfügung vom 3. März ist es Herrn W. verboten, seiner Tätigkeit als Lehrer nachzugehen“, erklärte eine Sprecherin der Behörde. Ein Suspendierungsverfahren sei eingeleitet. Ob der irrlichternde Pädagoge langfristig auch auf Pensionsansprüche verzichten muss, ist jetzt noch unklar.
Bei Schülern galt W. vor allem als Spinner
Bei Schülern galt W., der Maschinenbau und Fertigungstechnik unterrichtete, vor allem als ausgemachter Spinner. Mal soll er erzählt haben, es gebe Menschen, die durch Wände gehen können; mal soll er von Wunderheilern auf den Philippinen berichtet haben, die Krebs mit der Hand heilen können. „Gut, dass er weg ist“, schrieb ein Nutzer am Freitag im sozialen Netzwerk „Facebook“, in dem unsere Redaktion am Morgen die Nachricht von der Suspendierung veröffentlicht hatte.
Nicht immer handelt es sich bei den „Reichsbürgern“ um harmlose Verschwörungstheoretiker, viele haben ein manifest rechtsradikales Weltbild. Erst am 8. März hatte ein Sondereinsatzkommando der Polizei einen mutmaßlichen Reichsbürger in Dellwig überwältigt. Der Mann hatte fünf Waffen, 80 kg Schrot und 230 kg Munition in seiner Wohnung gelagert.
Jetzt ist zu klären, wer wann was wusste
Unklar ist jetzt, warum die Suspendierung erst nach den Berichten unserer Redaktion erfolgte. Nach Informationen unserer Zeitung hatte die Schulleitung, die Aufsichtsbehörden seit Jahren auf den Missstand hingewiesen.
Fraglich ist, wie die Bezirksregierung mit dem Fall umging. NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann erklärte in dieser Woche in einer Fragestunde der FDP, der Landesregierung sei der Fall noch nicht bekannt gewesen.
Jetzt ist zu klären, wer zu welchem Zeitpunkt informiert war.