Essen. Eltern fordern, dass Little Bird, das fehlerhafte Online-Vormerksystem für Kita-Plätze, vorerst gestoppt wird. Krisengespräch am Freitag.

  • Immer neue Fehler werden gemeldet – Eltern sind in Sorge, dass sie bei der Platzvergabe leer ausgehen
  • Das Thema Little Bird soll am Dienstag im Jugendhilfeausschuss angesprochen werden
  • Sozialdezernent Peter Renzel ist um Klärung bemüht: Längst nicht alle Kita-Plätze seien schon vergeben

Viele Familien, die sich für einen Kita-Platz ab August beworben haben, sind mit ihrer Geduld am Ende: Die Stadt sieht sich nun zu einem Krisengespräch mit den Betroffenen gezwungen.

Weil die Pannen beim neuen Online-Vormerksystem Little Bird immer noch nicht behoben sind, fürchten hunderte Eltern, dass sie für ihre Kinder gar keine Kita finden. Die Sorgen sind nicht unbegründet: Im Februar hatte die Stadt eingeräumt, dass noch 2400 Kita-Plätze fehlten. Bei Kindern über drei Jahren liegt die Versorgungsquote diesmal bei nur 91,4 Prozent – vor wenigen Jahren steuerte Essen mit 98 Prozent noch die Vollversorgung an. Umso wichtiger ist es für die Betroffenen, frühzeitig und verlässlich über die Betreuung ihrer Kinder informiert zu werden.

Sozialdezernent will keinen Ausstieg aus Little Bird

Sozialdezernent Peter Renzel versucht jetzt, die Wogen zu glätten: Es seien noch längst nicht alle Kita-Plätze vergeben. Von einem Ausstieg aus Little Bird, den er zuletzt nicht ausgeschlossen hatte, ist Renzel aber abgerückt. Es gebe zwar weiterhin Mängel bei der Technik, aber „wir führen derzeit intern viele Gespräche mit allen Beteiligten, damit die Probleme möglichst bald behoben sind“.

Das offizielle Elternvertretungs-Gremium, der Jugendamts-Elternbeirat (JAEB) hatte gefordert, dass Little Bird zumindest in diesem Jahr ausgesetzt wird und die Vergabe der gut 4500 Kitaplätze nochmal wie üblich erfolgt: in Gesprächen zwischen Stadt, Trägern und Eltern. Den Vorschlag hatte die AG Wohlfahrt, ein Zusammenschluss der sechs großen Wohlfahrtsverbände, bereits Ende 2016 gemacht. Schon damals hatte es verwaltungsintern große technische Probleme mit Little Bird gegeben.

Eltern fürchten, bei Kita-Platz-Vergabe leer auszugehen

Der Eltern-Beirat hat eine Liste zusammengestellt mit 22 Fehlern, die Little Bird regelmäßig macht. Da geht es nicht nur um E-Mails mit Platz-Zusagen, die zu spät oder gar nicht verschickt wurden, sondern um noch folgenreichere Fehler: „Uns melden Eltern, dass das System sie komplett aus der Vergabe ausgesperrt hat, obwohl ihnen noch gar kein Platz zugesagt worden ist“, sagt Kathleen Lyß vom Vorstand des JAEB. Little Bird bringe zudem oft Datensätze durcheinander, sodass Eltern Zusagen für fremde Kinder bekämen oder für Kitas, die sie nie angegeben hatten. Für weitere Probleme sorgen verwirrende Mehrfach-Zusagen oder einzelne Kitas, die zeitweilig im System nicht aufgeführt und damit nicht wählbar waren. All das werden die Eltern im Krisengespräch mit dem Jugendamt thematisieren, das für Freitag anberaumt ist.

Am Dienstag will der JAEB das Thema dann in den Jugendhilfeausschuss bringen. Der Beirat hat einen ständigen Sitz in dem Ausschuss, jedoch kein Stimmrecht. „Viele Eltern sind durch die Probleme bei Little Bird extrem benachteiligt worden und drohen nun, leer auszugehen“, sagt Kathleen Lyß. „Das wollen wir so nicht hinnehmen und warten auf Erklärungen.“