Essen-Holsterhausen. . Anwohner der Hufelandstraße in Holsterhausen sind sauer über die Fällung von 16 Linden. Einer Plakataktion wurde von der Polizei verhindert.
Nach dem Bericht über die bevorstehenden Fällungen an der Hufelandstraße hat sich spontaner Protest formiert: Mehrere Anwohner und Baumfreunde kamen am Mittwochabend gegenüber dem Uni-Klinikum zusammen, um sich für den Erhalt der Linden einzusetzen.
Eine vorbereitete Plakataktion wurde durch die Polizei gestoppt. Großflächig hatten Anwohner Banner mit der Aufschrift „Baummord Grüne Hauptstadt“ an den verbliebenen 13 Bäumen anbringen wollen. Drei Linden waren bereits am Mittwochmorgen gefällt worden.
Runder Umwelttisch Essen fordert Stopp der Fällungen
Auch der Runde Umwelttisch Essen schaltete sich in die Debatte ein und forderte in einem Brief an Umweltdezernentin Simone Raskob einen sofortigen Stopp. „Seit der Würde (und Bürde) einer europäischen Grünen Hauptstadt seit Anfang 2017 sollte bei der Entscheidung pro Parkplatz oder Baumerhalt neu gewichtet werden“, heißt es in den von Dieter Küpper, Moderator des Runden Umwelttischs, formulierten Zeilen.
Organisiert wurde die Protestaktion von Constanze Nehring und ihrer Tochter, die morgens spontan nach der Zeitungslektüre beschlossen hatten, sich für die Bäume einzusetzen. „In Holsterhausen engagieren sich viele Menschen für die Grüne Hauptstadt. Im benachbarten Grugapark kann man sogar Baumpatenschaften abschließen. Und da sollen wir einfach hinnehmen, dass gesunde Bäume gefällt werden?“, fragte Constanze Nehring die Vertreter von Stadt und Grün und Gruga, die sich der Kritik der Anwohner vor Ort stellten.
Stadtvertreter verweist auf Verkehrssicherung
Dabei betonte Dirk Langner vom Amt für Straßen und Verkehr, dass die Bäume zur Verkehrssicherung gefällt würden – und nicht, um mehr Parkraum zu schaffen. So deutete er auf einige Gehwegplatten, die durch das Wurzelwerk der Linden bereits angehoben worden seien: „Das ist brandgefährlich.
Außerdem mussten wir schon einige Bordsteine entnehmen, die auf die Straße zu kippen drohten. Es war damals ein Fehler, hier Linden zu pflanzen, da ist man heute schlauer.“ Auch ein unabhängiger Baumsachverständiger, Jürgen Kutscheidt, erläuterte die Ursache: „Mir liegen Bäume natürlich am Herzen. In diesem Fall aber sind einige Linden durch den Pfingststurm ohnehin beschädigt und ist die Neupflanzung auf mittel- und langfristige Sicht auch für das Klima der Straße besser, da CO2 durch Wachstum gebunden wird.“
Nachbarinnen traurig über die gefällten Linden
Die Nachbarn wollten sich vom Argument der Verkehrssicherheit nicht recht überzeugen lassen: „In anderen Städten wird den Bäumen, nicht der Straße mehr Platz gegeben“, sagte Nachbarin Gabi Maas (61). Marianne Michels (82), die seit zehn Jahren an der Hufelandstraße lebt, ist in erster Linie traurig, wie sie sagt: „Ich habe anhand der Bäume immer den Wandel der Jahreszeiten vom Fenster aus beobachten können. Ich könnte weinen, dass die Linden bald verschwunden sind.“
Zwar gelang es den Nachbarn nicht, die Fällung zu stoppen. Immerhin aber erreichten sie, dass sich Hans-Joachim Augustin, Fachbereichsleiter bei Grün und Gruga, für mehr Ersatzpflanzungen an der Hufelandstraße einsetzen will: „Und wir prüfen, ob auch die Neuanpflanzung älterer und damit größerer Bäume möglich ist.“
Auf Facebook wurde mittlerweile ein Netzwerk ins Leben gerufen, das sich stadtweit gegen Fällungen einsetzen möchte