Essen. Starke Bilder, lässiger Erzählstil: Bei der Premiere des Image-Films zur Grünen Hauptstadt war Essen mal ganz mit sich im Reinen - zu Recht.

Es gibt Abende, da ist Essen ziemlich mit sich im Reinen. Die Premiere des Grüne Hauptstadt-Films in der mit rund 1200 Zuschauernvoll besetzten Lichtburg am Mittwoch war so ein Ereignis. Natürlich, es handelt sich um einen Werbefilm, in dem immer die Sonne scheint und man nicht ein einziges Mal etwas sieht, das das Auge beleidigen könnte. Andererseits: Wer zur rechten Zeit am rechten Ort ist, kann all das ja wirklich erleben: die berückend schöne Heisinger Aue ebenso wie romantische Momente am Rhein-Herne-Kanal und coole Sommerabende in der Gruga. Und noch vieles mehr.

© Jochen Tack

Der Film muss und sollte auch gar nicht die ganze Essener Wahrheit zeigen, doch was er zeigt, stimmt einfach. Neben den suggestiven Bildern gefällt der souveräne, lässige, hin und wieder leicht ironische Erzählton, der endlich mal bricht mit den ewigen Minderwertigkeitskomplexen. Aber, und das ist mittlerweile fast wichtiger: Den Machern gelang es eben auch, den umgekehrten Fehler zu vermeiden, der gerade im Ruhrgebiet gern passiert: sich dröhnend und hosenträgerschnalzend hinzustellen und einen auf dicke Hose zu machen.

Ruhige und selbstbewusste filmische Botschaft

Die Film-Botschaft ist eine freundliche Einladung: Essen ist eine würdige Grüne Hauptstadt, braucht sich ganz gewiss nicht zu verstecken, hat es aber nicht nötig, „draußen“ verzweifelt um Aufmerksamkeit und Liebe zu buhlen. Gelegentliche Uralt-Sprüche á la „Glaubt einem ja keiner, wie grün es hier ist“, tun der ruhig-selbstbewussten Grundbotschaft keinen großen Abbruch. Wer nach diesem Film immer noch in finsteren Klischees verharrt, dem ist eh nicht zu helfen. Ist dann aber auch irgendwann mal egal.

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Weil viele Premierengäste das ähnlich sahen oder zumindest spürten, war die Stimmung aufgekratzt in der wunderbaren Filmbar der Lichtburg, die eine lässige Grandezza versprüht, die an diesem Abend gut passte. Man sah zum Beispiel einen Oberbürgermeister in guter Form, dem anzumerken war, wie zufrieden er mit den ersten zwei Monaten Grüner Hauptstadt ist. „Läuft!“, heißt das ja heute gern.

Sorgfältige Auswahl der Interviewpartner

In der Talk-Runde unmittelbar nach den Film wurde unter der straffen Interview-Regie von Altmeister Fritz Pleitgen vielleicht etwas arg ausführlich noch einmal der Weg zur Titelwürde nachvollzogen, aber völlig zu Recht ernteten dort auch die Filmemacher Frank Bürgin und Johannes Kassenberg hohes Lob. 50 Stunden Drehmaterial waren unter hohem Zeitdruck zu einem 60-Minüter zu komprimieren.

Neben den dominierenden Luftaufnahmen – mancher fand, es seien arg viele –, bestach eine sorgfältige Auswahl von Interview-Partnern. „Echte Menschen“, die in irgendeiner Form mit Natur in Essen zu tun haben, vom Förster bis zum Hobby-Ornithologen, vom Kleingärtner bis zum Öko-Bauern. Keine Politik, keine Stadtverwaltung, keine Verbände, was auch mal gut tat. Der Beifall war einhellig, und die Empfehlung lautet: einfach mal ansehen.