Essen. Ein Lehrer am Berufskolleg verbreitet im Unterricht obskure Thesen, Krisengespräche der Schulleitung blieben erfolglos. Nun wird es eng für ihn.

  • Über Jahre hat Lehrer Ludger W. am Berufskolleg West Thesen verbreitet, die nach Sympathie für die „Reichsbürger“-Ideologie klingen
  • Nachdem die Schulleitung lange vergeblich in der Sache aktiv wurde, hat die Schulaufsicht nach einem Zeitungsbericht nun doch reagiert
  • Zurzeit läuft eine Untersuchung, die möglicherweise seine Suspendierung zur Folge hat. Unterricht gibt W. derzeit nicht

Die Bezirksregierung untersucht nun doch mit Nachdruck den Fall eines Lehrers des Berufskollegs Essen-West, der verdächtigt wird, im Unterricht Thesen der so genannten „Reichsbürger“ zu vertreten. Das geht aus einer Mitteilung der Düsseldorfer Aufsichtsbehörde hervor. Man sei „daran interessiert, den Sachverhalt so schnell wie möglich aufzuklären“, heißt es auf eine Anfrage dieser Zeitung. Hierzu müsse zunächst die Schulleitung und der Betroffene gehört werden, von den Aussagen werde dann das weitere Vorgehen abhängen – auch ob die Verfehlungen für eine „vorläufige Suspendierung“ ausreichten.

Zahlreiche Beschwerden von Schülern blieben lange erfolglos

Wie berichtet, soll Ludger W. im Unterricht seit Jahren behauptet haben, es gebe keinen legitimen deutschen Staat, als Bürger müsse man daher Anordnungen von Behörden wie der Polizei keinerlei Folge leisten. Dies hatte zu zahlreichen Beschwerden von Schülern geführt, so dass die Schulleitung immer wieder zu Krisengesprächen mit der Lehrkraft genötigt war und dies dem Vernehmen nach auch mehrfach bei der Schulaufsicht anzeigte.

In irgendeiner Form in den Fall eingegriffen wurde seitens der Bezirksregierung bis zu der Veröffentlichung in dieser Zeitung aber offenbar nicht. Da nur die Schulaufsicht zu disziplinarischen Maßnahmen befugt ist, konnte der Lehrer nicht belangt werden. Der Essener FDP-Landtagsabgeordnete Ralf Witzel sprach in diesem Zusammenhang von „Behördenversagen“ und forderte im Landtag jüngst mit einer „Kleinen Anfrage“ Auskunft von den zuständigen Ministerien.

Unterricht gibt W. derzeit nicht. „Die Lehrkraft ist aktuell aus persönlichen Gründen nicht im Schuldienst tätig“, heißt es im Schreiben der Bezirksregierung. Er soll krank geschrieben sein.