Essen/Oberhausen. . René Imran Q. gilt als Drahtzieher eines möglichen Angriffs auf das Einkaufszentrum am Limbecker Platz. Der Oberhausener ist nicht allein zum IS ausgereist.

Es ist ein martialisches, Furcht einflößendes Propaganda-Bild. Es zeigt die schwarze Terror-Fahne des Islamischen Staates, daneben zwei Maschinenpistolen und im Vordergrund einen jungen Dschihadisten aus Oberhausen.

Es soll sich um den 24 Jahre alten René Imran Q. handeln – jenen Mann, den die Sicherheitsbehörden nach WAZ-Informationen als mutmaßlichen Drahtzieher des am Samstag vereitelten Terroranschlags auf das Essener Einkaufszentrum Limbecker Platz identifiziert haben wollen.

Seit anderthalb Jahren in syrischen Kriegsgebieten

Sein drohend erhobener Zeigefinger ist eine typische IS-Pose. Der Oberhausener, der den Namen „Abdul Jabbar“ angenommen hat, trägt einen dunklen Vollbart sowie Kopftuch und T-Shirt im Camou­flage-Look. Besonders auffällig ist Abduls durchtrainierter, muskulöser Oberkörper.

Nach Erkenntnissen aus Sicherheitskreisen soll sich der junge Mann aus Oberhausen schon seit anderthalb Jahren als Kämpfer der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) im syrischen Kriegsgebiet aufhalten. Eingereist ist er demnach über die Türkei.

Sohn eines Pakistaners und einer Deutschen

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Police walks towards the Limbecker Platz shopping mall in Essen, Germany, March 11, 2017, after it was shut due to attack threat. REUTERS/Thilo Schmuelgen
Von Matthias Korfmann, Gerd Niewerth und Christian Unger

René Imran Q. ist der Sohn eines Pakistaners und einer Deutschen aus Oberhausen. Und er lebt nicht allein dort unten. Die Ehefrau an seiner Seite – zumindest nach islamischem Ritus – soll ebenfalls aus Oberhausen stammen. Angeblich handelt es sich um die etwa 20 Jahre alte Deutschtürkin C.

Bilder, die dieser Zeitung vorliegen, zeigen eine hübsche junge Frau mit feinen Gesichtszügen und zart geschminkten Lippen – mal mit offenem Haar, mal mit schwarzem Schleier. Der bullige René Imran alias Abdul und seine zierliche Komplizin: das Terrorpärchen aus Oberhausen, das vom fernen Syrien aus Angst und Schrecken im Ruhrgebiet verbreitet.

Frau reißt aus dem Heim aus

Vor fast dreieinhalb Jahren, Anfang Dezember 2013, ist die damals 17-Jährige schon einmal in die Schlagzeilen geraten: in der Lokalpresse als Vermisstenfall mit salafistischem Hintergrund. Aufgrund familiärer Probleme wird die als ehrgeizige beschriebene Berufsschülerin (Berufswunsch: Modedesignerin) im Auftrag des Jugendamtes der Stadt Oberhausen in einem Heim untergebracht – und reißt zum Kummer ihrer Eltern aus.

Mindestens zwei Wochen lang wird sie von der Polizei gesucht. Ihren besorgten Eltern war aufgefallen, dass die Tochter Kontakte zu einem jungen Mann aus der salafistischen Szene hat. Außerdem entdecken sie salafistische Schriften bei ihrer Tochter, einer angehenden Abiturientin. Daraufhin untersagen sie ihr den Kontakt zu dem Mann. Anscheinend vergebens.

Die Eltern schalten später eine Anwältin ein, denn sie fühlen sich von der Stadt und der Polizei allein gelassen. Längst lagert die Akte C. im Archiv des Oberhausener Rathauses. Schon im Dezember 2013 sei der Kontakt zu der jungen Frau abgerissen, sagt ein Stadtsprecher. „Außerdem ist sie kurze Zeit später achtzehn und somit volljährig geworden.“

Die Terror-Romantikdes „Islamischen Staates“

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Polizeibeamte stehen am Samstag (11.03.17) in Essen vor dem wegen einer Terrorwarnung abgesperrten Einkaufszentrum Limbecker Platz.
Foto: Volker Hartmann/FUNKE Foto Services
Von Jennifer Schumacher, Frank Stenglein, Gerd Niewerth

Es ist eine beängstigende Vorstellung: Junge Menschen, die hier geboren, aufgewachsen und zur Schule gegangen sind, verfallen der schaurigen Terror-Romantik des Islamischen Staates.

Die mutmaßlichen Sikh-Tempelbomber von Essen haben sich im Kinderzimmer und in Chatgruppen radikalisiert. Zuerst sind sie Koranverteilern und Hasspredigern hinter hergelaufen, bis sie als vermeintliche „Gotteskrieger“ selbst eine Bombe zündeten. Andere wie René Imran ziehen als Dschihadist in den „Heiligen Krieg“.

Auch Familien reisen in die Kampfgebiete des IS

Nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden soll der mutmaßliche Oberhausener Terror-Drahtzieher einer größeren Dschihadisten-Gruppe angehören, die in den letzten Jahren aus dem Ruhrgebiet in die Kampfgebiete des IS ausgereist sein soll.

Darunter sollen sich sogar Familien mit Kindern befinden. Sie sollen aus Oberhausen, Dinslaken-Lohberg und Solingen stammen: Orte, die durch sehr aktive salafistische Netzwerke auffallen. Sicherheitskreise stufen solche Leute als „Gefährder“ ein, insgesamt 620 davon soll es in Deutschland geben.

Sie sind tickende Zeitbomben.