Essen. . Das Einkaufszentrum Limbecker Platz in Essen hat nach dem Terroralarm am Montag wieder normal geöffnet. Händler fürchten, dass Kunden wegbleiben.

Das Einkaufszentrum Limbecker Platz am Montagmorgen, halb zehn. Die meisten Läden sind noch dunkel und hinter Glaswänden verschlossen, nur vereinzelte Geschäfte haben seit anderthalb Stunden geöffnet. Die Apotheke zum Beispiel oder eine Bäckerei-Filiale im Untergeschoss. „Erst hatte ich ein komisches Gefühl“, sagt die Verkäuferin, „aber mittlerweile geht es.“ Deutlich weniger Kunden registriere sie heute, „sonst ist jetzt immer ein erster Ansturm, aber der bleibt gerade aus. Die Leute haben wahrscheinlich Angst.“

Händler: Das Publikum hat an Niveau verloren

Der Filialleiter eines Textilgeschäfts im Limbecker Platz hat beim Bäcker gerade ein Buttercroissant gekauft, steckt die Tüte ein und meint: „Ich hab’ auch ein komisches Gefühl.“ Er kommt ins Plaudern: Seit dem ersten Tag sei er im „Limbecker Platz“ dabei, also seit August 2008, doch das Publikum habe in den fast zehn Jahren sehr an Niveau verloren. „Hier läuft viel Volk herum, das nur zum Aufwärmen kommt. So gesehen, wundert mich das mit der Anschlagsdrohung fast gar nicht.“ Die Shops, die er auch in Düsseldorf und Köln betreibt, hätten eine ganz andere Kundschaft, „das kann man gar nicht vergleichen.“

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Umschüler Kevin (24) steht unterdessen an einer Rolltreppe, wartet darauf, dass „Karstadt aufmacht“, und meint: „Ich hab’ am Donnerstagabend in Düsseldorf den Axt-Anschlag im Hauptbahnhof miterlebt, ich stand 15 Meter von dem Täter weg. Mit der Angst muss man irgendwie umgehen, das ist leider heute so.“

Security-Mann: „Meine Frau wollte nicht, dass ich komme“

An einem Geschäft für Modeschmuck, das in 15 Minuten öffnet, steht ein Mitarbeiter der Firma „Kötter Security“. Er bewacht das Geschäft nicht wegen der Anschlagsdrohung vom letzten Samstag, sondern weil die Jalousie des Ladens defekt ist, nicht mehr heruntergelassen werden kann. „Meine Frau wollte nicht, dass ich heute hier arbeiten gehe, aber was soll ich machen“, sagt er schulterzuckend. „Ich will meinen Job behalten. Außerdem muss ja einer für die Sicherheit da sein. Wir heißen schließlich Sicherheitsdienst und nicht Angst-Dienst.“

Mirsadi Ramadanou, der im Untergeschoss direkt an der Wasserfontäne ein Jeansgeschäft betreibt, befürchtet: „Heute kommen bestimmt weniger Kunden.“ Am Samstagmorgen habe ihn seine Chefin per Handy über die aktuelle Nachrichtenlage verständigt. „Ich wollte noch kommen, aber die sagte, ich soll zu Hause bleiben.“

„Ich habe ein ganz komisches Gefühl“

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Kunde Christian Stein (42) kommt die Rolltreppe vom Berliner Platz hochgefahren, ist vorhin aus der U-Bahn gestiegen und will jetzt zu Saturn. Stein schaut zur Decke und fragt sich: „Warum haben die hier eigentlich keine Video-Überwachung? Ich hab’ ein ganz komisches Gefühl.“ Zu ihren Sicherheits-Vorkehrungen will das Center an diesem Morgen noch keine Stellungnahme abgeben.

Dann ist es zehn. Jetzt öffnet das Center offiziell. Sämtliche Lampen gehen an, es ertönt ein Gong, und eine freundliche Damenstimme vom Band sagt: „Herzlich Willkommen im Limbecker Platz. Alle Geschäfte und Gastronomiebetriebe haben jetzt für Sie geöffnet, wir wünschen einen angenehmen Tag.“ Er soll so normal werden wie möglich.