Essen. . Die Stadt hat dem Anbieter von „Little Bird“ eine Frist zur Reparatur des fehlerhaften Programms eingeräumt. Einige hatten vor Fehlstart gewarnt.

  • Stadt räumt dem IT-Dienstleister der fehlerbehafteten Anmelde-Softwaren „Little Bird“ eine Frist ein
  • Sollten nicht alle Fehler behoben werden, sind eine Schadenersatzforderung oder der Ausstieg denkbar
  • Für den Fehlstart hatte es nach Aussagen von Eltern und privater Kitabetreiber Anzeichen gegeben

Die Einführung des digitalen Kita-Anmeldesystems „Little Bird“ ist krachend gescheitert. Zum Stichtag 1. März hätten sämtliche Betreuungseinrichtungen der Stadt die Plätze erstmals über das Online-System vergeben sollen. Doch zum Teil konnten sich Eltern und Kita-Mitarbeiter überhaupt nicht mehr im System anmelden.

Alle Beteiligten sprechen von großen Problemen: So kamen von den Kitas versendete E-Mails mit den Bestätigungen oder Absagen für die Betreuungsplätze gar nicht oder nur mit großer Verspätung an. Einige Eltern erhielten Berichten zufolge sogar Rückmeldungen für Kinder, die nicht ihre eigenen sind.

30 000 Datensätze sind bei „Little Bird“ hinterlegt

Sozialdezernent Peter Renzel spricht von „nicht hinnehmbaren Mängeln“. Er habe bereits Druck auf den Aachener Dienstleister „IT Regio“ ausgeübt, von dem die Stadt die Software für 90 000 Euro gekauft hatte. Hinzu kommen Wartungskosten in Höhe von jährlich 76 000 Euro.

„Sollten die Fehler nicht bis Montag behoben sein, behalten wir uns Schadenersatzforderungen und in einem weiteren Schritt sogar einen Ausstieg aus dem Programm vor“, wetterte der Sozialdezernent. Viele Reparaturen seien bereits am Freitag erfolgt, weswegen sich Renzel zuversichtlich ist, dass „Little Bird“ ab Montag reibungslos läuft: „Am wichtigsten ist, dass die Daten nicht verloren gegangen sind. Insgesamt sind 30 000 Datensätze dort hinterlegt“, sagte Renzel. Er beteuerte, dass es im Vorfeld keine Hinweise auf einen derart fehlerbehafteten Start gegeben habe.

Kita hatte vor unausgereiftem Programm gewarnt

Dabei wurden immer wieder Stimmen laut, die vor einem noch unausgereiften Programm und möglichen Schwierigkeiten gewarnt hatten. Ronald Derler, Vorstandsvorsitzender der KiTa Lummerland in Steele, ist die Einführung der Software schon länger ein Dorn im Auge: „Das Thema Little Bird beschäftigt uns seit Mitte 2015 und ich habe damals schon dem Jugendamt der Stadt Essen und später auch dem Oberbürgermeister persönlich geschrieben, dass das Programm nicht ausgereift ist und bei der geplanten Live-Schaltung Probleme auf uns zu kommen werden. Statt sich aber meiner Kritik anzunehmen, wurde ich als Querulant dargestellt“, wundert sich Derler, der ein einheitliches, digitales Anmeldesystem grundsätzlich begrüßt: „Nur muss es dann funktionieren.“

Derler und sein Team gingen auf Nummer sicher und bereiteten die Anmeldungen und Verträge parallel zu „Little Bird“ auch in analoger Papierform vor.

Elternbeirat sammelt Berichte von Betroffenen

Mit dieser zusätzlichen schriftlichen Absicherung steht die Kita Lummerland nicht allein da, wie Julia Halbach vom Elternbeirat des Jugendamts (JAEB) berichtet: „Viele Kitas haben zusätzlich zu Little Bird noch ihren eigenen Fahrplan, wie sie mit den Anmeldungen umgehen. Das führt bei den Eltern zu Verwirrung.“

Auch beim Elternbeirat laufen seit Mittwochabend zahlreiche Berichte über blockierte Zugänge und Schwierigkeiten bei den Priorisierungen auf. „Das hat beispielsweise zur Folge“, sagt Julia Halbach, „dass Eltern für ihre Wunschkita komplett gesperrt sind.“ Der JAEB möchte die Probleme gerne sammeln und mit dem Jugendamt besprechen. Eltern, die ihre Erlebnisse schildern wollen, können eine E-Mail senden an: kontakt@jaeb-essen.de