Essen. . Die Unfallzahl stagniert, obwohl immer mehr Menschen das Rad nehmen. Dennoch warnt der ADFC weiter vor Gefahrenpunkten – einem ganz besonders.

  • 2016 wurden in Essen gegenüber dem Landesdurchschnitt nicht mal halb so viele so viele Fahrrad-Unfälle gezählt
  • Gleichzeitig nimmt dieZahl der Fahrradfahrer in der Ruhrmetropole leicht zu - auch, weil es mehr Routen gibt
  • Im Vorjahr verunglückten 258 Radfahrer im Essener Stadtgebiet: der ADFC hat besondere Gefahrenpunkte im Blick

Das Radfahren in Essen ist im Verlauf der vergangenen Jahre ein Stück sicherer geworden. Dieses Fazit zieht der Vorsitzende des Essener Fahrrad-Clubs ADFC, Jörg Brinkmann. Obwohl der Fahrradverkehr hier zunimmt, stagniert die Zahl der Biker-Unfälle. Der ADFC führt dies auf die verbesserte Infrastruktur des Radrouten-Netzes zurück, mahnt aber zugleich an, dass noch zahlreiche Gefahrenpunkte beseitigt werden müssen.

Dazu zählt die stark befahrene Kreuzung Bismarck-/Kruppstraße in der Innenstadt, auf der es am 31. August des vergangenen Jahres zu einem tragischen Unfall gekommen ist.

Weißes Fahrrad als Mahnmal

Auf dem langen freien Rechtsabbieger von der Bismarck- in die Kruppstraße wurde eine 53-jährige Radfahrerin am Überweg von einem Pkw angefahren und tödlich verletzt. Seitdem steht dort ein weiß angestrichenes Fahrrad als Mahnmal.

„Der Radweg endet genau vor dem Fußgängerüberweg“, kritisiert Brinkmann. Viele Radfahrer, die geradeaus weiter wollen, radeln über die Fußgängerfurt, während rechts abbiegende Autofahrer durch den Verkehr von links abgelenkt werden. Das erhöht das Risiko, dass Radfahrer, die übrigens beim Queren der Furt absteigen müssten, übersehen werden. „Hier muss dringend etwas gemacht werden“, fordert Brinkmann. „Diese Kreuzung wird von vielen Radfahrern genutzt, was uns auch erstaunt hat.“ Die Polizei hat dort bereits eine verstärkte Überwachung angekündigt.

Kreuzung Holle-/Steeler Straße als Unfallschwerpunkt

Ebenso gefährlich ist der lange Rechtsabbieger von der Hollestraße in die Steeler Straße. Die Polizei sieht an der Kreuzung eine „Unfallhäufungsstelle (sechs Verletzte im Vorjahr), weil Autofahrer beim Abbiegen nicht auf Radfahrer und Fußgänger achten, die den gemeinsamen Überweg queren. Die Polizei will dort nun mehr kontrollieren.

„Diese Stelle hat für uns absolute Priorität“, sagt Brinkmann. Er fordert gemeinsam mit der Essener Fahrrad-Initiative EFI, an besonders riskanten Kreuzungen neonfarbene Warn-Fahrräder aufzustellen, damit die Verkehrsteilnehmer dort wachsamer sind und rücksichtsvoll fahren An der Holle-/Steeler Straße soll das erste rot reflektierende Warnrad aufgestellt werden, so will es der ADFC.

258 Radfahrer verunglückt

Bezogen auf die Einwohner-Zahl wurden 2016 in Essen gegenüber dem Landesdurchschnitt nicht mal halb so viele so viele Fahrrad-Unfälle (44 Unfälle auf 100 000 Bewohner) gezählt. Allerdings wird in der Ruhr-Metropole trotz steigender Tendenz immer noch weniger geradelt als im NRW-Schnitt. Im Vorjahr verunglückten 258 Radfahrer (darunter 28 Kinder) im Essener Stadtgebiet – drei weniger als 2015.

In den 80er- und 90er-Jahren lag die Zahl „teilweise deutlich über 300“, betont Brinkmann – und das obwohl damals der Anteil der Radfahrer mit drei Prozent viel niedriger lag. (Die letzte Zählung vor sechs Jahren ergab fünf Prozent Radverkehr).

Mehr Fahrrad- und Schutzstreifen auf den Straßen

Der ADFC sieht den Grund für die stagnierenden Unfall-Zahlen bei gleichzeitiger Zunahme des Radverkehrs darin, dass mehr Routen geschaffen wurden und werden, auf denen Radfahrer von Autofahrern besser gesehen werden. Das sind vor allem Fahrrad- und Schutzstreifen auf den Straßen, die in Essen immerhin schon eine Gesamtlänge 22 Kilometern ausmachen. Ein viel geringeres Unfallrisiko besteht auch auf den Fahrradstraßen mit einer Länge von 20 Kilometern, weil auf denen viel weniger motorisierte Fahrzeuge unterwegs sind und Autofahrer nur langsam fahren dürfen.

Auf den 300 Einbahnstraßen, die in beiden Richtungen für Radfahrer freigegeben sind, gibt es ebenso deutlich weniger Autoverkehr. Auf denen sei es bis heute zu keinem „nennenswerten“ Fahrrad-Unfall gekommen, berichtet Brinkmann.

Bahn-Trassen sind sicher

Eine relativ hohe Verkehrssicherheit bieten zudem die ehemaligen Bahn-Trassen und der teilweise fertiggestellte Radschnellweg RS1, weil der größte Teil der Strecken für die Radler kreuzungsfrei ist.

Der ADFC setzt jetzt darauf, dass die Stadt in Zukunft noch mehr Fahrrad- und Schutzstreifen auf den Fahrbahnen anlegen wird, um Radfahrer im Straßenverkehr sichtbarer zu machen. „Sehen und gesehen werden heißt hier die Devise“, darin ist sich Brinkmann mit der Stadt und der Polizei einig.